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Leserumfrage // © Studio4

Leserumfrage Wie stehst du zur Impf-Pflicht?

vvg - 03.04.2022 - 10:00 Uhr

Ich bin Mitinhaber einer Theateragentur, die Dinner-Shows veranstaltet. Es war Freitag, der 13. März 2020, als der erste Lockdown verkündet wurde und wir alle Veranstaltungen und tausenden Besuchern absagen mussten. Damals wusste niemand, wohin der Weg gehen würde. Nach dem ersten Lockdown konnten tatsächlich einige Events stattfinden, bis kurz darauf der nächste Lockdown kam. Danach hatten wir Glück für unseren wirtschaftlichen Fortbestand, weil unsere Veranstaltungen als Mischung von Gastronomie und Theater mit entsprechenden Auflagen stattfinden konnten. Es laufen derzeit nur 40% der Shows wie vor Corona-Zeiten; wir verzeichnen eine sehr gute Besucherauslastung unter Corona-Bedingungen, weil wir durch die Abstandsregelungen und Sicherheitsabstände nie die volle Kapazität nutzen können. Wir merken deutlich, wenn die „Corona-Hysterie“ in den Medien zuschlägt, nehmen bei uns die Besucherzahlen rasant ab. Aber bei der Entwarnung nehmen sie ebenso schnell wieder zu.

Über die Impfpflicht gibt es sicher wie überall geteilte Meinungen. Wenn sich noch nicht einmal die Fachleute einig sind, sind Gedanken darüber noch gar nicht an der Zeit. In meinem Freundes- und Arbeitskreis sind alle geimpft und geboostert, da muss gar nicht darüber diskutiert werden.

Wenn ich für mich spreche, empfand ich die Impfung für mich als Verpflichtung. Ich kann aber niemanden verpflichten, dass er sich impfen lässt. Das ist jedermanns eigene Entscheidung und eigene Freiheit. Jeder kann über sein Leben frei entscheiden, in diesem Fall also auch über seine Erkrankungsschwere, Folgeerkrankungen und den möglichen Tod.

Ich möchte im Kulturbereich bleiben und bin froh, solche Entscheidungen für die Bevölkerung nicht treffen zu müssen. Wir haben für unseren Kulturbereich alles Mögliche umgesetzt von modernsten Luftfiltern, Masken- und Abstandsregelungen, Impfstatusüberprüfungen etc., da würde ich mir wünschen, dass die Politik mutiger wäre und mehr erlauben würde.
Andreas aus Recklinghausen
 

Andreas // © vvg

Impfen ist Bürgerpflicht, das sollte man tun und zwar jeder. Ich empfinde dazu eine besondere persönliche Verpflichtung durch meinen Beruf, da ich mit Menschen mit Behinderung arbeite. Ich glaube, es gibt keine Alternative zur Impfpflicht, ich befürworte aber eine Impfpflicht ab 18 Jahren, weil wir die Pandemie mit all ihren Virusvarianten sonst nie in den Griff bekommen. In den letzten zwei Jahren ist versucht worden, der Lage Herr zu werden. Im letzten Jahr kam die Impfmöglichkeit dazu, die einen Weg aus den Einschränkungen weist. Aber wenn die Zahl der freiwillig Geimpften nicht ausreicht, muss es eine Impfpflicht geben. Impfen ist somit keine individuelle Entscheidung mehr und Nicht-Geimpften sollte das verdeutlicht werden. Ich habe keine Ahnung, wie die Impfpflicht kontrolliert werden soll, wahrscheinlich wird es daran auch scheitern. Meine Hoffnung ist dennoch, dass sich mit dem neuen Impfstoff, die Impfquote weiter deutlich steigern lässt.

Ich finde es unverantwortlich, wie sich ein Teil der Gesellschaft verhält. Das einzig Gute dabei ist, das die A…löcher, die es schon immer gab, nun auch sichtbar werden. So bitter die ganze Sache ist, für mich haben sich in dieser Corona-Zeit eine Menge persönlicher Beziehungen geklärt, sowohl positiv als auch negativ. Es gibt Leute, zu denen ich keinen Kontakt mehr haben möchte. In einigen Fällen zwar schade, aber es ist wohl besser so.

