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Leserumfrage // © Business

Leserumfrage Cut or not cut

vvg - 10.11.2016 - 09:00 Uhr

Ich denke, ich bin etwa eine Woche nach meiner Geburt beschnitten worden. Obwohl meine Mutter türkische Wurzeln hat, wo die Jungs so im Alter von acht bis zehn Jahren beschnitten werden und die Beschneidung bewusst mitbekommen, haben sich meine Eltern bei mir noch im Krankenhaus zu diesem Eingriff entschieden. Ich denke, der Ursprung dieser Beschneidungsaktion liegt sicherlich in hygienischen Gründen. Die Beschneidung war in den USA, als ich auf die Welt kam, einfach Sitte; Bei meinen ersten Mal mit einem beschnittenen Mann habe ich vielleicht unbewusst gemerkt, dass sich der Penis anders fühlte, aber ich habe mir da keine großen Gedanken gemacht. Mein Partner, den ich jetzt seit 19 Jahren kenne, ist ein Brite und im Gegensatz zu mir unbeschnitten. Ich weiß, dass viele Amerikaner auf deutsche Männer abfahren, eben weil sie in der Regel unbeschnitten sind. Ich vermute, das liegt daran, dass man daran interessiert ist, was man eigentlich nicht kennt. Für mich ist das unwichtig, mich interessiert mehr das Gesamtpaket; es kommt mir weniger auf die Länge eines Penis oder darauf, ob sein bestes Stück beschnitten oder unbeschnitten ist, an, sondern der Mensch, der daran hängt, zählt für mich. Ob ein beschnittener Penis „sauberer“ ist, hängt von der Hygiene der einzelnen Person ab. Ob ein beschnittener Penis durch die Tatsache, dass die Eichel ungeschützt ist und jede leichteste Reibung mitbekommt, schneller erregbar ist, kann ich nicht beurteilen. Da der Eingriff bei mir schon im Babyalter durchgeführt wurde, habe ich keinen Vergleich, wie es beim Sex „mit“ oder „ohne“ Vorhaut ist.
Bat, Oakland / California
 

Bat // © vvg

Ich wurde mit sieben Jahren in Bulgarien beschnitten; mein Vater ist Bulgare, meine Mutter stammt aus der Türkei. Ich komme aus einer muslimischen Familie, wo die Beschneidung bei Knaben seit Generationen durchgeführt wird. Der Akt der Beschneidung, auch Zirkumzision genannt, passierte zu Hause. Der „Sünnetci“ – so nennt man den Beschneider – kam zu uns, um die Zeremonie durchzuführen. Den tatsächlichen Schnitt habe ich nicht mitbekommen; ich wurde mit vier Tauben abgelenkt, die in dem Moment, als der Sünnetci das Messer ansetzte, aus dem Käfig in die Freiheit flogen. Weh getan hat es nur ein paar Stunden, aber das war schnell vergessen, da ich jede Menge Geld und Geschenke für diesen Eingriff bekam, und das ist für einen Jungen bei so einem Anlass immer das Wichtigste. Übrigens kommen alle zum Begutachten und meistens folgt ein leichtes Spucken – so wie man jemandem über die Schulter spuckt, wenn man symbolisch Glück wünscht – schließlich wird man durch die Beschneidung ein Mann. Da es geblutet hat, bekam ich einen Verband, der immer gewechselt wurde. Und damit der Verband nicht mit der Wunde verklebte, wurde er vor dem Abnehmen mit Kamillentee gewässert. Meistens trägt man sehr leichte Kleidung, damit nichts unangenehm drückt. Angenehme Jahreszeiten für die Beschneidung sind Frühjahr und Herbst; im Sommer schwitzt man schnell und im Winter trägt man zu dicke Kleidungsstücke. Wo und was über eine Beschneidung im Koran steht, kann ich nicht sagen. Angeblich soll man ein Baby am achten Tag nach der Geburt beschneiden; die liegende Acht steht für die Unendlichkeit. Ich selbst finde unbeschnittene Penisse interessant, weil es für mich fremd ist. Von beschnittenen Männern sagt man, dass sie durch das Fehlen der Vorhaut, die die Eichel umschließt, länger und ausdauernder können als unbeschnittene.
Bodo aus Bulgarien
 

