Direkt zum Inhalt
Denunziationspflicht?

Denunziationspflicht? Regierung bastelt final an menschenverachtendem Gesetz

ms - 19.09.2023 - 11:00 Uhr
Loading audio player...

Das Vorbild Uganda scheint in Afrika immer mehr Schule zu machen, im negativen Sinne. Nachdem derzeit die Regierung in Kenia bereits sehr massiv an der Einführung der Todesstrafe für Homosexuelle arbeitet, kommt die neuste Hiobsbotschaft jetzt aus Ghana: Das Parlament berät derzeit in finaler Runde über ein neues Gesetz mit dem sperrigen Titel: „Promotion of Proper Human Sexual Rights and Ghanaian Family Values Bill.“

Haftstrafen für Journalisten und HIV-Berater

Der Gesetzentwurf in seiner grundsätzlichen Form liegt zwar bereits seit 2021 vor, nun soll er aber noch einmal radikal verschärft und schlussendlich dann auch zeitnah tatsächlich beschlossen werden. Ziel ist es zum einen, nicht „nur“ homosexuelle Beziehungen zu kriminalisieren, sondern auch all jene, die sich für LGBTI*-Rechte und Menschen im Land einsetzen. Es klingt wie eine Blaupause des berüchtigten Anti-Homosexuellen-Gesetzes aus Uganda, welches im Frühjahr dieses Jahres in Kraft getreten war.

Und in der Tat: Teilweise lesen sich die Gesetzespassagen identisch, wenn beispielsweise davon die Rede ist, auch all jene Menschen zu verhaften und für Jahre wegsperren zu dürfen, die Homosexualität „fördern“ – ein weites Feld für zahlreiche Spekulationsmöglichkeiten. Die Liste der Betroffenen soll so zum anderen jetzt außerdem weiter ausgearbeitet werden, sodass sie künftig von Journalisten im Land bis hin zu Menschenrechtsaktivisten oder HIV-Berater reicht.

Meldepflicht von Homosexuellen

Ebenso neu dazu kommt eine „Meldepflicht“ für alle Bürger des Landes. Wenn jemand den Verdacht hat, dass ein Mitbürger schwul sein könnte, ist er künftig verpflichtet, diesen den Behörden oder der Polizei zu melden. Als „Beweise“ reichen dabei schon die vielleicht zu bunte Kleidung oder eine feminin gelesene Körperbewegung aus.

Die Aktivistengruppe One Love Sisters Ghana erklärte gegenüber CNN, dass das Gesetzesvorhaben bereits jetzt zu brutaler Willkür in der Bevölkerung führt. Menschen, die als schwul „identifiziert“ werden, gelten als Vogelfreie, sie werden angegriffen, entführt und ohne rechtliche Konsequenzen grausam gelyncht. Der Gesetzentwurf hat inzwischen bereits die zweite Lesung erfolgreich überstanden, nur noch das Veto des Präsidenten kann das Verfahren überhaupt noch stoppen.

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Queere Jugendliche in Flandern

Suche nach sicheren Räumen

Im ländlichen Belgien ist es für viele queere Jugendliche schwer, Gleichgesinnte zu treffen. Immer mehr Betroffene gründen daher eigene Gruppen.
Queerer Rugbyclub

Besonderes Jubiläum in England

In England feiert ein LGBTIQ+-Rugbyclub zehnjähriges Bestehen und setzt damit ein besonderes Zeichen für mehr queere Sichtbarkeit im „Männersport“.
Gefährliche Jugendzeit

Kindeswohlgefährdungen nehmen zu

Kindeswohlgefährdungen haben in Deutschland erneut stark zugenommen, insbesondere davon betroffen sind LGBTIQ+-Jugendliche.
Mord in Hollywood

Harry und Sally-Regisseur und Frau

Regisseur Rob Reiner und seine Ehefrau Michele Singer wurden ermordet – beide unterstützten tatkräftig Schwule und Lesben. Tatverdächtig ist ihr Sohn.
Aktion „I Am Not Propaganda“

Weltweit Proteste gegen Hass-Gesetz

Am vergangenen Wochenende demonstrierten vor zahlreichen Botschaften aus Kasachstan Menschen gegen das geplante Anti-LGBTIQ+-Gesetz im Land.
Proteste in Budapest

Kritik an Ministerpräsident Orbán

Ein Skandal erschüttert Ungarn: Über 50.000 Menschen forderten am Wochenende den Rücktritt von Ministerpräsident Viktor Orbán.
Nouripour kritisiert FIFA

Debatte um Pride-Spiel 2026

Bundestags-Vizepräsident Nouripour kritisierte die FIFA und sagte zum Pride-Spiel 2026 zwischen Iran und Ägypten: Die „Mullahs“ müssten das aushalten.
Strafe, weil er CSD zuließ?

Anklage gegen Gergely Karácsony

Der Bürgermeister von Budapest sieht sich mit strafrechtlichen Ermittlungen konfrontiert, weil er die Pride-Parade im Juni 2025 ermöglicht hat.
Vorurteile im Kampf gegen HIV

Religiöser Hass in Uganda

Christliche Kirchen verhindern aus Homophobie in Uganda die Unterstützung von Menschen mit HIV, wie die jüngste UNAIDS-Studie belegt.