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Café Konrad - "Es ein Treffpunkt für alle geworden"

Dietmar Engel Café Konrad - "Es ein Treffpunkt für alle geworden"

km - 22.12.2021 - 10:00 Uhr

Der 52-jährige Gastronom Dietmar Engel aus Rahden führt seit 2004 das Kult-Café Konrad in der Altstadt von Hannover. Café Konrad hat seinen Namensursprung von Ralf König: Die Figur Conrad stammt aus dessen lustigen Comics und die Café-Tunte auf dem Logo des Cafés ist eben jener Conrad. Es finden sich sogar Originalzeichnungen von Ralf König auf den Toiletten des Cafés.
Ein zweistöckiger Ort der Akzeptanz, denn hier ist nicht nur Jede*r Willkommen, sondern wird vom charmanten Chef selbst auch willkommen geheißen. „Man kommt sich so vor, als habe er nur auf einen gewartet“ – solche Aussagen von seinen Gästen verdeutlichen, dass ihm das Miteinander und die Gastfreundschaft in die Wiege gelegt sind. Sein Nachname ist also Programm, könnte man sagen. Während des Wahlkampfes 2021 war er in der Wahlarena, um mit Scholz über seine Gastro bzw. den Mindestlohn und die damit verbundenen Probleme zu sprechen. Seit Dezember 1996 gibt es das Café Konrad, deshalb sprach SCHWULISSIMO zum Jubiläum mit Dietmar Engel über das Café, seinen Job und vieles mehr.

 

Ich habe gelesen, dass du das Café 2004 übernommen hast. Wie kam es dazu?
Das offizielle Startdatum von meinem Vorgänger war der 20.12.1996. Ich habe dort als Kellner gearbeitet und habe das Café dann gedreht bzw. zu einem professionellen Laden gemacht, da es wirklich Verluste eingefahren hatte. 2002/2003 ist mein Vorgänger dann schwer erkrankt und dadurch stand es zur Disposition. 2004 habe ich es dann übernommen. Allerdings hatte ich nie vor eine eigene Gastronomie zu leiten, da ich eigentlich noch ein Sozialpsychologie- und Soziologie-Studium versucht hatte – aber wie einem das Leben manchmal so spielt, sitze ich hier immer noch in meinem Café und habe das Studium vor langer Zeit aufgegeben.
Ursprünglich war es als schwules Café gedacht und das wurde auch so gelebt, allerdings konnte man davon irgendwann nicht mehr leben – also ist es ein Treffpunkt für alle geworden.

© Michael Wallmüller Fotografie
Dietmar Engel © Michael Wallmüller Fotografie

Was bietest du im Café Konrad?
Wir haben Frühstück von 10 Uhr bis 16 Uhr, in neun verschiedenen Varianten und benannt nach verschiedenen Diven, Pop-Künstler*innen und anderen Bekanntheiten. Von Coco Chanel bis Lady Gaga und alles ein bisschen der Zeit angepasst, also zum Beispiel auch vegane Optionen. Außerdem gibt es leckeren, selbstgemachten Kaffee und Kuchen, sowie Torten – zudem gibt es eine kleine Mittagskarte. Dann gibt es noch einen kleinen, aber gemütlichen Garten.
Außerdem kenne ich die halbe Stadt und bin immer im Austausch, im Café herrscht eine schöne Atmosphäre – ich habe immer ein offenes Ohr für alle. Und hin und wieder besucht mich auch der ein oder andere Promi.

Was liebst du an deinem Job/Café?
Ich hatte hier mal ein 10-Tage altes Baby auf dem Arm, damit die Mama in Ruhe essen konnte und meine älteste Gästin wird 101. Genau das ist das Schöne, egal ob schwul, hetero, trans*, dick, dünn, jung, alt, egal welche Hautfarbe oder Herkunft – hier wird Diversität gelebt und Jede*r ist willkommen. Es herrscht ein Austausch von den unterschiedlichsten Menschen, mit den unterschiedlichsten Geschichten. Ich liebe es auf die Menschen zuzugehen und ihnen zuzuhören.

Dietmar Engel © Michael Wallmüller Fotografie
Dietmar Engel © Michael Wallmüller Fotografie

Du hast Jubiläum und kannst es vermutlich nicht feiern. Wie steht es in der Pandemie um dein Café?
Das Angebot und die Öffnungszeiten sind eingeschränkt und auch das Personal musste ich leider reduzieren – es ist alles schwierig in der Gastro. Die Maßnahmen sind in einem kleinen Team schwierig zu kontrollieren – gerade, wenn man überlegt, dass es auf 2G+ zu geht. Eben hatte ich gerade Mal drei Gäste – das ist „Corona-Pur“ und man weiß nicht wie lange das noch funktioniert. Aber wir wollen nicht depressiv werden, sondern über das Jubiläum sprechen.

Es gibt Bilder von dir mit Olaf Scholz und auch in der Wahlarena hast du mit ihm über das Thema Mindestlohn gesprochen. Was hast du an Erwartungen an die Ampel?
Als Gastronom habe ich die Erwartungen, dass sich unsere Rahmenbedingungen verbessern. Aber ich wünsche mir besonders einen gesellschaftlichen Aufbruch von der Ampel-Koalition. Wir sind gespalten und das nicht nur in geimpft und ungeimpft, sondern auch in arm und reich. Wir sind in einer gesellschaftlichen Schieflage und wir brauchen einen neuen Spirit.
 

Dietmar Engel © Michael Wallmüller Fotografie
Dietmar Engel © Michael Wallmüller Fotografie

 

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