Direkt zum Inhalt
Suche nach Gerechtigkeit

Suche nach Gerechtigkeit Der festgenommene Verdächtige soll mindestens sechs schwule Männer erstochen haben

ms - 26.01.2023 - 15:00 Uhr
Loading audio player...

Die lange Suche nach Gerechtigkeit – so lässt sich die Arbeit der Polizei San Francisco im Fall des sogenannten “Doodlers“ (der "Kritzler") beschreiben, ein Spitzname für einen Serienkiller, der viele seine schwulen Opfer skizzierte, bevor er sie tötete. In dieser Woche nun hat die Polizei neue Ermittlungsergebnisse bekanntgegeben, sodass die Hinterbliebenen erneut hoffen, dass der Gerechtigkeit endlich Genüge getan wird.

Ein Serienmörder aus einer anderen Zeit

Der Serienmörder soll in den 1970er Jahren mindestens sechs schwule Männer brutal erstochen haben, ein weiteres Opfer konnte die Polizei jetzt in dieser Woche nach neuen Untersuchungsergebnissen bekanntgeben. Die Ermittler gehen allerdings davon aus, dass der Doodler bis zu 16 weitere Morde binnen eines guten Jahres begangen haben könnte und haben daher jetzt die Belohnung für Informationen, die zur Ergreifung des Täters führen könnten, auf 250.000 US-Dollar erhöht.   

Die Opfer schweigen bis heute

Mehrere Opfer überlebten dabei sogar die Angriffe des Täters, die meisten von ihnen schweigen allerdings bis heute. Der Grund ist damals wie heute wie derselbe: Angst vor einem Outing, Angst vor Stigmatisierung und Homophobie. Unter den Überlebenden sollen unter anderem ein heute hochrangiger US-Diplomat sowie ein bekannter Entertainer sein. In den 1970er Jahren schwiegen die meisten homosexuellen Zeugen, die den Mann sogar in Bars getroffen oder mit ihm gesprochen hatten, aus Angst vor polizeilicher Willkür und rechtlichen Konsequenzen. Einige der heute noch lebenden Zeitzeugen führen zudem inzwischen seit vielen Jahren eine heterosexuelle Ehe und verweigern jedwede Aussagen. Andere schwule Männer jener Tage sind durch Krankheiten wie HIV bereits verstorben.  

Der Serienkiller ist heute ein Rentner

Ein Opfer, das überlebte, berichtete der Polizei schließlich doch weitere Einzelheiten, sodass ein Phantombild von dem Täter angefertigt werden konnte. Der Doodler soll ein schwarzer Mann sein und in den 1970er Jahren zwischen 19 und 25 Jahre alt gewesen ein. Er traf seine Opfer in Bars oder Restaurants in den schwulen Vierteln wie dem Castro, malte seine späteren Opfer sehr gerne und erzählte, er sei Kunststudent. Anschließend erstach er die jungen Männer brutal und legte sie in der Nähe von Gewässern ab, beispielsweise beim Golden Gate Park. Heute dürfte der Täter um die 70 Jahre alt sein.  

Ein Verdächtiger, doch zu wenig Beweise

Aufgrund der neuen Hinweise meldeten sich inzwischen weitere Personen bei der Polizei, darunter eine unbekannte Frau, die den Ermittlern offenbar wichtige neue Erkenntnisse übermitteln konnte, sodass die Kriminalbeamten tatsächlich einen mutmaßlichen Verdächtigen vorläufig festnehmen konnten. Das Problem: Die Polizei braucht weitere Zeugenhinweise und Aussagen, um den mutmaßlichen Täter nach all den Jahren tatsächlich anklagen zu können. Deswegen haben die Ermittler jetzt auch Fahndungsskizzen veröffentlicht, wie der mutmaßliche Täter damals in jungen Jahren und heute als alter Mann aussieht.

Die Hoffnung ist groß, dass eines der früheren Opfer oder ein schwuler Mann, der damals Zeuge wurde, sich doch noch dazu motivieren lässt, nach all den Jahren auszusagen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die Ermittler den Verdächtigen schlussendlich auf freien Fuß setzen müssen – damit dürfte der Fall final ungelöst bleiben und zu den Akten gelegt werden.  

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Strafe, weil er CSD zuließ?

Anklage gegen Gergely Karácsony

Der Bürgermeister von Budapest sieht sich mit strafrechtlichen Ermittlungen konfrontiert, weil er die Pride-Parade im Juni 2025 ermöglicht hat.
Vorurteile im Kampf gegen HIV

Religiöser Hass in Uganda

Christliche Kirchen verhindern aus Homophobie in Uganda die Unterstützung von Menschen mit HIV, wie die jüngste UNAIDS-Studie belegt.
Rollback in Arlington

Ende bei Antidiskriminierungsschutz

Die erste Stadt in den USA, Arlington, hat jetzt die LGBTIQ+-Antidiskriminierungsgesetze aufgehoben. Eine Entwicklung mit landesweiter Signalwirkung.
Homosexuelle als Bedrohung

Neue Stigmata in Malaysia

Der größte islamische Jugendverein in Malaysia erklärte homosexuelle Menschen zur Bedrohung und fordert weitere Restriktionen gegen die Community.
Asyl für queere Flüchtlinge

Neues Zentrum in Amsterdam

In Amsterdam soll ein neues Asylzentrum nur für queere Flüchtlinge und alleinstehende Frauen entstehen.
Kontenlöschungen bei Meta

Queere Gruppen und Frauen betroffen

Meta steht massiv in der Kritik, zahlreiche Konten mit queeren Inhalten sowie zu Frauenrechten und Abtreibung gelöscht oder stark zensiert zu haben.
Neue Diskriminierung

Keine HIV-positiven US-Soldaten

Das US-Verteidigungsministerium will HIV-positive Soldaten entlassen. Ob das gelingt, ist derzeit Gegenstand einer juristischen Auseinandersetzung.
Klage gegen Erzbistum Köln

Vorwurf von sexuellem Missbrauch

Ein 70-jähriger Mann hat jetzt das Erzbistum Köln wegen mehrfachem sexuellen Missbrauch in seiner Jugend auf eine Million Euro Schmerzensgeld verklagt
Hassdelikt: Polizei ermittelt

Ein gezielter Tritt gegenLGBTIQ+

Ein Postbote in Belfast wurde entlassen, weil er einen Gartenwichtel in Regenbogenfarben samt Pride-Flagge mutwillig umstieß.