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Streit in der bayerischen LGBTI*-Community // © IMAGO / Reinhard Kurzendörfer

Streit in der bayerischen Community Wie integrativ ist schwul? Und wie wichtig ist ein queeres Fest?

ms - 03.05.2022 - 16:30 Uhr
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München ist nebst Berlin, Köln und Hamburg eines der großen Ballungszentren für queeres Leben in Deutschland – in Bayern selbst ist es die Stadt mit den meisten LGBTI*-Menschen im ganzen Freistaat. Zentrum der queeren Szene ist dabei das Glockenbachviertel.

Und genau hier, im Herzen der bayerischen Queer-Community, gibt es derzeit gleich mehrfach Ärger und Streit.

 

Im ersten Fall geht es dabei um das beliebte Hans-Sachs-Straßenfest, eines der größten LGBTI*-Feste des Jahres in Bayern mit mehreren tausend Besuchern.

Seit gut 25 Jahren ist es fester Bestandteil der bayerischen Community. Veranstalter ist das queere Beratungszentrum SUB, das nun mitgeteilt hat, dass es nach zwei Jahren Corona-Zwangspause auch in diesem Jahr kein Sommerfest der queeren Community geben soll.

Doch nicht ein Virus trägt dieses Mal die Schuld daran, sondern bürokratische und logistische Hürden. In den Jahren zuvor hatte das Münchner Kreisverwaltungsreferat (KVR) für das LGBTI*-Fest im August den gastronomischen Betrieben in der Hans-Sachs-Straße untersagt, die sogenannten “Schanigärten“ zu nutzen.

Gemeint sind damit jene Flächen direkt vor den jeweiligen Lokalen, die die Wirte mit Tischen und Stühlen besetzen dürfen, um Gäste auch draußen bedienen zu können. In diesem Jahr dürfen die Lokale ihre Schanigärten auch zum Sommerfest weiter bewirtschaften – das bedeutet für alle anderen Wirte, die beim Hans-Sachs-Straßenfest einen Stand aufbauen wollen und das Fest durch Standgebühren finanzieren, dass für sie schlicht kein Platz mehr ist. Zudem wird die Lage noch durch zahlreiche neue, festmontierte Fahrradständer verschlimmert. So droht das Kultfest mit mehr als 10.000 Besuchern jährlich an Lappalien zu scheitern.

Ohne die Wirte und ihre Stände ist das Fest laut SUB nicht finanziell wirtschaftlich umsetzbar: „Wir bedauern es sehr, dass unser traditionelles Fest wieder ausfallen muss, aber unter diesen Umständen können wir es nicht kostendeckend organisieren", so das SUB. Während das SUB nun prüft, ob sie das Fest künftig in einer benachbarten Straße stattfinden lassen werden, wird von politischer Seite derzeit versucht, ob man im Gespräch mit dem KVR nicht doch noch eine Lösung finden könnte.

Im zweiten Fall geht es um einen LGBTI*-Maibaum, der als deutlich sichtbares Wahrzeichen seit 2008 in der Szene aufgestellt wird und ein Signal für Gemeinschaftssinn und Inklusion setzen soll. Der offizielle Name lautet so auch “Integrationsbaum“, der so auch bayerisches Brauchtum mit der queeren Community verbindet.

Streit entbrannte nun im Kern um die Vermarktung und Bezeichnung des Wahrzeichens – der neue Veranstalter sprach kurz vom "Rosa Stangerl". Andere ehemalige Veranstalter kritisierten daraufhin, dass der Name alte Klischees bedienen würde und das ganze Fest rund um das Aufstellen des Maibaums zu einer rein schwulen Veranstaltung verkommen sei, sodass von Integration nicht mehr viel übrig geblieben wäre.

Die Streitigkeiten zwischen den damaligen und heute Verantwortlichen ging bis vors Gericht. Fakt ist, der Maibaum wurde auch dieses Jahr abermals aufgestellt, doch der Aufruhr in der bayerischen LGBTI*-Community dürfte dabei noch lange nicht befriedet sein.

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