Impfgegner haben sich von diffusen Aussagen einlullen lassen und Einigen macht es sicher auch Spaß, Krawall zu machen und Anti zu sein. Die Forderungen sind absurd, wenn sie hier durch Bielefeld laufen: „Friede, Freiheit, keine Diktatur!“, da frage ich mich, welches Geschichts- und Demokratieverständnis diese Leute haben.
Carsten aus Bielefeld
 

Carsten // © vvg

Ich habe mich impfen und boostern lassen, seitdem das möglich war. Ich habe keine Angst vorm Impfen und kann auch nicht verstehen, warum sich Menschen nicht impfen lassen. Es ist natürlich jedermanns Entscheidung, aber Impfverweigerer gefährden andere Mitbürger. In meinem Bekannten- und Freundeskreis sind auch einige an Corona gestorben, wobei sie schon älter und krank waren und die Infektion das Sterben nur beschleunigt hat. Einige hatten keine Chance zur Impfung, andere sind trotz Impfung verstorben. Die Impfpflicht im öffentlichen Bereichen vor allem im Gesundheitswesen finde ich essentiell. Beamte müssten sich zur Impfung verpflichtet fühlen. Wer die Impfung unberechtigt verweigert, sollte mit den Konsequenzen leben, was bedeuten könnte, nicht mehr wie gewohnt arbeiten zu können, sowie auf die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zu verzichten. Wer sich nicht impfen lässt, um andere schützen, sollte zu Hause bleiben und in dieser Zeit auch keinen Lohn erhalten.

Ich arbeite im Dienstleistungsbereich und habe jede Menge Einschränkungen durch die Pandemie. Da kann ich nicht verstehen, wie Querdenker weiterhin demonstrieren. Es werden Gott-sei-Dank von Woche zu Woche weniger, wahrscheinlich, weil sie sich allmählich alle selbst mit Corona infizieren. Ich denke, dass die meisten einfach aus Protest gegen alles sind. Egal, was es ist. Wir mussten uns zum Schutz aller einschränken. Mir gefällt auch nicht alles, was ich machen muss, aber ich habe die Einsicht und denke nicht egoistisch.

Viel schlimmer finde ich aber, mit wem die Leute demonstrieren: Wer mit Faschisten auf die Straße geht, ist ein Faschist. Da sollte sich jeder, der nicht in einen Topf geworfen werden will, ein Schild umhängen, dass er gegen das Impfen, aber ebenso gegen eine Vereinnahmung dieser Demos durch Faschisten ist.
Clemens aus Frankfurt
 

Clemens // © vvg

Ich bin für die Impfpflicht, weil Impfungen gut sind, um das Immunsystem zu stärken und um Leben zu retten. Es gibt aber den Widerspruch zwischen den Menschenrechten und dem Recht des Einzelnen, über seinen Körper zu bestimmen. Diese zwei Einstellungen stehen sich gegenüber. Was ist besser? Dass wir uns alle impfen lassen als Ausweg aus der Pandemie oder dass wir jedem seine eigene Freiheit lassen? In dieser postfaktischen Zeit ist es sehr schwer, Verwirrung beim Übertragen von Informationen und Verunsicherungen zu vermeiden. Aufgrund der Notsituation durch die Pandemie ist es verständlich, dass die Impfung nicht 100 % erprobt ist. Doch es ist immer noch besser als nichts.

Es ist gut, die Meinung der Anderen zu respektieren, jedoch ist nach zwei Jahren weltweiter Pandemie die Wirksamkeit längst bestätigt. Ich habe eine gute Freundin, die sich erst impfen lässt, wenn die Regierung es zur Pflicht macht oder die Verantwortung für jegliche Nebenwirkungen übernimmt. Persönlich finde ich diese Einstellung nicht schlecht. Aber ich weiß auch, dass ihr Motiv die Angst ist. Und unter Angst kann man nicht klar denken, das ist ziemlich lähmend.

Ich glaube, das gespaltene Verhältnis zum Impfen ist der Unsicherheit geschuldet, welche der Gesellschaft von den Medien serviert wird. Man sagt, um eine Impfung zu entwickeln, braucht es mindestens fünf Jahre und dann nochmal Monate um ihre Wirksamkeit zu beweisen. Diese ersten Impfungen gegen Covid19 wurden getestet, aber der Schreck vor tödlichen Nebenwirkungen hat Misstrauen erzeugt, so dass viele Menschen die Impfung verweigern. Es haben sich Gruppen formiert, die diese Situation lautstark repräsentieren und die öffentliche Meinung war gespalten.
Fernando aus Montevideo/Uruguay
 

