Katholischer „Eignungstest“ Angeblich schwuler Priester zum „Schwulentest“ geschickt
2003 wurde ein Angehöriger des Priesterseminars im österreichischen St. Pölten verurteilt, weil auf dem Rechner des Seminars Fotos gefunden wurden, die sexualisierte Gewalt an Kindern zeigten. Doch auch für den stellvertretenden Leiter des Seminars, Wolfgang Rothe, bedeutete es das Ende seiner vielversprechenden Karriere: Die Kirche fand ein ungünstig aufgenommenes Foto, auf dem es so aussah, als küsse Rothe einen anderen Mann. Bischof Klaus Küng verordnete Rothe daraufhin eine Auszeit.
Zwei Jahre später schlug Küng Rothe laut der Süddeutschen Zeitung vor, einen „Schwulentest“ zu machen, um die Vorwürfe „objektiv“ zu klären – dazu gäbe es keinen anderen Weg. Rothes habe sich damals „stark gedrängt“ gefühlt, sich dem Test zu unterziehen, um seine Karriere nicht noch weiter zu belasten. Doch das Gutachten des von Küng vorgeschlagenen forensischen Psychiaters Norbert Leygraf konnte „keine fundierten Aussagen“ treffen.
Forensiker Harald Dreßig findet Küngs Vorgehen „ungeheuerlich“ – einen schwulen Priester von jeglicher Seelsorge mit Kindern und Jugendlichen fernzuhalten sei „eindeutig diskriminierend“.