Direkt zum Inhalt
Wiedereröffnung nach Attentat

Wiedereröffnung nach Attentat Wir lassen uns nicht unterkriegen!

ms - 15.02.2023 - 10:00 Uhr
Loading audio player...

Ein Zeichen von Mut und Hoffnung – so bewertet die US-Presse die Wiedereröffnung des Gay-Clubs Q in Colorado Springs, dem einzigen seiner Art in der Region. Im November letzten Jahres waren bei einem Amoklauf eines nicht-binären Attentäters fünf Menschen erschossen und über zwanzig weitere Gäste teilweise schwer verletzt worden. Der Besitzer des Clubs will jetzt im Herbst dieses Jahres den Treffpunkt der LGBTI*-Community wiedereröffnen und damit auch bewusst ein klares Statement setzen.

Ein Safe Space für die Community

Matthew Haynes, der Gründungseigentümer des Club Q, erklärte dazu jetzt: „Vor 20 Jahren kämpfte ich in einer deutlich anderen Zeit als heute in unserem Land dafür, dass unsere Community einen sicheren Ort bekommt, an dem sie sich versammeln und austauschen kann. Seit zwei Jahrzehnten halten wir die Türen offen und bieten allen Menschen, unabhängig von ihrer geschlechtlichen Identität oder der Frage, wen sie lieben, einen Platz an, wo sie sich zugehörig fühlen können. Allen, die mich gebeten haben, den Club wieder zu öffnen, versichere ich, dass wir sehr hart daran arbeiten, unser Zuhause wiederherzustellen. Wir freuen uns darauf, wieder als eine Community zusammenzukommen!“

Wir lassen uns nicht unterkriegen!

Nebst  deutlich verbesserten Sicherheitsmaßnahmen in Abstimmung mit den Bundesbehörden wurde das gesamte Innere des Clubs auch entkernt und umgestaltet. Haynes betont dabei, dass der neu gestaltete Club auch eine "ständige Gedenkstätte" für die fünf Opfer der Massenschießerei enthalten wird: Kelly Loving, Daniel Aston, Derrick Rump, Ashley Paugh und Raymond Green Vance. Dem Team sei dabei auch wichtig, ein starkes Zeichen sowohl an die Community aber auch in die ganze Welt hinauszusenden, frei nach dem Motto: Wir lassen uns nicht unterkriegen! Der Club wird außerdem zwei Überlebende der Schießerei als neue Mitarbeiter einstellen.

Wo sind wir noch sicher?

Die US-Presse spricht von einer mutigen Entscheidung, auch deswegen, weil die meisten Clubs nach einem Amoklauf oftmals für immer geschlossen werden. Für Colorado Springs hätte das allerdings bedeutet, dass die einzige Begegnungsstätte für LGBTI*-Menschen in einem größeren Umkreis dauerhaft verschwinden würde. Bereits kurz nach dem Amoklauf hatten mehrere Schwule und Lesben in Interviews gefragt: „Wo sollen wir denn jetzt hin? Wo sind wir denn überhaupt noch sicher?“  

Anders wird beispielsweise in Florida verfahren, wo es 2016 zum bisher größten Amoklauf in der LGBTI*-Community gekommen war: 49 Gäste des Gay-Clubs Pulse waren dabei von einem islamistischen Schützen erschossen worden. Derzeit befindet sich dort eine vorläufige Gedenkstätte, der Nachtclub wird hier nicht wieder eröffnet. Die onePULSE Foundation plant indes ein 45 Millionen US-Dollar teures National Pulse Memorial und Museum.

Prozess gegen Attentäter

Der Prozess gegen den nicht-binären mutmaßlichen Attentäter Anderson Lee Aldrich (22) läuft noch. Aldrich ist in mehr als 300 Fällen angeklagt, darunter Mord ersten Grades sowie in 86 Fällen auch versuchter Mord. Die Staatsanwaltschaft geht von einem Hassverbrechen gegen die LGBTI*-Community aus. Aldrichs familiärer Hintergrund fiel immer wieder durch stark homophobe Aussagen auf. Sein Vater erklärte gegenüber der Presse, nachdem er von dem Amoklauf seines Sohnes in einem Gay-Club erfahren hatte, dass das Wichtigste für ihn sei, dass sein Sohn nicht schwul ist. Aldrich hätte vermutlich noch weitere Menschen im Club erschossen, war aber nach kürzester Zeit von einem ehemaligen US-Soldaten überwältigt worden, der zufällig als Gast im Club gewesen war. 

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Weltalphabetisierungstag

Das "Wortgetüm" des Jahres

Am heutigen Weltalphabetisierungstag wurde das diesjährige "Wortgetüm" des Jahres gewählt - es ist die "Antidiskriminierungsbeauftragte“.
LGBTIQ+-Pilgerreise nach Rom

1.400 Menschen aus 30 Ländern

Rund 1.400 Menschen aus 30 Ländern waren am Wochenende bei der ersten offiziellen LGBTIQ+-Pilgerreise nach Rom mit dabei.
Neue Eskalation in Ungarn

Pride-Verbot in Stadt Pécs

Ungarn greift erneut hart durch und hat nun zum zweiten Mal einen CSD verboten, betroffen ist jetzt der geplante Pride im Oktober in Pécs.
Hilfe bei Suizidgedanken

Reality-TV-Star will helfen

Jake Devlyn-Reed ist dank der BBC-Serie „I Kissed a Boy“ ein Reality-TV-Star. Jetzt will er gegen das hohe Suizidrisiko bei Schwulen vorgehen.
LGBTIQ+ in Russland

Geschichten für mehr Sichtbarkeit

LGBTIQ+-Menschen in Russland werden allumfassend angegriffen, doch sie wollen nicht schweigen und publizieren jetzt mutig ihre Lebensgeschichten.
Angst vor dem Smartphone

Die Gen-Z leidet unter Telephobie

Die junge queere Generation ist vielfältig kommunikativ - oder? Mitnichten, denn nicht wenige leiden immer mehr unter einer Form von Telephobie.
Kein Urlaub für dich?!

Kein Geld für Urlaubsreisen

Ab in die Sonne im September? Mitnichten für alle. Rund 2,1 Millionen LGBTIQ+-Menschen in Deutschland können sich einen Urlaub nicht mehr leisten.
Bisexuelle Männer

Mehr risikobereit als Schwule?

Was ist der Unterschied zwischen Schwulen und Bisexuellen? Nebst dem Offensichtlichen? Eine neue Studie sagt: Bisexuelle sind risikofreudiger.
Queere Unternehmensführung

Sinnvoll und vorteilhaft

Noch immer sind etwa ein Drittel der LGBTIQ+-Menschen im Job nicht geoutet. Eine neue Studie zeigt nun: Ein queerer Chef bringt viele Vorteile.