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Queere Themen verschwinden aus den Schulen // © IMAGO / ZUMA Wire
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Angst bei LGBTI*s in Texas "Es fühlt sich an, als hätte man uns zur Zielscheibe gemacht!“

ms - 08.04.2022 - 10:00 Uhr

Die Angst scheint in den Schulen in Texas in diesen Tagen umzugehen – immer öfter berichten Lehrer und Schüler, dass örtliche LGBTI*-Gruppen an Schulen ausgegrenzt werden, Pride-Flaggen verschwinden und queere Themen von einem auf den anderen Tag aus dem Unterricht oder den Klassenräumen verschwinden. Hintergrund ist die strikte Vorgehensweise von Gouverneur Greg Abbott gegen trans-Jugendliche und deren Eltern. Die Ermittlungsverfahren des Familienschutzministeriums unter dem Vorwand des „Kindesmissbrauchs“ wurden zwar vorerst vom Gericht gestoppt, ein endgültiges Urteil steht aber noch aus.

In einer Art von vorauseilendem Gehorsam scheinen nun immer mehr Schulen queere Themen zu unterbinden. Zwei texanischen Lehrerinnen wurde gedroht, ihren Job zu verlieren, wenn sie die Pride-Flaggen im Klassenraum nicht entfernen. In einem anderen Fall eskalierte ein Streit um Regenbogen-Aufkleber, der dazu führte, dass sich eine örtliche LGBTI*-Schulgruppe auflösen musste. Zuvor war die Zahl der Mitglieder um 75 Prozent gesunken – immer weniger Schüler scheinen sich überhaupt noch zu trauen, offen mit dem Thema LGBTI* umzugehen.  

Auch die Zahl der Übergriffe auf queere Schüler scheint anzusteigen, mehrere Schüler berichteten die letzten Tage, dass sie vermehrt von Klassenkameraden homophob beschimpft und schikaniert worden waren, ohne dass das Schulpersonal eingegriffen hätte. Die queere Schülerin Adaiah Knight äußerte sich gegenüber NBC News so: "Es fühlt sich an, als hätte man uns zur Zielscheibe gemacht!“ Der Druck scheint dabei auch von außerhalb zu kommen, immer mehr LGBTI*-Schüler und Lehrer berichten zudem, dass Schulen in ganz Texas von Politikern sowie konservativen Eltern und Aktivisten unter Druck gesetzt werden, Bücher mit LGBTI*-Themen aus allen Schulbibliotheken zu entfernen. An anderer Stelle wird versucht, Schülern die Gründung einer Gay-Straight-Alliance, also einer schulinternen LGBTI*-Gruppe, mit der Begründung zu untersagen, solche Gruppen seien „pornografisch“ und würden Kinder homosexuell machen. Mit allen Mitteln wird versucht, queere Jugendliche „unsichtbar“ zu machen. Eine Lehrerin aus Dallas drückt es so aus:

"Es ist, als ob alle queeren Jugendlichen in den Schatten gestellt werden. Die Schulverwaltungen äußern sich nicht offen und sagen: ´Don´t Say Gay!´, aber sie machen es den queeren Jugendlichen so schwer wie möglich, sich auszudrücken oder zu sagen, wie sie sich fühlen, wie sie sind und was ihre Identität ist.“

Schrittweise und langsam geschieht dabei eine Anti-LGBTI*-Maßnahme nach der anderen – zuerst werden Regenbogenaufkleber verboten, später Pride-Flaggen, danach verschwinden sämtliche Themen zu LGBTI* aus den Klassenzimmern und schlussendlich werden queere Gruppen in die Ecke gedrängt. 

Die Erklärungen sind von Schule zu Schule immer sehr ähnlich. Queere Symbole werden zur „persönlichen Agenda“ umdefiniert, die andere Schüler gefährden könnten. Leslie McMurray, Mitarbeiterin für Transgender-Erziehung im LGBTI*-Resource Center in Dallas dazu: "Ihr nehmt ihnen etwas weg, das sie als Sicherheitsnetz betrachtet haben, und das ist in meinen Augen grausam und unsensibel.“

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