Direkt zum Inhalt
Regenbogeneltern in England

Regenbogeneltern in England Welche Rechte haben künftig Leihmütter, welche homosexuelle Eltern?

ms - 30.03.2023 - 14:00 Uhr
Loading audio player...

Nicht nur in Deutschland wird derzeit um mehr Rechte für sogenannte Regenbogenfamilien gerungen, auch in Großbritannien sollen nun Änderungen die Lebensrealität für schwule und lesbische Eltern verbessern – einzig der Weg dahin ist noch im Detail unklar. LGBTI*-Aktivisten erklärten indes bereits, dass die bisherigen Pläne nicht weit genug gehen würden.

Rechtliche Eltern von Geburt an?

Die britische Regierung hatte der Law Commission of England and Wales sowie der Scottish Law Commission den Auftrag erteilt, neue Wege anzudenken, die eine legale Elternschaft auch bei sogenannten Wunscheltern ansehen; meint konkret, dass alle Elternteile von Geburt des Kindes an die gleichen Rechte haben. Ähnliches sieht derzeit die Ampel-Koalition mit einer Änderung des Abstammungsgesetzes auch in Deutschland vor.

Im Fokus die Leihmutterschaft

Großbritannien will dabei aber auch einen konkreten Blick auf das Leihmutterschaftsgesetz werfen - derzeit müssen Wunscheltern mehrere Wochen oder zumeist sogar Monate auf einen Gerichtsbeschluss warten, bis sie auch rechtlich die Eltern des Kindes sind. Nach den nun neuen Vorschlägen hätten Wunscheltern diese Rechte von der Geburt an – allerdings könnte die Leihmutter ihre Zustimmung auch nach der Geburt noch zurückziehen und damit ihre Elternrechte bis sechs Wochen nach der Geburt geltend machen.

Die Empfehlungen beziehen sich nicht auf die internationale Leihmutterschaft oder die sogenannte „Doppelspende“, bei der sowohl Spendersamen als auch eine Eizelle verwendet werden. Es gibt auch keine Pläne, die bezahlte Leihmutterschaft im Vereinigten Königreich zu legalisieren. Während die Wunscheltern in der Lage sind, begrenzte Kosten, einschließlich medizinischer Kosten und Verdienstausfall, zu decken, dürfen sie Leihmütter nicht bei den Kosten, einschließlich der Miete, unterstützen und sie auch sonst nicht entschädigen.

Bessere Situation für alle Beteiligten

Britische Juristen sind sich einig darüber, dass es eine Überarbeitung des derzeitigen Familienrechts braucht, die rund 40 Jahre alte Gesetzgebung spiegele dabei nicht mehr die Interessen der heutigen Gesellschaft wider. „Unsere Empfehlungen zielen darauf ab, einen besseren Rechtsrahmen zu schaffen, der im besten Interesse der Wunscheltern, der Leihmutter und vor allem der durch Leihmutterschaft geborenen Kinder ist", so Professor Nick Hopkins, Beauftragter für Familienrecht bei der Law Commission.

LGBTI*-Gruppen fordern mehr Rechte

Befürworter der Leihmutterschaft wie auch mehrere LGBTI*-Verbände begrüßen die Reformpläne als grundsätzlich „großen Gewinn“, die mehr Ausgewogenheit zwischen homosexuellen und heterosexuellen Eltern gewähren würden. Kritik wurde laut beim Thema der internationalen Leihmutterschaften, hier müssten Wunscheltern künftig noch besser rechtlich geschützt werden.

Zudem gäbe es noch immer keine Pläne für britische Wunscheltern, die weder eine Samen- noch eine Eizellspende beisteuern – jene Paare haben kein Recht dazu, eine Elternverfügung für das Kind zu beantragen, eine biologische Verbindung ist zwingend. Hier fehle es noch an einer „grundlegenden Reform“, so die Kritiker weiter. Auch die Tatsache, dass Leihmütter in den ersten sechs Wochen ihr Recht auf das eigene Kind geltend machen können, lehnen vereinzelt LGBTI*-Aktivisten weiter ab. Ein neuer Vorschlag sieht dabei vor, dass die Prüfung der Vereinbarungen zwischen Wunscheltern und Leihmüttern bereits vor der Empfängnis beginnt, überwacht von einer gemeinnützigen Organisation. Die britische Regierung selbst hat sich zu den derzeitigen Reformvorschlägen noch nicht konkret geäußert.

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Strafe, weil er CSD zuließ?

Anklage gegen Gergely Karácsony

Der Bürgermeister von Budapest sieht sich mit strafrechtlichen Ermittlungen konfrontiert, weil er die Pride-Parade im Juni 2025 ermöglicht hat.
Vorurteile im Kampf gegen HIV

Religiöser Hass in Uganda

Christliche Kirchen verhindern aus Homophobie in Uganda die Unterstützung von Menschen mit HIV, wie die jüngste UNAIDS-Studie belegt.
Rollback in Arlington

Ende bei Antidiskriminierungsschutz

Die erste Stadt in den USA, Arlington, hat jetzt die LGBTIQ+-Antidiskriminierungsgesetze aufgehoben. Eine Entwicklung mit landesweiter Signalwirkung.
Homosexuelle als Bedrohung

Neue Stigmata in Malaysia

Der größte islamische Jugendverein in Malaysia erklärte homosexuelle Menschen zur Bedrohung und fordert weitere Restriktionen gegen die Community.
Asyl für queere Flüchtlinge

Neues Zentrum in Amsterdam

In Amsterdam soll ein neues Asylzentrum nur für queere Flüchtlinge und alleinstehende Frauen entstehen.
Kontenlöschungen bei Meta

Queere Gruppen und Frauen betroffen

Meta steht massiv in der Kritik, zahlreiche Konten mit queeren Inhalten sowie zu Frauenrechten und Abtreibung gelöscht oder stark zensiert zu haben.
Neue Diskriminierung

Keine HIV-positiven US-Soldaten

Das US-Verteidigungsministerium will HIV-positive Soldaten entlassen. Ob das gelingt, ist derzeit Gegenstand einer juristischen Auseinandersetzung.
Klage gegen Erzbistum Köln

Vorwurf von sexuellem Missbrauch

Ein 70-jähriger Mann hat jetzt das Erzbistum Köln wegen mehrfachem sexuellen Missbrauch in seiner Jugend auf eine Million Euro Schmerzensgeld verklagt
Hassdelikt: Polizei ermittelt

Ein gezielter Tritt gegenLGBTIQ+

Ein Postbote in Belfast wurde entlassen, weil er einen Gartenwichtel in Regenbogenfarben samt Pride-Flagge mutwillig umstieß.