Vorwürfe gegen New York Times Queere US-Organisationen fordern Anpassung
Die renommierte New York Times wird in diesen Tagen massiv von queeren Organisationen unter Druck gesetzt – das Zeitungsunternehmen, welches bis heute weltweit für seinen sachlichen und herausragenden Journalismus bekannt ist und auch mehrfach ausgezeichnet wurde, solle seine Berichterstattung über Trans-Menschen sofort ändern. In den letzten Monaten hatte die New York Times nebst Trans-Aktivisten auch kritische Stimmen zu Wort kommen lassen, die beispielsweise die Vergabe von umstrittenen Pubertätsblockern für gefährlich halten. Das geht einer Gruppe von queeren Aktivisten unter Leitung der LGBTI*-Organisation GLAAD zu weit.
Schwule verbreiten “schädliche Informationen“ über Trans-Menschen
Dem Aufruf haben sich weitere queere Organisationen und ein paar wenige überregional bekannte prominente Persönlichkeiten aus der LGBTI*-Community angeschlossen, darunter unter anderem die lesbische Comedian Hannah Gadsby oder das nicht-binäre Queer-Eye-Serienmitglied Jonathan Van Ness. Ebenso mit dabei ist der Komödien-Regisseur Judd Apatow sowie einige international tätige LGBTI*-Organisationen wie die Human Rights Campaign – insgesamt nehmen über einhundert Gruppen, Vereine und Privatpersonen daran teil.
Zu Beginn des öffentlichen Statements wird erklärt, dass die New York Times auf der ganzen Welt für ihre „ethische, gründliche Berichterstattung und durchdachte Meinungsbeiträge geschätzt“ wird. Dies würde sich jetzt aber durch „unverantwortliche, voreingenommene Berichterstattung über Transgender-Personen“ ändern. Dabei habe die New York Times auch kritischen Stimmen von Schwulen und Lesben eine Plattform gegeben, die aus Sicht von GLAAD allerdings “schädliche Fehlinformationen“ über Trans-Menschen verbreitet hätten.
Hat die Times Mitschuld an Suizidfällen?
Indirekt macht GLAAD dabei die New York Times auch mitverantwortlich für die gestiegene Zahl von Suizidfällen unter LGBTI*-Jugendlichen in Amerika, denn die Debatten in der Times würden bereits die psychische Gesundheit negativ beeinflussen – ein Faktor, der zu hohen Selbstmordraten führen würde. Immer wieder erklärt GLAAD dann weiter, die New York Times würde auch „extremistischen Anti-LGBTI*-Aktivisten“ eine Plattform bieten, die es nur auf die “Verunglimpfung und Entmenschlichung von LGBTI*-Personen“ abgesehen hätten.
Keine Fragen, keine Kritik mehr erlaubt?
Dabei kritisiert GLAAD auch, dass die Wissenschaftsredaktion in ihren Artikeln Fragen gestellt habe, beispielsweise zur bestmöglichen medizinischen Behandlung von Trans-Jugendlichen. Diese Fragen seien dabei nicht unschuldig gewesen, so GLAAD, zudem seien die falschen Fachleute nach Ansicht der Organisation zu Wort gekommen. Im weiteren Verlauf behauptet GLAAD zudem, dass „jede größere medizinische Vereinigung die geschlechtsangleichende Behandlung“ unterstütze und es einen medizinischen und wissenschaftlichen Konsens hierüber gäbe. Artikel, die dies auch aus wissenschaftlicher Sicht anders bewerten oder zumindest hinterfragen, seien Texte, die „von Anti-Trans-Extremisten genutzt werden, um Kindern und Familien zu schaden.“
Berichte ändern – auch ohne Quellen
Auch in Detailfragen übt GLAAD Kritik an der New York Times, beispielsweise habe die Zeitung in ihrer Berichterstattung über den Amoklauf im Club Q in Colorado Springs im November letzten Jahres berichtet, dass auch eine “Drag-Tänzerin“ geholfen habe, Menschenleben zu retten. Dabei habe es sich laut GLAAD aber um eine Trans-Frau gehandelt – die New York Times habe den Bericht nicht sofort korrigiert, sondern nach Quellen gefragt. Aus Sicht von GLAAD hätte die Änderung allerdings „sofort vorgenommen werden müssen, da die Geschichte ungenau und respektlos war.“
New York Times soll nur noch auf Trans-Quellen vertrauen
Die Forderungen von GLAAD und den anderen Unterzeichnern ist eindeutig: Die New York Times solle “unverzüglich“ aufhören, kritischen Stimmen eine Plattform zu bieten, die im Statement selbst pauschal alle als “Anti-Trans-Aktivisten“ bezeichnet werden. Ferner dürfe die Zeitung nicht weiter medizinische Behandlungen in Frage stellen oder direkt Fragen zur medizinischen Versorgung von Trans-Menschen stellen. Künftig habe die New York Times nur noch auf „Trans-Quellen, Trans-Menschen und Organisationen, die mit Trans-Menschen arbeiten“ zu hören.
Homosexuelle Redakteure sind unfähig
Des Weiteren habe die New York Times auch Trans-Autoren als Vollzeitmitarbeiter einzustellen. Homosexuelle Redakteure sind aus Sicht von GLAAD unzureichend: „Es ist klar, dass die gleichgeschlechtlichen Autoren und Redakteure der Times - unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer Zugehörigkeit zur Queer-Community - einfach nicht in der Lage sind, über transsexuelle Menschen und Themen korrekt zu berichten. Also lasst Trans-Menschen das tun.“
Die New York Times solle spätestens in den nächsten drei Monaten mehrere Trans-Autoren einstellen, so die weiteren Forderungen. Das Statement schließt mit den Worten: „Es ist längst an der Zeit, dass sich die Times ändert.“ Der Forderungskatalog ist in seiner Tragweite und Ausarbeitung bisher einmalig in der Geschichte der freien Presse in den Vereinigten Staaten von Amerika.