Direkt zum Inhalt
Sexuelle Belästigung

Sexuelle Belästigung Neue Anklage auch gegen Ex-Bischof Walter Mixa

ms - 28.11.2023 - 13:00 Uhr
Loading audio player...

Erneut wurden Vorwürfe der sexuellen Belästigung gegen den ehemaligen katholischen Bischof von Augsburg und Eichstätt, Walter Mixa, laut. Im schweizerischen Magazin „Blick“ wirft der heute 39-jährige Josef Henfling aus Spalt im Kreis Roth dem Geistlichen vor, ihn 2012 sexuell belästigt zu haben. Zu dieser Zeit arbeitete der damals 27-Jährige beim konservativ-katholischen Fernsehsender K-TV in der Schweiz, wo er den Bischof auch kennengelernt habe.

Niemand soll Opfer geglaubt haben

Gegenüber dem Boulevardmagazin erklärte er: „Nach dem Abendessen sagte er, er wolle so gerne mal wieder eine Messe nach lateinischem Ritus halten. Er bat mich zu ministrieren. Nach der Messe legten wir in der Sakristei unsere liturgischen Gewänder ab. Da kam er auf mich zu, umklammerte mich. Er nahm meinen Kopf in die Hände und küsste mich auf den Mund. Später lud er mich auf sein Zimmer ein“.

Henfling sei daraufhin überfordert aus der Sakristei geflüchtet. Insgesamt klagt er drei weitere Priester wegen sexuellen Missbrauchs an und erklärte: „Mein Leben ist total kaputt. Ohne das Kiffen und die Erinnerungen an meine Jugendliebe hätte ich mir längst das Leben genommen.“ Er habe den Vorfall damals bereits bei K-TV gemeldet, doch niemand habe ihm geglaubt, weswegen er drei Wochen später gekündigt habe.

Ein lebenslanges Leiden

Gegenüber der BILD-Zeitung bestätigte inzwischen die Staatsanwaltschaft St. Gallen den Eingang der Anzeige gegen Mixa. Aktuell werde die Sachlage geprüft. Betreut wird der Mann derzeit vom schwulen Münchner Priester Wolfgang Rothe, der sich beispielsweise auch für Segnungen von Homosexuellen einsetzt. Er erklärte, dass Henfling als Minderjähriger nach der Trennung der Eltern zu einer Pflegefamilie gekommen war – die erzkonservative Pflegemutter habe ihn dabei schlussendlich in den katholischen Orden, das „Bischöfliche Seminar“, ins österreichische Zwettl geschickt – dort sei es zwischen 1998 und 2000 „nahezu täglich“ zu sexuellen Übergriffen gekommen, die „meist abends im bereits abgedunkeltem Schlafzimmer“ des angeschuldigten Paters stattgefunden haben sollen.

„Die sexuellen Übergriffe bestanden unter anderem in Streicheln, Küssen auf Gesicht und Mund, inklusive Zungenküssen, dem regelmäßigen Entfernen von Fusseln aus dem Bauchnabel und dem vermeintlich zufälligen Berühren der Genitalien beim Zudecken“, so Rothe. Zudem habe der Pater Henfling wiederholt auf seinen Schoß gesetzt, wobei der Geistliche eine Erektion gehabt haben soll. Im weiteren Leben von Henfling soll es dann später erneut auf Schloss Rosenau zu sexuellen Übergriffen bis hin zu Vergewaltigungsversuchen durch Geistliche gekommen sein.  

Mixa weist Vorwürfe von sich

Die drei beschuldigten Priester wie auch der heute 82-jährige Mixa selbst weisen indes alle Anschuldigungen von sich. Mixa erklärte: „Wenn ich jemanden umarme und küsse, dann als Zeichen der Zuneigung. Das ist doch keine Belästigung!“ Des Weiteren erklärte Mixa, er könne sich an den konkreten Vorfall gar nicht erinnern.

Mixa war 2010 zurückgetreten, nachdem öffentlich geworden war, dass er in den 70er und 80er Jahren minderjährige Heimkinder geschlagen haben soll. Auch damals waren bereits erste Vorwürfe von sexuellen Übergriffen laut geworden – ein Verfahren wurde allerdings später eingestellt. Mixa ist dabei ein besonders pikanter Fall, denn er selbst hatte während seiner aktiven Zeit als Bischof immer wieder gegen Homosexuelle gewettert.

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Strafe, weil er CSD zuließ?

Anklage gegen Gergely Karácsony

Der Bürgermeister von Budapest sieht sich mit strafrechtlichen Ermittlungen konfrontiert, weil er die Pride-Parade im Juni 2025 ermöglicht hat.
Vorurteile im Kampf gegen HIV

Religiöser Hass in Uganda

Christliche Kirchen verhindern aus Homophobie in Uganda die Unterstützung von Menschen mit HIV, wie die jüngste UNAIDS-Studie belegt.
Rollback in Arlington

Ende bei Antidiskriminierungsschutz

Die erste Stadt in den USA, Arlington, hat jetzt die LGBTIQ+-Antidiskriminierungsgesetze aufgehoben. Eine Entwicklung mit landesweiter Signalwirkung.
Homosexuelle als Bedrohung

Neue Stigmata in Malaysia

Der größte islamische Jugendverein in Malaysia erklärte homosexuelle Menschen zur Bedrohung und fordert weitere Restriktionen gegen die Community.
Asyl für queere Flüchtlinge

Neues Zentrum in Amsterdam

In Amsterdam soll ein neues Asylzentrum nur für queere Flüchtlinge und alleinstehende Frauen entstehen.
Kontenlöschungen bei Meta

Queere Gruppen und Frauen betroffen

Meta steht massiv in der Kritik, zahlreiche Konten mit queeren Inhalten sowie zu Frauenrechten und Abtreibung gelöscht oder stark zensiert zu haben.
Neue Diskriminierung

Keine HIV-positiven US-Soldaten

Das US-Verteidigungsministerium will HIV-positive Soldaten entlassen. Ob das gelingt, ist derzeit Gegenstand einer juristischen Auseinandersetzung.
Klage gegen Erzbistum Köln

Vorwurf von sexuellem Missbrauch

Ein 70-jähriger Mann hat jetzt das Erzbistum Köln wegen mehrfachem sexuellen Missbrauch in seiner Jugend auf eine Million Euro Schmerzensgeld verklagt
Hassdelikt: Polizei ermittelt

Ein gezielter Tritt gegenLGBTIQ+

Ein Postbote in Belfast wurde entlassen, weil er einen Gartenwichtel in Regenbogenfarben samt Pride-Flagge mutwillig umstieß.