40 Jahre Engagement Stuttgarter Community nimmt Abschied von Joachim Stein
Am Wochenende verstarb Joachim Stein im Alter von nur 63 Jahren überraschend im Krankenhaus. Er war einer der bekanntesten und einflussreichsten LGBTI*-Aktivisten in Stuttgart.
Leblos aufgefunden
Stein fehlte beim 27. Jubiläum des queeren Zentrums Weissenburg am Sonntag und war auch telefonisch nicht zu erreichen. Daraufhin informierte der Vereinsvorstand die Polizei. Diese fand den Aktivisten leblos in dessen Wohnung vor. Er wurde in ein Krankenhaus gebracht, konnte aber nicht gerettet werden.
Prägend für Stuttgarter Szene
„Joachim, ohne dich wäre die LGBTI*-Landschaft in Stuttgart nicht das, was sie heute ist. Danke, dass du da warst. Du wirst immer in unseren Herzen weiterleben“, so die Initiativgruppe Homosexualität Stuttgart auf Facebook über ihren langjährigen Vorsitzenden. Er sei ein „Vorbild für Generationen queerer Menschen“ gewesen.
„Joachim hat als Urgestein der queeren Community das Leben unzähliger Menschen geprägt und verbessert“, schrieb der CSD Stuttgart. „Joachim reißt eine Lücke, die wir kaum füllen können“, so CSD-Sprecher Detlef Raasch laut den Stuttgarter Nachrichten. „Sein Wort hatte großes Gewicht in der Community und darüber hinaus. Er war streitbar, eckte an, tat alles mit Leidenschaft – und das mit einem sehr großen Herzen.“
Vielfach engagiert
Ein buntes Stuttgart sah für Stein so aus: „Menschen aus vielen unterschiedlichen Nationen, mit und ohne Handicap, kleine und große Menschen, arme und reiche, queere und andere leben weitgehend friedlich zusammen.“ Um diese Vision zu verwirklichen, startete Stein zahlreiche Initiativen und war in diversen Vereinen tätig. So hatte er einen erheblichen Einfluss auf den LGBTI*-Aktivismus in Stuttgart. Er war beispielsweise Gründungsmitglied der Weissenburg und organisierte 1979 den ersten Stuttgarter CSD mit. Außerdem begründete er das Netzwerk LSBTTIQ Baden-Württemberg mit, war Vorstandsmitglied der Aids-Hilfe Stuttgart und Mitglied im Gleichstellungsbeirat der seiner Stadt. Als Mitinitiator des Projekts „Andrej ist anders und Selma liebt Sandra“ engagierte er sich insbesondere für junge queere Menschen mit Migrationsgeschichte. Zuletzt war Stein bei der Umsetzung des Regenbogenhauses Stuttgart federführend. 2022 wurde ihm für sein Engagement die Staufermedaille des Landes Baden-Württemberg verliehen.