Direkt zum Inhalt
Zeitplan Selbstbestimmungsgesetz

Selbstbestimmungsgesetz Justizminister Buschmann geht davon aus, dass sich Bedenken des Bundesinnenministeriums lösen lassen.

ms - 14.07.2023 - 13:00 Uhr
Loading audio player...

Der Gesetzentwurf für das Selbstbestimmungsgesetz wird voraussichtlich erst im Herbst in das Bundeskabinett eingebracht werden – diese Annahme bestätigte jetzt Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) heute gegenüber der Rheinischen Post. Man wolle das Gesetz „zügig nach der Sommerpause“ einbringen – konkreter wurde er in den Aussagen bezüglich der Zeitplanung nicht, erklärte aber, dass er davon ausgehe, dass sich die jüngst aufgeworfenen Fragen lösen lassen werden. Wie dies geschehen solle, ließ der FDP-Politiker indes ebenso offen.

Gesetzeslücke für Kriminelle?

Das Selbstbestimmungsgesetz verzögert sich mittlerweile seit über einem Jahr, kurz vor der parlamentarischen Sommerpause stoppte überraschend das Bundesinnenministerium weitere Schritte. Das Bundeskriminalamt sah Handlungsbedarf, denn mit der derzeitigen Gesetzesgrundlage würde es Kriminellen künftig möglich sein, sich durch einen einfachen Geschlechtswechsel beim Standesamt einer polizeilichen Verfolgung zu entziehen, da in diesem Fall auch alle Dokumente dem neuen Namen und Geschlecht einer Person angepasst werden können.

Mehrere Fragen noch immer offen

Auf weitere, immer noch offene Fragen und Kritikpunkte ging Buschmann in seinen jüngsten Äußerungen zum geplanten Gesetzesvorhaben nicht weiter ein. Noch immer ist nicht geklärt, ob im Bedarfsfall das Hausrecht oder das Anti-Diskriminierungsgesetz höher zu bewerten ist, wenn beispielsweise eine Trans-Frau Einlass in eine Einrichtung speziell für Frauen wünscht, dies aber von den Betreibern verweigert wird.

Weitere Kritikpunkte sind der Wegfall jedweder psychologischer Betreuung oder Gutachten vor dem Geschlechtswechsel, auch bei Minderjährigen ab 14 Jahren, sowie auch die Einführung eines Offenbarungsverbots beim Deadnaming von Trans-Menschen mit einer Bußgeldstrafe von bis zu 10.000 Euro. Rund 50 queere Verbände hatten sich im Vorfeld in Abstufungen für das Gesetz ausgesprochen, etwa 30 andere Organisationen votierten dagegen, darunter unter anderem auch mehrere schwul-lesbische Verbände und ein Verein für Trans-Menschen.

Rechtsexperte spricht von „falscher Richtung“ beim Gesetz

Kritik kommt auch aus der Politik, Vertreter von SPD, Union, Freie Wähler oder auch der AfD lehnen den Gesetzentwurf in dieser Version ab. Der Unions-Rechtsexperte Günther Krings erklärte gegenüber der Rheinischen Post, dass das Selbstbestimmungsgesetz in dieser Form „in die vollkommen falsche Richtung“ laufen würde. Und weiter: „Nach unserer Auffassung unterliegt das Geschlecht nicht der freien Selbstbestimmung. Es wäre daher vollkommen verfehlt, Geschlechtsänderungen auf bloßen Zuruf und immer wieder neu zuzulassen. Das weitgehende Verbot, selbst zur Aufklärung von Straftaten auf frühere Geschlechtseinträge zurückzugreifen, ist bizarr.“ Buschmann selbst erklärte abschließend, er rechne beim Selbstbestimmungsgesetz mit einer „lebhaften Debatte“ im Bundestag.

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Queere Jugendliche in Flandern

Suche nach sicheren Räumen

Im ländlichen Belgien ist es für viele queere Jugendliche schwer, Gleichgesinnte zu treffen. Immer mehr Betroffene gründen daher eigene Gruppen.
Queerer Rugbyclub

Besonderes Jubiläum in England

In England feiert ein LGBTIQ+-Rugbyclub zehnjähriges Bestehen und setzt damit ein besonderes Zeichen für mehr queere Sichtbarkeit im „Männersport“.
Gefährliche Jugendzeit

Kindeswohlgefährdungen nehmen zu

Kindeswohlgefährdungen haben in Deutschland erneut stark zugenommen, insbesondere davon betroffen sind LGBTIQ+-Jugendliche.
Mord in Hollywood

Harry und Sally-Regisseur und Frau

Regisseur Rob Reiner und seine Ehefrau Michele Singer wurden ermordet – beide unterstützten tatkräftig Schwule und Lesben. Tatverdächtig ist ihr Sohn.
Aktion „I Am Not Propaganda“

Weltweit Proteste gegen Hass-Gesetz

Am vergangenen Wochenende demonstrierten vor zahlreichen Botschaften aus Kasachstan Menschen gegen das geplante Anti-LGBTIQ+-Gesetz im Land.
Proteste in Budapest

Kritik an Ministerpräsident Orbán

Ein Skandal erschüttert Ungarn: Über 50.000 Menschen forderten am Wochenende den Rücktritt von Ministerpräsident Viktor Orbán.
Nouripour kritisiert FIFA

Debatte um Pride-Spiel 2026

Bundestags-Vizepräsident Nouripour kritisierte die FIFA und sagte zum Pride-Spiel 2026 zwischen Iran und Ägypten: Die „Mullahs“ müssten das aushalten.
Strafe, weil er CSD zuließ?

Anklage gegen Gergely Karácsony

Der Bürgermeister von Budapest sieht sich mit strafrechtlichen Ermittlungen konfrontiert, weil er die Pride-Parade im Juni 2025 ermöglicht hat.
Vorurteile im Kampf gegen HIV

Religiöser Hass in Uganda

Christliche Kirchen verhindern aus Homophobie in Uganda die Unterstützung von Menschen mit HIV, wie die jüngste UNAIDS-Studie belegt.