Bodo // © vvg

Bei der Beschneidung wird der innere, hellere Teil der Vorhaut entfernt, in welchem sich relativ wenige Nervenzellen befinden. Die Beschneidung der Vorhaut war ursprünglich wohl eine Lösung, um Verschmutzungen und Entzündungen unter der Vorhaut vorzubeugen. Für diese Annahme spricht, dass Beschneidungen geschichtlich nur in den heißen Regionen Afrikas und des Mittleren Ostens bekannt waren. Im Laufe der Zeit wurde daraus ein religiös und kulturell begründetes Ritual. Außerhalb dieses Kontextes werden Beschneidungen heute hauptsächlich aus medizinischen Gründen durchgeführt. Zunehmend werden sie auf eigenen Wunsch aus kosmetischen Gründen gewünscht. Als Facharzt und Operateur weise ich immer darauf hin, dass auch diese Operation nicht gänzlich frei von Risiken und praktisch unumkehrbar ist. Der Eingriff verändert aber nicht nur den ‚Look‘ des ‚besten Stücks‘, sondern auch die sexuelle Wahrnehmung insgesamt. Es gibt Patienten, die von intensiveren sexuellen Empfindungen nach einer Beschneidung berichten, dagegen stehen aber auch andere Erfahrungen. Hier handelt es sich um persönliche Eindrücke, die nicht objektiv überprüfbar sind. Es gibt Fälle, in denen eine Beschneidung medizinisch erforderlich ist, z. B. bei einer Phimose. Dies ist eine Verengung der Vorhaut, die zu Schmerzen bei der Erektion führt und möglichst im Jugendalter behandelt werden sollte. Als Facharzt führe ich eine Beschneidung durch, wenn ein Patient zu Entzündungen unter der Vorhaut neigt. Vorhautverengungen sind etwa unter Diabetikern und Männern mit chronischen Hauterkrankungen häufig anzutreffen. Nach einer Beschneidung wird eine sexuelle Abstinenz von vier bis fünf Wochen empfohlen. Eine Beschneidung hat übrigens keinen Einfluss auf die Größe des Penis.
Dr. med Frank Conrad, Facharzt für Urologie und Männerarzt, Köln
 

Dr. med Frank Conrad // © vvg

Ich wurde als Kind beschnitten. Ich glaube, ich war 6 oder 7 Jahre alt. Die meisten Jungen werden ja schon im Babyalter beschnitten, damit sie diesen Prozess nicht bewusst mitbekommen. Ich kann mich aber noch gut an den Vorgang erinnern. Wir kommen aus Afghanistan und mein Vater, ein Chirurg, hat die Beschneidung an mir selbst durchgeführt, sodass ich keine Angst davor haben musste. Er hat mich lokal betäubt und es war ein Gefühl, als ob ich eine Spritze bekäme. Natürlich bemerkt man den Eingriff ein paar Tage, aber der Schmerz ist gar nicht so schlimm, wie man das oft in den Medien darstellt. Ich hatte mir über diesen „Einschnitt in meinem Leben“ keine großen Gedanken gemacht; es ist praktisch gang und gäbe und gehört in unserem Leben dazu. Und mir war ja auch bewusst, was auf mich zukam, weil andere Jungs in meinem Alter das schon als Kleinkind hinter sich hatten; so wollte ich natürlich auch so sein wie sie. Ich selbst bin hier in Deutschland geboren. Beschneidung ist keine absolute Pflicht – es gibt grundsätzlich im Glauben keinen Zwang, aber wenn man von der Religion überzeugt ist, mit der man aufwächst, gehört sie einfach dazu. Das Ganze hat natürlich in erster Linie mit Hygiene und der Vorbeugung von Krankheiten zu tun. Ob nun ein beschnittener oder unbeschnittener Penis empfindsamer reagiert, kann ich nicht beantworten, weil ich als Mann den tatsächlichen Unterschied nicht kennengelernt habe. Ich bin quasi Moslem und das sage ich mit einer gewisser Vorsicht, weil viele Deutsche mit dem Islam Gewalt und Terror assoziieren. Wenn man sich allerdings mal mit dem Thema beschäftigt und tiefer in die Materie geht, ist es eigentlich eine der friedlichsten Religionen, die es gibt.
David aus dem Ruhrpott
 

