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US-Unternehmen Gilead stellt fünf Millionen US-Dollar bereit

Pharmafirma unterstützt MPX-Bekämpfung Gelder fließen an LGBTI*-Organisationen und weltweite Gruppen im Einsatz gegen MPX

ms - 10.08.2022 - 10:00 Uhr

Das amerikanische Pharma-Unternehmen Gilead Sciences plant, rund fünf Millionen US-Dollar bereitzustellen, um mehrere LGBTI*-Organisationen aktiv bei der Ausarbeitung von Maßnahmen zu unterstützen, dessen Ziel es ist, gegen die Ausbrüche von Affenpocken (MPX)  gezielt vorzugehen. Parallel dazu wurde gleichzeitig der vierte MPX-Todesfall außerhalb Afrikas gemeldet – ein Infizierter starb in Ecuador. Weitere Todesfälle wurden zuletzt aus Spanien und Brasilien gemeldet – in allen Fällen scheinen Vorerkrankungen den tödlichen Verlauf begünstigt zu haben.

Nach wie vor sind zwar in den allermeisten Fällen noch immer schwule und bisexuelle Männer von MPX betroffen, in Deutschland gibt es aktuell rund 3.000 Infizierte, die Hälfte davon allein in Berlin. Aber die Virusinfektion befällt schrittweise inzwischen auch andere Personengruppen, das Robert-Koch-Institut meldete in diesem Zusammenhang, dass in Baden-Württemberg eine Vierjährige an Affenpocken erkrankt ist, sie hatte sich nach Angaben des RKI bei den zwei ebenfalls infizierten Erwachsenen angesteckt, bei denen das Mädchen lebt – bisher verläuft die Erkrankung hier symptomfrei. Die Deutsche Aidshilfe sowie auch der Lesben- und Schwulenverband Deutschland richteten in den letzten Tagen einen eindringlichen Appell an die Bundesregierung, mehr Impfdosen bereitzustellen – die bisherigen rund 40.000 Einheiten sind bereits verbraucht, 200.000 weitere Impfdosen werden bis Ende September erwartet, dürften aber bei weitem nicht den Bedarf decken. Die Deutsche Aidshilfe fordert deswegen rund eine Million Impfeinheiten und warf der Ampel-Koalition vor, zu wenig gegen die Virus-Ausbreitung zu tun.

In diesen Konflikt hat sich nun Gilead mit seiner Spende über fünf Millionen US-Dollar eingebracht. Verschiedene Gesundheitsexperten betonten zuvor in den letzten Tagen immer wieder, wie entscheidend ein effektives Handeln jetzt sei, damit das Virus sich nicht weiter ausbreiten könne; die Weltgesundheitsorganisation und die Vereinigten Staaten haben deswegen die Affenpocken zu einem öffentlichen Gesundheitsnotstand erklärt. Gilead will helfen und unterstützt deswegen die Human Rights Campaign (HRC), die LGBTI*-Organisation GLAAD, die National Black Justice Coalition und das National Center for Lesbian Rights in einem ersten Schritt mit jeweils 350.000 US-Dollar, um damit die öffentliche Aufklärung zur Prävention und Behandlung des Virus voranzutreiben. GLAAD-Sprecher Rich Ferraro betontet dabei: "Mit dieser Partnerschaft werden wir in der Lage sein, mehr zu tun!" Und GLAAD-Geschäftsführerin Sarah Kate Ellis betonte: „Diese neue Zusammenarbeit wird es ermöglichen, Inhalte und Ressourcen zu erstellen und zu verbreiten, die unserer Community helfen, die Fakten zu kennen und die Prävention und Behandlung von MPX besser zu verstehen.“

Die Kritik, dass die Regierung zu langsam handelt, wird auch in den USA immer lauter. Mit den Spenden sollen so unter anderem auch Informationsmaterialien erstellt werden, die gezielt an die Medien sowie landesweit in Community-Treffpunkten, Gay-Bars, Nachtclubs, auf Partys und queeren Veranstaltungen verteilt werden sollen. Weitere rund drei Millionen US-Dollar sollen als Notfallzuschüsse an kleinere Organisationen weltweit verteilt werden, darunter wahrscheinlich auch in Deutschland. Korab Zuka, Sprecher von Gilead, dazu: „Diese Organisationen, die durch COVID-19 ohnehin schon überlastet sind, müssten ansonsten bei einem größeren Ausbruch von Affenpocken möglicherweise die übliche Versorgung der Patienten aufschieben.“

Das Pharmaunternehmen Gilead Sciences wurde 1987 in den USA gegründet und ist seit 1991 auch in Deutschland vertreten. Das biopharmazeutische Unternehmen erforscht, entwickelt und vermarktet Arzneimittel mit Schwerpunkten auf virale Infektionskrankheiten wie HIV, Virushepatitis sowie COVID-19. Im Kampf gegen die Immunerkrankung HIV hat Gilead in den letzten Jahrzehnten wesentliche Therapiestandards gesetzt und versorgt heute täglich mehr als sechszehn Millionen Menschen in rund 130 Ländern mit einer HIV-Therapie – das sind rund die Hälfte aller Menschen weltweit mit einer antiretroviralen Therapie. Sowohl die erste komplette HIV-Therapie mit nur einer Tablette pro Tag als auch die Präventionsmöglichkeit PrEP stammen aus den Laboren von Gilead.

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