Fernando // © vvg

Die allgemeine Impfpflicht beschäftigt die Bevölkerung nun bereits seit Monaten. Meiner Meinung nach könnte dies ein wichtiger Schritt zurück zur Normalität und ein großes Zeichen der Solidarität darstellen. Fakt ist, dass die Impfung die Gefahr eines schweren Krankheitsverlaufs erheblich senkt. Vor diesem Hintergrund sollte eine Impfpflicht eigentlich gar nicht notwendig sein, sondern das „sich impfen lassen“ eine Selbstverständlichkeit. Leider sprechen die Impfzahlen aber eine andere Sprache. Zuvor muss man sich aber die Frage stellen, ob eine allgemeine Impfpflicht zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt umsetzbar wäre und da ist die klare Antwort NEIN. Zwar könnte man diese der Form halber einführen, allerdings blieben nur sporadischen Kontrollen, ob dieser Pflicht auch wirklich nachgekommen wird. Im Vergleich zu anderen Ländern, die die Impfpflicht eingeführt haben, fehlt es in Deutschland an einem zentralen Impfregister – also einer Datenbank, in welcher die Impfungen einer Person eingetragen und damit verfolgbar wären. Es müsste diese Voraussetzungen geschaffen werden, damit eine Impfpflicht überhaupt eine sinnvolle Maßnahme darstellen würde. Bevor diese Frage nicht geklärt ist, bedarf es meiner Meinung nach auch keiner Entscheidung hinsichtlich der Einführung einer Impfpflicht. Eine Maßnahme, von der man sich erhofft, dass diese das Infektionsgeschehen verlangsamen oder aufhalten wird, hat keinen Nutzen, wenn die Umsetzung dieser Maßnahme nicht kotrolliert werden kann. Generell wäre es aber für eine Debatte ein solch heikles Thema betreffend auch wichtig, dass sich in Deutschland wieder eine vernünftige und adäquate Diskussionskultur etabliert. In der jüngsten Vergangenheit musste man leider feststellen, dass diese in gewisser Weise abhanden gekommen ist und viele Diskussionen emotional angeheizt sind. Dies ist für eine zielführende Debatte – der Kern einer funktionierenden Demokratie – und anschließende Entscheidungsfindung aber nicht sinnvoll.
Kristian aus Kerpen
 

Kristian // © vvg

Ich bin geimpft, da ich im Pflegebereich arbeite und es mir wichtig ist, meine Nächsten zu schützen. Ich würde mich aber auch definitiv impfen lassen, wenn ich einen anderen Beruf hätte. Ich stehe hinter dem Impfen, weiß aber nicht, ob ich auch hinter dem Thema Impfpflicht stehen kann. Ich kenne zwar keinen Impfpflicht-Gegner, wohl aber Leute, die das auf Grund der Verpflichtung kritisch betrachten, weil sie das Gefühl haben, sie würden ihren eigenen Willen und ihre Freiheit verlieren. Da steht einfach die Selbstbestimmung im Vordergrund. Ich glaube, die Menschen denken egoistischerweise zuerst an sich selbst und nicht solidarisch. Obwohl sie sich gegen alles Mögliche impfen lassen, wenn sie in fremde Länder reisen wollen. Aber diese Ziele ihrer Reisen bestimmen sie, wie gesagt, ja auch selber. Wir in der Pflegearbeit haben sowieso eine Verpflichtung zur Impfung: Wenn Mitarbeiter in unserem Pflegebereich gegen eine Impfung wären, dürften sie gar nicht arbeiten.

Die Demonstrationen, die überall in den Städten abgehen, finde ich prinzipiell gut, weil man für seine Rechte und die freie Meinung einsteht. Ich würde es aber anders formulieren. Ich glaube, dass unser deutsches Gesundheitssystem im Rahmen der Aufklärung über Covid19 in vielerlei Hinsicht versagt hat. Viele Maßnahmen waren widersprüchlich und nicht wirklich transparent, was ebenfalls nicht transparent begründet wurde. Das hat in der Gesellschaft zu viel Misstrauen geführt. Inzwischen bin ich überzeugt, dass durch die hohe Impfquote nicht mehr die extremen Ausmaße an Erkrankungen zu erwarten sind.

Es bedarf einfach mehr Aufklärungsarbeit, klare Formulierungen und auch mal einer Entschuldigung, wenn man Fehler gemacht hat, damit mehr Menschen das Wesen einer Pandemie verstehen. Dadurch wäre eine klare Präventionsvorsorge solidarisch geleistet.
Tobias aus Köln
 

Tobias // © vvg

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