Direkt zum Inhalt
Paris soll ein Wahrzeichen für die Community werden

Olympia 2024 – LGBTI* inklusive! Die olympische Eröffnungsfeier wird ähnlich eines Pride-Happenings

ms - 27.07.2022 - 14:30 Uhr
Loading audio player...

Das Organisationsteam der Olympischen Spiele 2024 in Paris hat jetzt nicht nur das Motto der internationalen Sportwettkämpfe bekanntgegeben, sondern im Zuge dessen auch erklärt, dass die Spiele die inklusivsten und queer-freundlichsten ihrer Art in der Geschichte werden sollen. Der Slogan "Games wide open" soll dabei ganz bewusst den Fokus auf die Rechte von Menschen mit Behinderungen, LGBTI*-Personen und auf die Gleichstellung der Geschlechter legen – auch wenn das Motto gerade innerhalb der Gay-Community durchaus auch anderweitig und doppeldeutig interpretiert werden könnte.

Tony Estanguet, der Präsident des Organisationskomitees Paris 2024, erklärte jetzt gegenüber dem Independent: „Der Slogan ´Games wide open´ war von Anfang an unsere Motivation. Es ist ein einfacher Slogan, der genau das ausdrückt, was uns wichtig ist." Ferner bekräftige Estanguet auch, dass ihm zuletzt sowohl Präsident Emmanuel Macron und sein Innenminister Gérald Darmanin als auch der Pariser Polizeichef "volle Unterstützung" für die Pläne zugesagt haben. Anders als üblich soll die die Eröffnungsfeier an der Seine stattfinden und nicht im Olympiastadion selbst – es soll ein offenes Fest für alle Menschen werden und Estanguet hofft darauf, dass gerade auch die LGBTI*-Community ähnlich wie beim Pride auch hier Flagge zeigen wird.

Die aktuelle Planung sieht in der Tat eine bisher einmalige Umsetzung vor und erinnert ein wenig an den berühmten Carnal Pride in Amsterdam: Die teilnehmenden Athleten werden mit Booten den Fluss hinunterfahren, vorbei an mehreren Sehenswürdigkeiten, die als Austragungsorte der Spiele dienen, eingerahmt von mehr als 600 000 Zuschauern entlang der Seine. Kritik an den Plänen kommt von verschiedenen Stellen gerade mit Blick auf mögliche Anschläge. Olympiasieger Guy Drut gegenüber dem Guardian: "Die Idee ist großartig, aber im heutigen Klima gibt es einfach zu viele Unwägbarkeiten. Warum gibt es nicht einen Plan B? Wir könnten die gleiche Zeremonie unter den Augen von mehr Menschen auf dem Champ de Mars abhalten. Das wäre einfacher zu sichern."

Die Organisatoren gehen unbeirrt weiter davon aus, dass es eine der größten Eröffnungszeremonien in der olympischen Geschichte sein wird. Zuvor hatten bereits auch die Olympischen Spiele 2020 in Tokio aus LGBTI*-Sicht ein Novum dargestellt, zum ersten Mal traten dabei auch trans- und nicht-binäre Athleten an, insgesamt waren mehr als 180 LGBTI*-Spitzensportler vertreten, darunter auch der schwule britische Olympiagewinner Tom Daley. In puncto trans-Frauen bei Wettkämpfen für Frauen hatte das Internationale Olympische Komitee allerdings im März erklärt, dass es den Sportverbänden künftig überlassen bleibt, ihre eigenen Regelungen für die Teilnahme von trans-Menschen zu treffen. Mehrere Verbände wie der Internationale Schwimmverband FINA hatten daraufhin nach eingehender Prüfung durch ein Expertengremium trans-Frauen von den Wettkämpfen aus Fairnessgründen ausgeschlossen – die körperlichen Vorteile gegenüber biologischen Frauen wurden dabei nach Aussagen der FINA eindeutig von mehreren Studien belegt. Auch andere Weltsportvereine wie beispielsweise der Leichtathletik-Verband schlossen sich dem an.

Die jetzige Verlautbarung dürfte auch als Reaktion verstanden werden auf die jüngsten Entwicklungen bei den Commonwealth Games (CGF) – die drittgrößte internationale Multi-Sportveranstaltung der Welt hatte erst diese Woche erklärt, dass das Sport-Event künftig nicht mehr in Ländern stattfinden solle, die nach wie vor Homosexualität kriminalisieren (SCHWULISSIMO berichtete). Eine offizielle Stellungnahme von den Kollegen des Olympischen Komitees oder anderen Sport-Großveranstaltungen wie der FIFA blieben indes aus.

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Queerer Rugbyclub

Besonderes Jubiläum in England

In England feiert ein LGBTIQ+-Rugbyclub zehnjähriges Bestehen und setzt damit ein besonderes Zeichen für mehr queere Sichtbarkeit im „Männersport“.
Gefährliche Jugendzeit

Kindeswohlgefährdungen nehmen zu

Kindeswohlgefährdungen haben in Deutschland erneut stark zugenommen, insbesondere davon betroffen sind LGBTIQ+-Jugendliche.
Mord in Hollywood

Harry und Sally-Regisseur und Frau

Regisseur Rob Reiner und seine Ehefrau Michele Singer wurden ermordet – beide unterstützten tatkräftig Schwule und Lesben. Tatverdächtig ist ihr Sohn.
Aktion „I Am Not Propaganda“

Weltweit Proteste gegen Hass-Gesetz

Am vergangenen Wochenende demonstrierten vor zahlreichen Botschaften aus Kasachstan Menschen gegen das geplante Anti-LGBTIQ+-Gesetz im Land.
Proteste in Budapest

Kritik an Ministerpräsident Orbán

Ein Skandal erschüttert Ungarn: Über 50.000 Menschen forderten am Wochenende den Rücktritt von Ministerpräsident Viktor Orbán.
Nouripour kritisiert FIFA

Debatte um Pride-Spiel 2026

Bundestags-Vizepräsident Nouripour kritisierte die FIFA und sagte zum Pride-Spiel 2026 zwischen Iran und Ägypten: Die „Mullahs“ müssten das aushalten.
Strafe, weil er CSD zuließ?

Anklage gegen Gergely Karácsony

Der Bürgermeister von Budapest sieht sich mit strafrechtlichen Ermittlungen konfrontiert, weil er die Pride-Parade im Juni 2025 ermöglicht hat.
Vorurteile im Kampf gegen HIV

Religiöser Hass in Uganda

Christliche Kirchen verhindern aus Homophobie in Uganda die Unterstützung von Menschen mit HIV, wie die jüngste UNAIDS-Studie belegt.
Rollback in Arlington

Ende bei Antidiskriminierungsschutz

Die erste Stadt in den USA, Arlington, hat jetzt die LGBTIQ+-Antidiskriminierungsgesetze aufgehoben. Eine Entwicklung mit landesweiter Signalwirkung.