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Schwulenfeindlicher Mob jagt vermeintlich Homosexuellen // © dk_photos

Sie dachten, er sei schwul 100 Menschen schlagen im Senegal auf Mann ein

ms - 31.05.2022 - 11:00 Uhr
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Ein homophober, schwulenfeindlicher Mob von rund 100 Menschen hat Mitte Mai am Internationalen Tages gegen Homophobie einen Amerikaner im Senegal gejagt, ihn nackt durch die Straßen geschleift und ihn als schwul beschimpft sowie ihn brutal zusammengeschlagen – der Mann überlebte schwer verletzt. Auslöser für den Angriff war die modische Kleidung des Amerikaners, den die rund 100 Senegalesen aufgrund dessen für schwul hielten.

Ein Überwachungsvideo hat die Details des Angriffs vom 17. Mai in der Hauptstadt Dakar festgehalten. Die rund 100 Personen umringten den Amerikaner, zogen ihn bis zu den Boxershorts aus und schlugen auf den bereits am Kopf blutenden Mann weiter ein. Danach zogen die Senegalesen den Amerikaner barfuß durch die Straßen und schlugen ihn immer wieder auf den Rücken und auf den Kopf, während andere ihn an den Handgelenken festhielten, um so seine Flucht zu verhindern.

Auf dem Video sind auch immer wieder wüste Beschimpfungen zu hören. Der Mann wird als "dreckiger Homosexueller" beschimpft. Andere schreien: "Homosexualität wird im Senegal nicht akzeptiert", "Lasst uns ihn töten, bevor die Polizei kommt" und "Er verdient es nicht zu leben". Die Menge zog ihn schlussendlich komplett nackt aus und stahl sein Handy und andere Wertgegenstände, bevor sie ihn schwer verletzt vor der örtlichen Polizeistation liegen ließen. Blutüberströmt und mit Verletzungen am ganzen Körper wurde der Mann ins Krankenhaus gebracht.

Laut der senegalesischen Nachrichtenseite Seneweb soll es sich bei dem Opfer um einen amerikanischen Musiker handeln, der nach Dakar gekommen war, um die Biennale, eine Veranstaltung für zeitgenössische Kunst, zu besuchen. Der Nachrichtenseite zufolge hatten es die Angreifer auf den Mann abgesehen, weil sie ihn aufgrund seiner modischen Kleidung für schwul hielten. Sechs Tage nach dem Angriff nahm die örtliche Polizei die Ermittlungen auf und verhaftete drei Personen, die mit dem Angriff in Verbindung stehen.

In dem überwiegend muslimisch geprägten Land wird Homosexualität mit fünf Jahren Gefängnis bestraft. Das Land bietet keinen Schutz für LGBTI*-Menschen. Das US-Außenministerium, der Menschenrechtsausschuss der Vereinten Nationen, Human Rights Watch und Amnesty International haben bereits mehrfach festgestellt, dass die Regierung und die Medien des Landes aktiv gegen Homosexualität vorgehen. Es wird angenommen, dass sich die lokale LGBTI*-Community als Reaktion auf die Feindseligkeit in den Untergrund zurückgezogen hat.

Die Polizei verhaftet zudem alle LGBTI*-Personen, die sich selbst als Opfer von Hassverbrechen melden. Auch Selbstjustiz vor allem gegenüber schwulen Männern ist weit verbreitet, dabei stürmen Menschen die Häuser und Wohnungen vermeintlich Homosexueller und bringen diese zur Polizei, wo sie ohne Gerichtsverfahren inhaftiert werden.

Im Dezember 2021 kündigte der senegalesische Gesetzgeber überdies an, die Haftstrafen für Homosexuelle von fünf auf zehn Jahre verdoppeln zu wollen.

Dem vorausgegangen waren Bürgerproteste, die eine Verschärfung der Strafen für homosexuelle Personen gefordert hatten. "Wir wollen, dass die Regierung Homosexualität kriminalisiert, so wie sie Vergewaltigung und Viehdiebstahl kriminalisiert hat", sagte Ngoné Dia, ein Universitätsstudent, gegenüber Voice of America (VOA).

Andere brüsteten sich damit, jeden Homosexuellen töten zu wollen und riefen: "Wir wollen, dass sie eingesperrt werden, und wenn es geht, gleich für immer! Der Senegal ist ein homophobes Land, und wir sind stolz darauf, das zu sagen!“

Die Anti-LGBTI*-Stimmung in dem Land hat zuletzt durch die Unterstützung für Idrissa Gueye zugenommen. Der senegalesische Fußballspieler weigerte sich jüngst am Internationalen Tages gegen Homophobie, Biphobie und Transphobie ein regenbogenfarbenes Trikot bei einem Spiel der französischen Liga zu tragen.

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