David // © vvg

Ich habe mich vier Tage nach meinem 60. Geburtstag beschneiden lassen. Hauptgrund war eine „Lichen Sclerosus“, eine chronisch entzündliche, nicht ansteckende Hauterkrankung, die sowohl bei Männern als auch bei Frauen auftreten kann. Bei mir hatte sich dadurch in den letzten zwei Jahren die Vorhaut verengt. So entschloss ich mich zum medizinischen Eingriff der Beschneidung, weil es keine andere Alternative dazu gab. „LS“ hat aber nichts mit einer Vorhautverengung, der sogenannten Phimose zu tun, die einige Männer seit ihrer Geburt haben. Ich hatte mich zuerst im Internet schlaugemacht und danach einen Urologen aufgesucht, der mich ins Krankenhaus überwies. Dort wurde ich erst einmal gründlich rasiert. Für die OP bekam ich eine Rückenmarkbetäubung, die dazu führte, dass der gesamte Unterleib betäubt war und ich körperlich absolut nichts vom Eingriff mitbekommen habe; das Beschneiden geschah für mich vollkommen schmerzlos. Ich konnte den Eingriff sogar optisch durch die Spiegelung der OP-Lampe über mir mitverfolgen. Nach erfolgter OP wurde um den Penis ein Kompressionsverband angelegt und ich durfte zwei Stunden später nach Hause gehen. Am nächsten Morgen wurde der Verband abgenommen, was schmerzhaft war, da ich auf ihn allergisch reagierte hatte. Es folgten zwei Wochen täglich wechselnde Verbände. Unangenehm war, wenn sich eine Erektion aufbaute, weil dadurch noch vorhandenen Fäden gerissen sind und sich die Heilung weiter verzögerte. Bis alles einigermaßen verheilt war, vergingen acht Wochen, bis alles total überstanden war, etwa zweieinhalb Monate. Die erste Zeit war schwierig, Sexualität „an und für sich“ – oder auch mit anderen – neu zu erlernen, weil ich beschnitten wesentlich empfindlicher reagiere. Das braucht einfach eine gewisse Zeit der „Anpassung“! Ob ich meinen Penis jetzt schöner finde, kann ich nicht sagen. Der hat mir vorher auch gut gefallen. 
Helmut Dresemann, Köln
 

Helmut // © vvg

Für mich ist zwar ein beschnittener Penis hygienischer, wenn man mich allerdings vor die Entscheidung stellen würde, Spaß mit einem beschnittenem Mann oder einem unbeschnittenem Mann zu haben, würde ich mich für den unbeschnittenen Mann entscheiden. Ich selber habe meine Vorhaut und weiß daher, welche Pflege das erfordert. Früher habe ich immer gedacht, Sex mit einem beschnittenem Mann ist besser, weil man dann eine Hand mehr frei hat – bei einem Unbeschnittenem braucht man die Hand ja, um die Vorhaut durch die Bewegung vor- und zurückziehen zu können. Unbeschnittene Männer sind leichter erregbar und kommen schneller zu ihrem Höhepunkt. Was durch die Empfindlichkeit zu erklären ist, wenn man die dann freigelegte Eichel mit der Hand oder mit dem Mund berührt. Ich denke, beschnittene Penisse wirken größer durch die Tatsache, dass die Eichel exponiert und automatisch zu sehen ist und auch eine Begrenzung anzeigt. Eine Eichel eines unbeschnittenen Mannes versteckt sich gerne und der Penis wirkt dadurch kürzer. Persönlich finde ich einen unbeschnittenen Mann aber auch aus dem Grunde geiler, weil der „Zipferl“ an sich schon erregend sein kann und man mehr damit spielen kann. Am allerwichtigsten aber ist mir in erster Linie der Mann, an dem der Penis hängt. Und dann sollte sein „kleiner Freund“ auch bei Gebrauch stramm stehen – egal ob mit oder ohne Vorhaut.
Marco, Köln
 

Marco // © vvg

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