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Covid19 - eine Herausforderung // © oonal

HIV & Corona – Faktencheck Was man wissen sollte…

id - 09.05.2020 - 09:00 Uhr

In den vergangenen Wochen gab es mehr als genügend Möglichkeiten, zu erfahren, wie man sich möglichst gut vor einer Corona-Infektion schützen kann. Bei vielen ist allerdings auch im Kopf hängen geblieben, dass es vor allen ältere Menschen über 60 Jahre und älter treffen würde. Doch auch die unterschiedlichsten Vorerkrankungen wie beispielsweise Personen mit Begleiterkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Asthma oder auch der „Volkskrankheit“ Diabetes mellitus haben ein erhöhtes Risiko für einen schwereren Verlauf einer Coronavirus-Infektion. Und auch HIV & AIDS-Erkrankungen bergen dabei ein erhöhtes Potential, sich mit dem COVID19-Virus zu infizieren. Was sollten gerade HIV- & AIDS-Patient*innen nun beachten?

Zunächst einmal ist zu sagen, dass nach bisherigen Erkenntnissen der Wissenschaftler bei denjenigen, die in antiretroviraler Therapie sind davon ausgegangen wird, dass diese bei Beachtung der allgemeinen Verhaltensregeln wie Abstand halten und einen Mundschutz zu tragen keine exponentiell höhere Ansteckungsgefahr gegeben sein könnte. Allerdings fehlen hier noch valide Daten, um dieses auch zu belegen.

HIV & Corona // © Media Trading Ltd.

Relativ früh kam unter Wissenschaftlern ins Gespräch, dass bestimmte andere Medikamente, welche gegen andere Viren bereits existieren, mit leichten Veränderungen gegebenenfalls auch gegen das Corona-Virus eingesetzt werden könnten. HIV-Medikamente zur Behandlung von Coronavirus-Infektionen. Da es sich bei dem HI-Virus ebenfalls um eine Virusart handelt, lag die Frage auf der Hand, ob vielleicht HIV-Medikamente auch gegen COVID-19 wirksam sein könnten. Dieses wird derzeit von den Wissenschaftlern untersucht. Im Zentrum der Forschung steht dabei scheinbar das HIV-Medikament „Kaletra“. Hintergrund dabei ist, dass das neue Coronavirus SARS-CoV-2 – wie übrigens auch schon länger bekannte andere Coronaviren – zur Vermehrung ein Enzym braucht, nämlich eine bestimmte Protease (TMPRSS2).

Bei HIV ist dieses ähnlich gelagert: Auch das HI-Virus braucht zur Vermehrung das Enzym HIV-Protease, welches allerdings nicht mit der Coronavirus-Protease identisch ist. „Kaletra“ ist dabei ein Medikament, dass diese HIV-Protease blockiert. Doch der ersten leichten Euphorie folgte auch schnell Ernüchterung. Wie ein chinesisches Autorenteam kürzlich im „New England Journal of Medicine“ berichtete, wurde im am stärksten betroffenen Bezirk Wuhan in China in einer Studie mit dem Medikament geforscht. In der eher kleinen Studie mit rund 200 Personen welche einen schweren Verlauf der Corona-Infektion zeigten, ergab sich letztendlich keinerlei Nutzen eines HIV/AIDS-Medikamentes mit den Wirkstoffen „Lopinavir“ und „Ritonavir“ in Bezug auf COVID-19. Es bedarf es also weiterer intensiver Forschungen.

Allerdings kam in Italien ein anderes Medikament ins Gespräch. Für die bereits beatmeten Patienten empfehlen die italienischen Infektiolog*innen mittlerweile nicht mehr das bereits erwähnte „Kaletra“, sondern „Remdesivir“. Dabei handelt es sich um ein noch nicht zugelassenes Medikament, welches ursprünglich gegen Ebola entwickelt wurde und auch gegen das „alte“ SARS-1 wirkt – sowie möglicherweise auch gegen SARS-CoV-2. Aber auch hier sind fundierte Ergebnisse bisher nicht vorhanden.

