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Arm aber sexy?

Arm aber sexy? Auch wenn die Armut unter Senioren steigt, im Bett ist Freude angesagt!

ms - 13.09.2023 - 14:00 Uhr
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Arm aber sexy? Der frühere Wahlspruch der Regenbogenhauptstadt Berlin könnte in diesen Tagen mehr denn je auch auf homosexuelle Senioren zutreffen, wie zwei neue Studien belegen.

Schwule Altersarmut – ein Problem in mehreren Ländern

In puncto Altersarmut schlug nun der Versicherer Scottish Widows mit Stammsitz in Großbritannien Alarm, denn von Armut im steigenden Alter seien in besonderer Weise Homosexuelle betroffen im Vergleich zur restlichen Bevölkerung. Für Großbritannien lässt sich laut dem Unternehmen festhalten, dass fast die Hälfte der Schwulen und Lesben im Pensionsalter kaum mehr ihre Grundbedürfnisse wie Heizen, Kleidung oder Essen abdecken werden können.

Betroffen davon sind aktuell mindestens 44 Prozent der britischen Homosexuellen im Vergleich zu 35 Prozent der Heterosexuellen. Die Zahlen lassen sich zwar nicht eins-zu-eins auf Deutschland umrechnen, doch der negative Trend kann auch in der Bundesrepublik festgehalten werden – jeder fünfte Senior ist hier derzeit arm, Tendenz steigend. Das betrifft aktuell rund 800.000 bis zu einer Million homosexueller Rentner.

Politisches Umdenken gefordert

Immer wieder wird hier ein Umdenken sowie eine bedarfsdeckende und sanktionsfreie Mindestsicherung gerade für LGBTI*-Menschen gefordert, beispielsweise auch von der queer-politischen Sprecherin der Linken, Kathrin Vogler. Nebst steigenden Kosten kommen aktuell oftmals auch noch frühere Gesetzesparagrafen wie der berüchtigte 175er dazu, der es lange Zeit vielen Schwulen unmöglich machte, ein regelmäßiges Einkommen oder eine Karriere zu erarbeiten, auf denen eine gesicherte Rente zumeist fußt. Die jüngsten Umfragen des Versicherers zeigen dabei auch auf, dass das Problem durchaus ein wichtiges Thema in der Community ist, fast 70 Prozent der LGBTI*-Menschen haben Angst vor Altersarmut.

Lustvolle Senioren

Hoffnung ganz anderer Art hingegen macht eine neue Studie der University of East Anglia (UEA) in Zusammenarbeit mit dem King's College und dem University College, beide in London. Die Studie räumt dabei mit dem Irrglauben auf, dass ältere Menschen kein aktives Sexualleben oder eine Vielzahl von Sexualpartnern hätten. Für schwule Männer lässt sich sagen: Das Gegenteil ist der Fall. Im fortgeschrittenen Alter führen viele Homosexuelle ihr bestes Sexleben, gerne auch mit mehreren Partnern und das bis weit in die 70er Jahre hinein, so die Studienergebnisse.

Schwule Senioren haben Sex mit mehreren Partnern

Die repräsentative Umfrage sollte ursprünglich die Verbreitung der Affenpocken untersuchen, enthüllte dann aber andere interessante Informationen über das Sexualleben schwuler Männer in Großbritannien, die über 70 Jahre alt sind. Insgesamt wurden für die Studie mehr als 5.000 homosexuelle Männer befragt. Das Ergebnis: 25 Prozent der schwulen Herren über 70 Jahre, die auch Online-Dating betreiben, hatten binnen der letzten drei Wochen mehrere Sexualpartner. Bei den Online-Muffeln waren es noch 17 Prozent. Zum Vergleich: Nur zwei Prozent der heterosexuellen Menschen über 70 gaben an, mehrere Partner zu haben.

„Vor dieser Studie gingen viele Modelle über sexuell übertragbare Krankheiten davon aus, dass alle Menschen ab einem bestimmten Alter, etwa beginnend ab dem 40. Lebensjahr bis hin zu 65 Jahren, nicht mehr sexuell aktiv sind oder zumindest nicht mehr mehrere Partner haben. Zudem wurde angenommen, dass junge Menschen den meisten Sex haben. Aber die Antwort ist vielschichtiger und hängt teilweise von der Sexualität der Menschen ab“, so die leitende Forscherin Dr. Julii Brainard von der medizinischen Fakultät der UEA in Norwich. Nun sollen weitere Studien in diesem Bereich mehr Klarheit schaffen.

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