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Ed Sheeran über Essstörungen und psychische Probleme

Viele Männer undiagnostiziert Ed Sheeran über Essstörungen und psychische Probleme

co - 22.03.2023 - 16:38 Uhr

Die letzten paar Jahre im Leben des Musikers Ed Sheeran (32) waren nicht einfach: Er musste sich wegen einiger (angeblicher) Urheberrechtsverletzungen vor Gericht verantworten, bei seiner Frau Cherry Seaborn wurde ein Tumor diagnostiziert und sein bester Freund Jamal Edwards starb mit nur 31 Jahren. Jetzt sprach Sheeran öffentlich über seine psychischen Probleme und seine Essstörung – etwas, für das viele Männer sich zu sehr schämen, um sich deswegen behandeln zu lassen.

Fehlende Lebensfreude

„Ich hatte das Gefühl, dass ich nicht mehr leben wollte. Und das habe ich mein ganzes Leben lang gehabt“, so Sheeran gegenüber Rolling Stone. „Du bist unter den Wellen und ertrinkst. Du steckst irgendwie in diesem Ding. Und du kommst da nicht mehr raus.“ Er kämpfe schon seit vielen Jahren mit Depressionen, Sucht und einer Essstörung, habe aber bisher nur ungern offen darüber gesprochen. 

Mit seinem Körper unzufrieden

Sheeran habe sowieso schon ein geringes Selbstwertgefühl. Da sei es schwierig, „in einer Branche zu sein, in der man mit jedem anderen Popstar verglichen wird“: „Ich war bei der One Direction-Welle dabei und dachte mir: ‚Warum habe ich kein Sixpack?‘ Dann machst du Songs mit Justin Bieber und Shawn Mendes – all diese Leute haben eine fantastische Figur. Und ich dachte immer: ‚Warum bin ich eigentlich so ... fett?‘“

Vorurteile machen Offenheit schwer

„Es gibt bestimmte Dinge, über die ich mich als Mann wahnsinnig unwohl fühle, wenn ich sie anspreche“, so Sheeran. „Ich weiß, dass die Leute es auf eine bestimmte Art und Weise sehen werden. Aber es ist gut, ehrlich darüber zu sprechen. Denn so viele Menschen tun dasselbe und verstecken es auch noch: Ich habe ein echtes Essproblem. Ich bin ein echter Binge-Eater.“ Im Interview sagte er auch, dass er sich „egoistisch fühlte, besonders als Vater. Das ist mir wirklich peinlich.“

Essstörungen bei Männern

Laut der National Eating Disorders Association ist eine von drei Personen, die eine Essstörung erlebt, männlich. Mehr als 10 Milliarden Männer entwickeln irgendwann in ihrem Leben eine Essstörung. Im Gegensatz zu Frauen werden diese bei ihnen jedoch aufgrund von Vorurteilen viel seltener diagnostiziert. Das hat auch damit zu tun, dass sich eine Essstörung bei Frauen und Männern meist unterschiedlich äußert, weil sie gegensätzliche Ziele verfolgen.

„Die Symptome, an die man bei einer klassischen Essstörung denkt, sind extreme oder ungesunde Verhaltensweisen zur Gewichtsabnahme, wie Erbrechen oder Fasten“, so Dr. Jason Nagata von der University of California gegenüber Healthline. „Aber das idealisierte männliche Körperbild entspricht nicht diesem Ideal. Viele Männer versuchen, muskulös zu werden und an Masse zuzulegen, so dass viele dieser Verhaltensweisen zur Gewichtsabnahme nicht wirklich auf sie zutreffen.“

Männlichkeitsbild behindert Hilfesuche

Außerdem nehmen die Erwartungen innerhalb der Gesellschaft Männern oft den Mut dazu, sich Hilfe zu suchen und sich gegenüber ihrem Umfeld verletzlich zu zeigen. Damit haderte auch Sheeran: „Wo ich herkomme, spricht niemand wirklich über seine Gefühle. Die Leute denken, es sei seltsam, in England einen Therapeuten aufzusuchen. Ich denke, es ist sehr hilfreich, mit jemandem zu sprechen und sich einfach Luft zu machen und sich nicht schuldig zu fühlen, wenn man sich Luft macht.“

Es war schließlich Sheerans Frau, die ihn dazu brachte, sich therapeutisch betreuen zu lassen. Dabei merkte der Sänger auch, dass Therapie „kein Knopf ist, den man drückt und dann ist automatisch alles in Ordnung“. Es sei „etwas, das immer da sein wird und das man nur in den Griff bekommen muss“. Die Arbeit sei die Mühe allerdings wert.

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