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Queerfeindlichkeit in der Filmbranche // © instagram.com/yunhuang_acts

Queerfeindlichkeit in der Filmbranche Queere ZDF-Schauspielerin erhebt schwere Vorwürfe

ms - 31.03.2022 - 13:30 Uhr

Die queere Schauspielerin Yun Huang erhebt jetzt im Interview mit dem Magazin BUNTE schwere Vorwürfe gegenüber der deutschen Film- und Fernsehbranche. Huang ist seit März 2022 als IT-Expertin in der Krimireihe „Der Alte“ zu sehen, zuvor stand sie schon beispielsweise für SOKO Leipzig, den Tatort und der ARD-Fernsehserie „Rote Rosen“ vor der Kamera.

Im Interview sprach die deutsch-chinesische Schauspielerin über eine fehlende Akzeptanz gegenüber queeren Menschen – hier habe sich in den letzten Jahren in der Film-Branche nicht viel getan. Im weiteren Verlauf erzählt die 30jährige Darstellerin dann von dummen Sprüchen, die sie als queere Person immer wieder abbekommen habe: „Man spürt ja auch, wie der Ton an manchen Filmsets ist. Oft habe ich es leider schon so empfunden, dass es an den Sets noch keine Offenheit gab. Ich habe dann Witze über Homo- oder Transsexuelle gehört. Auch sexistische Witze. In solchen Situationen wird mir bewusst, dass da kein Raum für mich ist.“

Die in Berlin lebende Huang ist auch Mitglied der Queer Media Society, einer ehrenamtlichen Initiative queerer Medienschaffender. Queere, prominente Unterstützer sind unter anderem die Moderatorin Bettina Böttinger, Entertainer Ralph Morgenstern, Schauspieler und Präsident der Deutschen Filmakademie Ulrich Matthes, Comic-Autor Ralf König oder auch UFA-Chef Nico Hofmann. De Initiative fordert eine größere gesellschaftliche Offenheit und Akzeptanz in den deutschen Medien und will sich gegen die Diskriminierung von queeren Menschen in den Medien starkmachen. Die Umfrage „Vielfalt im Film“ stellte so 2021 fest, dass jeder fünfte Mensch, der in der deutschen Filmbranche arbeitet, sich selbst als LGBTI* definiert, beinahe die Hälfte von ihnen ist ungeoutet am Arbeitsplatz. 20 Prozent der queeren Menschen in der deutschen Filmbranche haben bereits ähnlich wie Yun Huang Diskriminierungserfahrungen in Bezug auf ihre sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität gemacht.

Mehrere Studien und Umfragen der letzten fünf Jahre zeigen zudem auf, dass queere Menschen auch noch immer nicht angemessen in den deutschen Medien repräsentiert werden. So zeigte die Studie „Sichtbarkeit und Vielfalt“ der Universität Rostock vom Oktober 2021, dass nur zwei Prozent der dargestellten Charaktere im deutschen Fernsehen überhaupt queer sind, wobei der größte Schwerpunkt auf homosexuelle und bisexuelle Charaktere liegt. Zusammen mit dem Lesben- und Schwulenverband in Bayern hat die Queer Media Society deswegen in einem ersten Schritt im letzten Jahr die Petition "Queer und sichtbar in den Medien" gestartet. Darin wurde eine Vertretung für LGBTI* im Rundfunkrat des Bayerischen Rundfunks und im Medienrat der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) gefordert. Im Februar 2022 erfolgte im bayerischen Landtag die Übergabe von fast 15.000 Unterschriften.

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