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Selbstmord von trans-Frau im Männergefängnis? // © IMAGO / photo2000

Suizid von trans-Frau im Männergefängnis „Ich sage Dir, wo Deine Menschenwürde anfängt und wo sie aufhört!"

ms - 09.03.2022 - 16:45 Uhr

Nach Angaben der BILD-Zeitung soll sich eine 52-jährige trans-Frau in der Justizvollzugsanstalt Fuhlsbüttel in Hamburg Ende Februar das Leben genommen haben. Die Zeitung spekuliert, dass die trans-Frau „womöglich“ Mobbing und Diskriminierung ausgesetzt war und stützt sich dabei auf das Schreiben eines anderen Insassen der JVA, der schilderte, dass die trans-Person ein schweres Leben in der Anstalt hatte und massiv gemobbt wurde.

Von offizieller Seite wurde bisher nur bestätigt, dass es in der Haftanstalt zu einem Todesfall gekommen ist und weitere Ermittlungen eingeleitet worden sind. Mit Bezug auf den Persönlichkeitsschutz gibt die Hamburger Justizbehörde derzeit keine weiteren Informationen bekannt, auch nicht, ob es sich bei der verstorbenen Person tatsächlich um eine trans-Frau gehandelt hat.

Grundsätzlich ist ein solcher Fall durchaus vorstellbar, weil gerade gegen die Justizvollzugsanstalt Fuhlsbüttel (umgangssprachlich Santa Fu genannt) immer wieder in letzter Zeit schwere Vorwürfe laut geworden sind. Gerade die psychologische Betreuung sei mangelhaft, wie erst vor einem Monat der ehemalige Insasse Otto Floegel gegenüber dem NDR bestätigte:

 

"Ich habe mehrere Suizide dort erlebt. Und viele hätten auch verhindert werden können.“ Oftmals würden die Insassen mit ihren Sorgen gänzlich allein und isoliert gelassen. Floegel weiter: „Einer hat sich morgens um sechs eine Tüte über den Kopf gezogen und sich selbst erstickt. Der wurde einfach ignoriert, der war psychisch völlig am Boden." Ein anderer ehemaliger Untersuchungshäftling erklärte: "Dort wird die Menschenwürde nicht nur missachtet. Man wird als Mensch von den Wärtern verachtet. Als ich neben meinem Duschhandtuch, das man zwei Wochen benutzt, ein sauberes fürs Gesicht haben wollte, wurde das abgelehnt. Dann habe ich einen Beamten an meine Menschenwürde erinnert. Daraufhin meinte der Beamte: 'Nerv mich nicht! Ich sage Dir, wo Deine Menschenwürde anfängt und wo sie aufhört!"

 

Die trans-Frau soll wegen Körperverletzung und Beleidigung seit einem guten halben Jahr in der JVA gewesen sein. Laut dem Zeitungsartikel trug sie während dieser Zeit überwiegend Frauenkleider.

Die rechtliche Situation ist in der Bundesrepublik derzeit von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich – in einigen Ländern wie Berlin müssen trans-Frauen, die noch keine Personenstandänderung vollzogen haben, nicht zwingend in ein Gefängnis für männliche Insassen überstellt werden. In anderen Bundesländern zählt nur der Geschlechtseintrag im Personalausweis als Richtlinie, ob eine Person in einer Haftanstalt für Männer oder Frauen untergebracht wird.

 

Hier gibt es Hilfe

Die Berichterstattung über Suizid ist ein überaus sensibles Thema. Wir möchten es in KEINSTER Weise glorifizieren oder romantisieren. Viele Menschen, die durch Suizid sterben, leiden an einer psychischen Erkrankung. Wenn es dir nicht gut geht oder du daran denkst, dir das Leben zu nehmen, versuche mit anderen Menschen darüber zu sprechen. Das können Freunde oder Verwandte sein. Es gibt aber auch eine Vielzahl von Hilfsangeboten, bei denen du dich melden kannst.

Die Telefonseelsorge ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr erreichbar. Die Telefonnummern sind 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222.

Weiterhin gibt es von der Telefonseelsorge das Angebot eines Hilfe-Chats. Außerdem gibt es die Möglichkeit einer E-Mail-Beratung. Die Anmeldung erfolgt – ebenfalls anonym und kostenlos – auf der Webseite. Informationen findest du unter: www.telefonseelsorge.de

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