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Stadt reagiert mit Förderprojekt auf Hassverbrechen

Mehr Vielfalt für Wien "Alle Menschen haben das Recht, in Wien sicher und frei zu leben.“

ms - 11.08.2022 - 11:30 Uhr

Die Stadtoberen von Österreichs Landeshauptstadt Wien wollen die LGBTI*-Community stärker unterstützen und stellen deswegen jetzt 100.000 Euro für queere Projekte zur Verfügung. Der Name des Fördertopfs lautet so auch direkt “Queere Vielfalt“. Mit dem Geld sollen neun verschiedene Aktionen finanziell angeschoben werden, darunter auch Schul-Workshops und Videoprojekte. Die Stadt Wien reagiert damit auch auf die steigenden Hassverbrechen gegenüber LGBTI*-Menschen in Österreich – das Epizentrum aller Angriffe ist Wien.

Zu den ausgewählten Projekten zählen unter anderem der Schul-Workshop "Queer Sex Education" oder auch die Veranstaltungsreihe "Anders unter uns", ein Videoprojekt, das in besonderer Weise auf LGBTI*-Migranten aufmerksam machen und die Sichtbarkeit dieser Menschen fördern will. "Alle Menschen haben das Recht, in Wien sicher und frei zu leben. Leider gibt es immer noch Ausgrenzung, Beschimpfungen und Übergriffe im Alltag, im Arbeitsleben, im Wohnumfeld oder im öffentlichen Raum", so Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr über die Projekte. Mehrfach betont der Politiker der Neos dabei auch, dass das Kernziel die Stärkung der Sichtbarkeit der LGBTI*-Community sein soll. Bereits im Sommer hatte eine, durch Spenden finanzierte Plakataktion an verschiedenen Brennpunkten in Wien versucht, die breite Öffentlichkeit für Gewalt gegenüber LGBTI*-Menschen zu sensibilisieren. 

Erst im Juli wurde der offizielle Hate-Crime-Jahresbericht für 2021 vom österreichischen Innenministerium vorgestellt – die Zahl der Angriffe auf LGBTI*-Menschen erreichte einen neuen Höchststand mit insgesamt 376 Hassverbrechen aufgrund der sexuellen Orientierung – mehr als eine Tat jeden Tag. Epizentrum der Angriffe mit rund 130 Fällen ist dabei die Landeshauptstadt Wien. Die offiziellen Zahlen dürften dabei nur die Spitze des Eisberges sein, seriöse Schätzungen gehen davon aus, dass rund 90 Prozent aller Übergriffe gar nicht von den Opfern gemeldet werden. Umgerechnet auf die Zahl der Einwohner verzeichnet Österreich damit offiziell mehr als dreimal so viele Vorfälle von Hassverbrechen gegenüber LGBTI*-Menschen als Deutschland. Ob das aktuelle Förderprojekt ausreichen wird, bleibt fraglich – der Gleichbehandlungssprecher der SPÖ, Mario Lindner, rief aufgrund der hohen Zahlen die Regierung zu einem sofortigen Handeln auf und forderte abermals einen Nationalen Aktionsplan gegen Hass sowie ein umfassendes Diskriminierungsverbot.

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