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Pharma-Unternehmen startet nach Rückschlag neue Studien

Neue Studien zu HIV Hoffnungen auf neues Medikament sind noch nicht begraben

ms - 28.09.2022 - 11:00 Uhr

Das amerikanische Pharma-Unternehmen Merck, einer der weltweit größten Arzneimittelhersteller, beginnt jetzt mit neuen klinischen Studien zur HIV-Behandlung mit einer niedrigeren Dosis seines experimentellen antiretroviralen Medikaments Islatravir. Ende letzten Jahres wurde aufgrund von Sicherheitsbedenken die Studie zwischenzeitlich auf Eis gelegt. Islatravir wurde auch für die PrEP geprüft, und zwar sowohl als einmal monatlich einzunehmende Pille als auch als Implantat, das frühen Studien zufolge ein Jahr lang vor HIV hätte schützen können, doch aufgrund unerwarteter und noch immer ungeklärter Sicherheitsprobleme geriet das neue Medikament Islatravir in Schwierigkeiten.

Im November 2021 hatte Merck bekannt gegeben, dass bei Teilnehmern, die einmal wöchentlich Islatravir (plus MK-8507) erhielten, ein Rückgang der CD4-T-Zellen zu verzeichnen war. Eine weitere Überprüfung ergab, dass die CD4-Zahlen auch bei Personen sanken, die einmal täglich Islatravir plus Doravirin zur HIV-Behandlung einnahmen. Der Rückgang der CD4-Zellen war bei Personen, die einmal täglich Islatravir erhielten, gering und unauffällig, bei denjenigen, die die höhere, einmal wöchentlich verabreichte Dosis erhielten, jedoch stärker. Merck hatte vor der Erprobung am Menschen umfangreiche Tierstudien mit Islatravir durchgeführt und keine Anzeichen für einen Rückgang der T-Zellen festgestellt. Kurz darauf zog schlussendlich deswegen die US-amerikanische Arzneimittelzulassungsbehörde (FDA) die Notbremse und setzte kurzzeitig mehrere laufende Studien zur HIV-Behandlung mit Islatravir plus Doravirin aus. Die derzeitigen Teilnehmer können das Medikament weiterhin erhalten, aber es werden keine neuen Teilnehmer mehr aufgenommen. Die Studien im Bereich PrEP wurden indes vollständig gestoppt.

"Wir haben im Moment keine vollständige Erklärung. Die CD4-Zahl ist besorgniserregend, aber das allgemeine Sicherheitsprofil von Islatravir war wirklich ausgezeichnet, also wollen wir das Kind nicht mit dem Bade ausschütten. Wir werden alles tun, was wir können, um das zu verstehen und zu sehen, ob es einen Weg nach vorne gibt", so Dr. Michael Robertson, Geschäftsführer der Merck Research Laboratories. Nach umfangreichen Analysen und in Absprache mit der FDA soll nun mit einer niedrigeren oralen Dosis von Islatravir weitergemacht werden – zum einen, um den Problemen doch noch auf den Grund zu gehen, zum anderen aber auch, um das Potenzial des hoffnungsvollen Medikaments nichts vorzeitig aufzugeben. In einem der früheren Behandlungsversuche erreichten 90 Prozent der zuvor unbehandelten Teilnehmer eine nicht nachweisbare Viruslast. Fachleute gehen derzeit allerdings davon aus, dass selbst wenn sich die niedrigere Dosis als sicher erweisen sollte, eine täglich verabreichte Kombination aus Islatravir und Doravirin kein großer Fortschritt wäre, da bereits mehrere wirksame tägliche Optionen zur Verfügung stehen. Eine einmal wöchentlich oral zu verabreichende Therapie wäre jedoch eine willkommene neue Option und eine Bereicherung für das Leben von Menschen mit HIV. Ob das gelingt, ist indes noch offen. "Wir glauben weiterhin an das Potenzial des NRTTI-Mechanismus und evaluieren weitere Kandidaten mit dem Ziel, ungedeckte Bedürfnisse in der HIV-Prävention zu befriedigen", so Dr. Eliav Barr, Chief Medical Officer von Merck Research Laboratories.

Islatravir oder EFdA (früher bekannt als MK-8591) ist ein Nukleosid-Reverse-Transkriptase-Translokationshemmer (NRTTI) der ersten Klasse mit mehreren Wirkmechanismen. Es hat eine lange Halbwertszeit im Körper und zeigte zunächst Potenzial sowohl für die langwirksame HIV-Behandlung als auch für die Prävention. Islatravir als Teil einer einmal täglich einzunehmenden Kombination mit dem von Merck zugelassenen NNRTI Doravirin (Pifeltro) zeigte eine gute Wirksamkeit bei zuvor unbehandelten Personen. Darüber hinaus starteten Merck und Gilead Sciences eine Studie mit Islatravir in Kombination mit dem lang wirksamen HIV-Kapsid-Inhibitor Lenacapavir (Sunlenca) von Gilead, der kürzlich in Europa zugelassen wurde.

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