Direkt zum Inhalt
Die Stadt Zürich zieht Bilanz – acht Monate Meldetool “Zürich schaut hin“

Vier Hassverbrechen jeden Tag! Die Stadt Zürich zieht Bilanz – acht Monate Meldetool “Zürich schaut hin“

ms - 20.01.2022 - 14:30 Uhr
Loading audio player...

890 Fälle – so bitter ist die Zahl, die jetzt von der Stadt Zürich offiziell vorgestellt wurde. In den letzten rund acht Monaten kam es zu 890 Fällen von sexuellen sowie LGBTI*-feindlichen Belästigungen und Übergriffen. Hintergrund ist das Projekt „Zürich schaut hin“, eine Aktion der Stadtpräsidentin Corine Mauch sowie der Sicherheitsvorsteherin Karin Rykart, deren gemeinsames Ziel es ist, Übergriffe gegenüber LGBTI*-Menschen zu dokumentieren. Bis dato wurden diese oftmals aus Scham oder Angst erst gar nicht gemeldet, online haben betroffene Schweizer nun die Möglichkeit, darauf aufmerksam zu machen.

Plakat Kampagne «Zürich schaut hin»
Plakat Kampagne «Zürich schaut hin»

Umgerechnet kam es so zu vier Vorfällen pro Tag. Unterschieden wurde zudem, ob es sich um eine einmalige Belästigung handelte oder ob es mehrfach dazu gekommen war und die betroffene Person verschiedene Arten von Übergriffen erlebt hat. Bei 33 Prozent der Opfer war letzteres der Fall. In den meisten Fällen handelte es sich um Beschimpfungen und/oder hasserfüllten Blicken. In über 60 Fällen kam es zu physischer Gewalt. Ein Drittel der Opfer machte keine Angabe zu ihrem Geschlecht, 20 Prozent waren männlich, 47 Prozent weiblich und 4 Prozent non-binär.

Die meisten Übergriffe ereigneten sich dabei werktags auf offener Straße, im öffentlichen Nahverkehr oder direkt am Bahnhof. In den meisten Fällen bezogen sich der Hass und die Anfeindungen auf die sexuelle Orientierung und das Geschlecht. Sehr bedenklich ist zudem die Tatsache, dass viele Besucher der Meldeseite während der Eingabe abgebrochen haben – nur jeder Fünfte schickte eine Meldung auch tatsächlich ab. Das lässt Raum für Spekulationen und wirft die Frage auf, ob viele Opfer aus Scham oder Angst schlussendlich die Eingabe vorzeitig beendeten. Im Endeffekt würde das bedeuten, dass die tatsächliche Zahl der Übergriffe auf LGBTI*-Personen vielleicht um ein vielfaches höher liegen könnte. 

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Queere Jugendliche in Flandern

Suche nach sicheren Räumen

Im ländlichen Belgien ist es für viele queere Jugendliche schwer, Gleichgesinnte zu treffen. Immer mehr Betroffene gründen daher eigene Gruppen.
Queerer Rugbyclub

Besonderes Jubiläum in England

In England feiert ein LGBTIQ+-Rugbyclub zehnjähriges Bestehen und setzt damit ein besonderes Zeichen für mehr queere Sichtbarkeit im „Männersport“.
Gefährliche Jugendzeit

Kindeswohlgefährdungen nehmen zu

Kindeswohlgefährdungen haben in Deutschland erneut stark zugenommen, insbesondere davon betroffen sind LGBTIQ+-Jugendliche.
Mord in Hollywood

Harry und Sally-Regisseur und Frau

Regisseur Rob Reiner und seine Ehefrau Michele Singer wurden ermordet – beide unterstützten tatkräftig Schwule und Lesben. Tatverdächtig ist ihr Sohn.
Aktion „I Am Not Propaganda“

Weltweit Proteste gegen Hass-Gesetz

Am vergangenen Wochenende demonstrierten vor zahlreichen Botschaften aus Kasachstan Menschen gegen das geplante Anti-LGBTIQ+-Gesetz im Land.
Proteste in Budapest

Kritik an Ministerpräsident Orbán

Ein Skandal erschüttert Ungarn: Über 50.000 Menschen forderten am Wochenende den Rücktritt von Ministerpräsident Viktor Orbán.
Nouripour kritisiert FIFA

Debatte um Pride-Spiel 2026

Bundestags-Vizepräsident Nouripour kritisierte die FIFA und sagte zum Pride-Spiel 2026 zwischen Iran und Ägypten: Die „Mullahs“ müssten das aushalten.
Strafe, weil er CSD zuließ?

Anklage gegen Gergely Karácsony

Der Bürgermeister von Budapest sieht sich mit strafrechtlichen Ermittlungen konfrontiert, weil er die Pride-Parade im Juni 2025 ermöglicht hat.
Vorurteile im Kampf gegen HIV

Religiöser Hass in Uganda

Christliche Kirchen verhindern aus Homophobie in Uganda die Unterstützung von Menschen mit HIV, wie die jüngste UNAIDS-Studie belegt.