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HIV-Forschung

HIV-Forschung Warum nehmen Hirnfunktionen bei Menschen mit HIV im Alter rapide ab?

ms - 08.02.2023 - 10:00 Uhr
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HIV – selbst bei bestmöglicher Therapie zeigen Studien sowohl aus Deutschland wie auch weltweit auf, dass das Virus bei Menschen das Risiko einer Krebs- sowie auch einer Herzerkrankung erhöht. Bislang war man zudem durch die CHARTER-Studie aus dem Jahr 2010 davon ausgegangen, dass HIV möglicherweise auch hauptverantwortlich für nachlassende Hirnfunktionen im Alter sein könnte. Diese Annahme konnte jetzt durch eine 12-jährige Studie glücklicherweise widerlegt werden. Die erhöhten Fallzahlen von kognitiven Problemen bei älteren Menschen mit HIV sind offensichtlich auf andere Krankheiten oder auch Drogenkonsum in der Jugend zurückzuführen.

Cannabis als Kernproblem bei Menschen mit HIV

Begonnen hatte dabei alles mit ersten Studien 2010, die aufgezeigt hatten, dass die Hirnfunktion bei Menschen mit HIV schlimmer und häufiger nachgelassen hatte als bei HIV-negativen Personen. Nun zeigt sich, dass neben dem Drogenkonsum, in erster Linie Cannabis, auch andere Krankheiten wie Diabetes, hoher Blutdruck, chronische Lungenerkrankungen, Depressionen und Nervenschmerzen den signifikanten Unterschied ausmachen, wie Dr. Robert Heaton und seine Kollegen der CHARTER-Studie jetzt in neuen Untersuchungen darlegten. Umso wichtiger sei es, die Behandlung der anderen Erkrankungen bei Menschen mit HIV verstärkt im Auge zu haben, auch deswegen, weil HIV durchaus förderlich für andere Krankheiten sein kann, Stichwort Komorbiditäten.

Schneller und anders altern

An der mehrjährigen Studie, die in zwei Teilen im Abstand von rund 12 Jahren durchgeführt worden war, nahmen rund 1.600 Menschen mit HIV aus den USA teil. In mehrstündigen Interviews und Prüfverfahren wurden die Hirnfunktionen sowie der generelle Gesundheitszustand gemessen. Rund zwei Drittel der Probanden waren unter 60 Jahre alt (65 %), das verbleibende letzte Drittel 60 Jahre oder älter (35 %). Die jetzt neuen Studienergebnisse sind auch insofern spannend, weil in den letzten Jahren durchaus bereits nachgewiesen wurde, dass Menschen mit HIV anders und zumeist schneller altern als HIV-negative Personen. Wichtige Erkenntnisse angesichts der Tatsache, dass in den meisten Ländern wie auch in Deutschland in den nächsten Jahren mehr als die Hälfe der HIV-positiven Menschen älter als 50 Jahre sein werden. In Deutschland forscht seit 2004 Dr. Stefan Esser vom Universitätsklinikum Essen als Leiter der HIV HEART Aging Studie zu diesem Thema.

Jeder vierte Mensch mit HIV hat kognitive Probleme

Und in der Tat zeigte die US-Studie tatsächlich eben auch, dass in beiden Altersgruppen die Hirnfunktionen in hohem Maße eingeschränkt waren, verglichen mit dem, was aufgrund von Geschlecht, Rasse, Bildung und Alter im generellen Durchschnitt zu erwarten wäre. Vergleicht man die Hirnfunktion der einzelnen Teilnehmer im Laufe der Zeit, so zeigte sich bei 24 Prozent eine deutliche Verschlechterung der Hirnfunktion, bei 70 Prozent blieb sie gleich und bei 6 Prozent verbesserte sie sich. Überraschenderweise waren HIV-Variablen wie CD4-Zahl, Viruslast, ART oder AIDS keine guten Prädiktoren für eine Verschlechterung der Hirnfunktion, sondern eben die bereits erwähnten anderweiten Krankheitsbilder.

Begleiterkrankungen zumeist behandelbar

Studienleiter Dr. Heaton: "Diese Ergebnisse stehen nicht im Einklang mit einer vorzeitigen oder beschleunigten neurokognitiven Alterung aufgrund von HIV selbst, sondern deuten auf wichtige indirekte Auswirkungen mehrerer, potenziell behandelbarer Begleiterkrankungen hin, die bei Menschen mit HIV häufiger auftreten als in der Allgemeinbevölkerung. Abgesehen von der lebenslangen, nicht aktuellen Cannabiskonsumstörung sind die anderen Komorbiditäten potenziell behandelbar und verdienen möglicherweise erhöhte Aufmerksamkeit bei der klinischen Behandlung von Menschen mit HIV."

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