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Millionen für den Hass auf LGBTI* // © megaflopp

Millionen für den Hass auf LGBTI* Die Kasse klingelt – ein Grund zur Freude, wenigstens für die queerfeindlichen Organisationen in den USA.

ms - 24.03.2022 - 16:30 Uhr

Die Kasse klingelt – ein Grund zur Freude, wenigstens für die queerfeindlichen Organisationen in den USA. Seitdem 2020 die Hetzjagd auf LGBTI*-Menschen in Amerika immer mehr gesellschaftlich und politisch an Fahrt aufgenommen hat, verzeichnen auch die Anti-LGBTI*-Organisationen einen massiven Zugewinn an Spendengeldern in ihren Kassen.

Die Rechtshilfeorganisation Southern Poverty Law Center (SPLC) hat nun einmal genauer hingesehen und die elf größten Hass-Gruppen in Amerika unter die Lupe genommen. Im Schatten von heftigen Debatten rund um trans-Verbote und LGBTI*-Lebensweisen an Schulen befeuerten die Geldgeber und Antreiber des Kulturkampfes mit vollen Händen die Situation. Ziel ist es dabei, den Hass auf alle Formen von queeren Leben so sehr zu schüren, dass er sich schlussendlich auch als dickes Plus bei den bevorstehenden Wahlen für die Republikaner abzeichnet.

Die elf queerfeindlichen Organisationen konnten so im Haushaltsjahr 2020 über 110 Millionen US-Dollar an Spenden einnehmen – so viel wie nie zuvor.  Binnen von nur vier Jahren ist dies ein Anstieg von mehr als 25 Prozent und die ersten Prognosen zeigen, dass sich der Trend weiter fortsetzt. Die millionenschwere Kriegskasse ist inzwischen so gut gefüllt, dass die Anti-LGBTI*-Organisationen bereits massiv ihren Einfluss auf allen Ebenen der amerikanischen Regierung und der Gesellschaft ausbauen konnten - von den lokalen Schulbehörden bis hin zu den höchsten Bundesgerichten.

Dabei zeigt sich, dass nicht nur die Zuwendungen selbst Rekordhöhen erreichen, sondern auch die Gruppierungen selbst zahlreicher werden. Das Southern Poverty Law Center verfolgt seit über einem Jahrzehnt die amerikanische Anti-LGBTI*-Bewegung. 2011 zählte die Organisation noch 13 queerfeindliche Gruppen in den USA, 2020 waren es bereits mehr als 40. Sie alle verbreiten bekannte Unwahrheiten und Pseudowissenschaften, um geschlechtliche und sexuelle Minderheiten zu verunglimpfen. Mehrere dieser Gruppen haben sich inzwischen auch rechtlich als Glaubensgemeinschaft definiert, sodass sie von öffentlichen Finanzangaben befreit sind.

"Viele von ihnen sind zwar nicht speziell an eine Kirche gebunden, haben aber ihre Wurzeln im konservativen christlichen, biblischen Verständnis der menschlichen Sexualität. Viele dieser Gruppen behaupten, dass LGBTI*-Personen eine Bedrohung für die Gesellschaft selbst sind“, so Scott McCoy, der stellvertretende juristische Direktor von SPLC gegenüber NBC News. Dabei ist es McCoy wichtig zu betonen, dass die beträchtlichen Spendenströme an die Gruppen jedoch nicht eine wachsende Feindseligkeit gegenüber der LGBTI*-Community in der breiteren amerikanischen Gesellschaft widerspiegeln würden. Mehrere Umfragen hätten übereinstimmend gezeigt, dass Amerikaner verschiedener politischer Richtungen und religiöser Zugehörigkeiten die Rechte von LGBTI*-Menschen in den letzten zehn Jahren immer mehr unterstützt haben. Laut dem American Values Atlas 2021 befürworten aktuell mehr als zwei Drittel (68 Prozent) der Amerikaner die gleichgeschlechtliche Ehe. McCoy geht davon aus, dass aus Furcht vor dem Machtverlust die hasserfüllten Hardliner deswegen versuchen, mit extremen Aussagen möglichst viele Amerikaner zurückzugewinnen und zu vereinen.

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