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Scharfe Kritik an Ungarn
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Scharfe Kritik an Ungarn „Ich schäme mich dafür, dass einige meiner Kollegen auf Kosten von Minderheiten Stimmen gewinnen wollen!“

ms - 21.04.2023 - 13:00 Uhr

Mit scharfen und eindringlichen Worten wendete sich der luxemburgische Ministerpräsident Xavier Bettel jetzt an seinen ungarischen Kollegen Viktor Orbán. Dieser hatte nur Stunden, nachdem sich 15 EU-Mitgliedsstaaten und das EU-Parlament in einem historischen Schritt der Klage der EU-Kommission gegen Ungarns Anti-Homosexuellen-Gesetz von 2021 angeschlossen hatten, ein neues Gesetz erlassen, dass sich direkt gegen Regenbogenfamilien richtet. Orban fordert darin seine Landsleute auf, Familien mit gleichgeschlechtlichen Eltern zu melden, denn diese seien in Ungarn illegal. Sein Hass-Gesetz von 2021 verbietet derweil weiterhin alle Themen rund um Homosexualität an den Schulen sowie in den ungarischen Medien.

Orban hat nichts verstanden!

In seiner trotzigen Rede vor dem Europäischen Parlament erklärte Bettel deswegen: „Ich schäme mich dafür, dass einige meiner Kollegen auf Kosten von Minderheiten Stimmen gewinnen wollen. Wenn es in diesem Parlament jemanden gibt, der glaubt, dass man homosexuell wird, indem man fernsieht, wenn es jemanden gibt, der glaubt, dass man homosexuell wird, indem man ein Lied hört, dann beweist er, dass er nichts verstanden hat", so Bettel, der selbst offen homosexuell ist.

Orbans Politik widerspricht der Toleranz Europas

Unter lautstarkem Beifall fuhr Bettel weiter fort und sagte zudem: „Das Schwierigste für einen Homosexuellen ist es, sich selbst zu akzeptieren. Wir verlangen kein Mitleid, wir verlangen keine Solidarität, wir verlangen kein Mitgefühl. Wir verlangen nur Respekt!“ Erneut brandete Applaus im Parlament auf. Bettel erinnerte dabei im weiteren Verlauf auch an seine eigenen Erfahrungen mit seinem Coming-Out und machte auf die Herausforderungen aufmerksam, denen sich tagtäglich Homosexuelle weltweit ausgesetzt sehen. „Wissen Sie, wie viele junge Menschen Selbstmord begehen, weil sie nicht über ihre Homosexualität sprechen können? Sie zu stigmatisieren und ihnen zu sagen, dass die Erziehung, die Kultur und der audiovisuelle Sektor daran schuld sind, widerspricht dem, was die Europäische Union ist, und ihrer offenen Toleranz!“

Ungarn will nicht einlenken

Ungarns Außenminister Péter Szijjártó indes bekräftige einmal mehr, dass das Land sowie auch Ministerpräsident Orban an ihrem homophoben Kurs festhalten wollen: „Für uns gibt es in Sachen Kinderschutz keine Kompromisse, wir werden unsere Kinder schützen. Dies ist keine einfache Entscheidung der Regierung oder des Parlaments, sondern der Wille des Volkes, der in einem Referendum zum Ausdruck kam, und wir kennen keine Entscheidung auf höherer Ebene in einer Demokratie. Deshalb werden wir natürlich für den Kinderschutz eintreten, für den Schutz der ungarischen Kinder, unabhängig davon, wie viele Länder beschließen, sich der laufenden Klage gegen uns anzuschließen.“

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