Was bedeutet dieses nun aber für jemanden, der mit HIV infiziert oder bereits an AIDS erkrankt ist?

Die Deutsche AIDS-Gesellschaft sowie die Europäische Klinische Aids-Gesellschaft und die Britische HIV-Gesellschaft teilen die Einschätzung, dass es nach derzeitigem Stand keine Daten für eine besondere Gefährdung für Menschen mit HIV mit normaler Helferzellzahl und erfolgreicher HIV-Therapie gibt.

Sie verweisen dabei allerdings auch darauf, dass viele HIV-Patient*innen älter als 50 Jahre sind und bei vielen von ihnen auch andere chronische Begleiterkrankungen oder Vorerkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Lungen-Erkrankungen vorliegen. Es bleibt also auch bei ihnen bei den allgemein gültigen Vorsichtsmaßnahmen. Dazu gehört vor allem auch häufiges – und vor allem richtiges – Händewaschen.

Aber was ist mit Sex?

Sex in Zeiten von Corona // © franckreporter

Ja, Kontaktverbot und Sex passen nicht wirklich zusammen. Aber nicht alle leben ja außerhalb einer Beziehung. Kann nun das Corona-Virus auch Auswirkungen auf das eigene Sexleben haben? Ist das Virus vielleicht sogar auch beim Sex übertragbar? Auf der Webseite www.aidshilfe.de/corona-sex gibt die Deutsche Aidshilfe ausführlich Auskunft zu Corona und Sex. Die Seite wird regelmäßig auf ihre Aktualität überprüft und ggf. erweitert.

Als Grundlegendes gibt die DAH uns hier einige generelle Verhaltensregeln mit auf den Weg:

  • Mit dem Coronavirus kann man sich überall anstecken, wo Menschen in engen Kontakt kommen. Beim Sex hat man also durch die Nähe und den Kontakt ein hohes Risiko – egal, um welche Sexpraktik es geht.
  • Erhöht ist das Risiko, wenn mehrere Menschen auf engem Raum zusammenkommen; das gilt auch, wenn sich mehrere Leute privat zum Sex treffen.
  • Klar ist: wer Symptome hat oder Kontakt zu Personen mit COVID-19 hatte und in Quarantäne ist, sollte keinen Sex mit direktem Körperkontakt haben. Als (noch nicht belegte Faustregel) empfiehlt die Deutsche Aidshilfe, zwei Wochen nach dem Ende von Symptomen auf Sex mit direktem Personenkontakt zu verzichten.
  • Auch in Zeiten von Corona muss nicht grundsätzlich auf Sex verzichtet werden – schließlich ist er für viele Menschen ein wichtiger Faktor des körperlichen und psychischen Wohlbefindens.

Und es bleibt weiterhin gültig: Nur gemeinsam schaffen wir es durch diese außergewöhnliche Krise. SCHWULISSIMO sagt: „Passt auf euch auf!“

Info-Box

Empfehlungen der Deutschen AIDS-Hilfe (DAH):

  • Es gibt keine Daten, dass Menschen mit HIV unter wirksamer HIV-Therapie in besonderer Weise durch Corona gefährdet wären. Es gibt allerdings auch keine Daten, dass ihr Risiko eines schweren COVID-19-Verlaufs nicht erhöht ist.
  • Erhöht ist das Risiko eines schweren Verlaufs für Menschen mit HIV und stark geschwächtem Immunsystem, weil sie keine HIV-Medikamente nehmen.
  • Für alle Menschen – mit oder ohne HIV – sind die wichtigsten Maßnahmen zum Schutz vor Corona das gründliche und regelmäßige Händewaschen mit Seife und die Reduzierung sozialer Kontakte. Das betrifft auch das Sexleben.
  • Die Versorgung mit HIV-Medikamenten ist sichergestellt.

Weitere ausführliche Informationen gibt es unter www.aidshilfe.de/aidshilfe-infos-corona

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