Direkt zum Inhalt
Nächster Sportverband trennt Frauen von trans-Frauen

Triathlon schließt trans-Frauen aus Über 80 Prozent der britischen Triathleten unterstützen neue Richtlinie

ms - 07.07.2022 - 12:00 Uhr
Loading audio player...

Der britische Triathlon-Verband hat sich nun zahlreichen weiteren Sport-Organisationen wie beispielsweise dem internationalen Weltschwimmverband FINA angeschlossen und schließt mit sofortiger Wirkung trans-Athleten von der Teilnahme an Wettkämpfen in der weiblichen Kategorie auf Elite- und Breitensport-Ebene aus. Gleichzeitig kündigte der Verband an, eine neue "offene" Kategorie schaffen zu wollen – ähnlich wie bei der FINA sollen so trans-Sportlern die Möglichkeit gegeben werden, trotzdem an Wettkämpfen teilnehmen zu können.

Die neue Richtlinie umfasst, dass trans-Athleten über 12 Jahre in einer "offenen" Kategorie antreten können, die dabei alle "männlichen, transsexuellen und nicht-binären" Athleten umfasst, "die bei der Geburt das männliche Geschlecht hatten". Eine zweite "weibliche Kategorie" wird nur für diejenigen zugelassen, "die bei der Geburt das weibliche Geschlecht hatten". Die Richtlinie gilt für alle Wettkämpfe mit Zeitmessung, Ranglisten oder Preisen. Außerdem werden nur noch Personen, die seit ihrer Geburt weiblich sind, für Großbritannien, Schottland oder Wales bei internationalen Veranstaltungen in der weiblichen Kategorie ausgewählt werden. Die Entscheidung wurde jetzt getroffen, nachdem der britische Triathlon-Verband bereits im April bestätigt hatte, dass er eine "umfassende" Überprüfung seiner Richtlinien für die Zulassung von trans-Frauen eingeleitet hat. Ähnlich wie in anderen Sportverbänden auch war es vor der Entscheidung zu eingehenden Beratungsgesprächen gekommen, darin eingebunden Athleten, Interessenvertreter, Fachleute und Berufsverbände.

Als Begründung werden auch hier mehrere Studien der letzten Jahre herangezogen, die einen unverhältnismäßig großen, biologisch und körperlich bedingten Vorteil von trans-Frauen gegenüber biologischen Frauen bestätigten. So seien trans-Frauen mit einem ursprünglich männlichen Körper in vielerlei Punkten überlegen, beispielsweise beim Knochenaufbau, der Muskelmasse oder auch dem Lungenvolumen. Größtenteils Aspekte, die sich auch unter einer Therapie mit weiblichen Hormonen nicht auf den Stand einer biologischen Frauen “reduzieren“ lassen würden. Der Geschäftsführer von British Triathlon, Andy Salmon, erklärte gegenüber der BBC zudem, dass der Sport "geschlechtsspezifisch" sei und dass "Fairness an erster Stelle" stehe, wenn es um "wettbewerbsfähige Aktivitäten" gehe. Salmon weiter: "Wir glauben, dass dies die richtige Politik für den Triathlon in Großbritannien ist und der richtige Zeitpunkt, um sie zu veröffentlichen. Wir haben uns rechtlich beraten lassen und sind zuversichtlich, dass dies auch rechtlich solide ist. Im Namen des British Triathlon stellen wir dabei auch klar, dass wir kein transphobes Verhalten, keine Belästigung, kein Mobbing und keine Hassreden jeglicher Art dulden.“ Der Dachverband bat im weiteren Verlauf alle, die sich zu den Regeln äußern, dies mit "Einfühlungsvermögen und Rücksichtnahme auf all diejenigen zu tun, die davon betroffen sind und die vielleicht noch Fragen und Bedenken haben, wie sich die Regeln auf sie auswirken."

Einzelne LGBTI*-Aktivisten kritisierten wie zuvor bei FINA ebenso die Entscheidung des Triathlon-Verbandes scharf. Trans-Triathletin Amy Gadd erklärte, dass diese Entscheidung verheerend sei und sie als trans-Frau extrem enttäuscht darüber sei. Mit dieser Richtlinie würde der Verband sie nicht als Frau anerkennen. Der Verband British Triathlon selbst stützt seine Entscheidung auch auf eine Umfrage unter mehr als 3.100 Mitgliedern – über 80 Prozent stimmten den neuen Richtlinien zu und halten diese für fair und richtig. 

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Strafe, weil er CSD zuließ?

Anklage gegen Gergely Karácsony

Der Bürgermeister von Budapest sieht sich mit strafrechtlichen Ermittlungen konfrontiert, weil er die Pride-Parade im Juni 2025 ermöglicht hat.
Vorurteile im Kampf gegen HIV

Religiöser Hass in Uganda

Christliche Kirchen verhindern aus Homophobie in Uganda die Unterstützung von Menschen mit HIV, wie die jüngste UNAIDS-Studie belegt.
Rollback in Arlington

Ende bei Antidiskriminierungsschutz

Die erste Stadt in den USA, Arlington, hat jetzt die LGBTIQ+-Antidiskriminierungsgesetze aufgehoben. Eine Entwicklung mit landesweiter Signalwirkung.
Homosexuelle als Bedrohung

Neue Stigmata in Malaysia

Der größte islamische Jugendverein in Malaysia erklärte homosexuelle Menschen zur Bedrohung und fordert weitere Restriktionen gegen die Community.
Asyl für queere Flüchtlinge

Neues Zentrum in Amsterdam

In Amsterdam soll ein neues Asylzentrum nur für queere Flüchtlinge und alleinstehende Frauen entstehen.
Kontenlöschungen bei Meta

Queere Gruppen und Frauen betroffen

Meta steht massiv in der Kritik, zahlreiche Konten mit queeren Inhalten sowie zu Frauenrechten und Abtreibung gelöscht oder stark zensiert zu haben.
Neue Diskriminierung

Keine HIV-positiven US-Soldaten

Das US-Verteidigungsministerium will HIV-positive Soldaten entlassen. Ob das gelingt, ist derzeit Gegenstand einer juristischen Auseinandersetzung.
Klage gegen Erzbistum Köln

Vorwurf von sexuellem Missbrauch

Ein 70-jähriger Mann hat jetzt das Erzbistum Köln wegen mehrfachem sexuellen Missbrauch in seiner Jugend auf eine Million Euro Schmerzensgeld verklagt
Hassdelikt: Polizei ermittelt

Ein gezielter Tritt gegenLGBTIQ+

Ein Postbote in Belfast wurde entlassen, weil er einen Gartenwichtel in Regenbogenfarben samt Pride-Flagge mutwillig umstieß.