Direkt zum Inhalt
Cybermobbing bei Jugendlichen

Cybermobbing bei Jugendlichen Studie zeigt erstmals auf, wie wichtig für homosexuelle Jugendliche Unterstützer sind!

ms - 04.09.2023 - 11:00 Uhr
Loading audio player...

Die Lebenssituation von jungen LGBTI*-Jugendlichen ist seit Jahren bis heute eine besonders schwierige – Fälle von Depressionen, Angstzuständen bis hin zu suizidalen Gedanken haben bedingt durch Corona und einer neuen Welle von Hass gegenüber LGBTI*-Menschen weiter zugenommen, wie mehrere Studien in den letzten Jahren aufzeigten. Eine neue und bisher in dieser Form einzigartige Studie untersuchte nun allerdings, wie wichtig heterosexuelle Unterstützer, sogenannte Gay-Straight-Alliances, für homosexuelle und queere Jugendliche sind.

Breite Studienlage mit vielen Jugendlichen

In einer einjährigen Längsschnittstudie wurde nun konkret untersucht, wie sich die Lebenssituation von jungen LGBTI*-Menschen verbessern kann, die Opfer von homophoben Cybermobbing geworden sind und unter depressiven Angstzuständen leiden. Dazu befragten die vier Studienleiter Dr. Sebastian Wachs und Norman Krause vom Institut für Erziehungswissenschaften der Universität Potsdam, Manuel Gámez-Guadix vom Fachbereich für Psychologie an der DePaul-Universität in Chicago sowie Michelle F. Wright vom Nationalen Forschungs- und Ressourcenzentrum gegen Mobbing der Dublin City University insgesamt 466 homosexuelle und queere Jugendliche. Zuvor wurden auch Ergebnisse weiterer Studien weltweit mit eingearbeitet, darunter zwei Untersuchungen über Hassreden im Internet mit über 6.000 jugendlichen Teilnehmern aus acht europäischen Ländern.

Ehrliche Unterstützung von Heterosexuellen

Sehr schnell deutlich wurde dabei, dass sich Depressionen und Angstzustände abmildern lassen, wenn Jugendliche auch von heterosexuellen Menschen positive Unterstützung erfahren – tritt das Gegenteil ein, kann sich die Lage indes weiter zuspitzen. Dabei muss die wahrgenommene Unterstützung stark ausgeprägt sein, um tatsächlich etwas bewirken zu können – salopp gesagt: ein paar aufmunternde Worte reichen nicht aus.

Druck auf die Politik

Wachs von der Universität Potsdam legt einen Schwerpunkt gerade auch auf die Ausgangslage in Schulen und hält fest: „Wir brauchen mehr Gay-Straight Alliances (GSA) in Schulen! Unsere Längsschnittstudie hat gezeigt, dass soziale Unterstützung durch GSA die negativen Auswirkungen von homophobem Mobbing auf die mentale Gesundheit von LGBTQIA-Schülern abfedern kann.“ Was anfangs banal klingt, ist die erste Studie dieser Art und kann wissenschaftlich fundiert nun den Druck auf Schulen und die Politik erhöhen, um stärker aktiv zu werden.

Hassreden und Fake News

Dabei ist eines allerdings auch klar, wie Wachs zudem festhält: „Angesichts des weltweiten Anstiegs von Populismus und Extremismus sind neue Online-Risiken wie Hassreden und Fake News entstanden, und aktuelle Ereignisse wie die COVID-19-Pandemie oder der Krieg Russlands gegen die Ukraine haben diese Phänomene noch verstärkt.“ Dieser Hass im Internet befeuere dabei auch Diskriminierung, Vorurteile und Intoleranz sowie  Angst, Stress und Furcht. „Eine Gesellschaft, die von Hassreden und Fake News geplagt wird, ist weniger in der Lage, auf gemeinsame Ziele hinzuarbeiten und gemeinsame Herausforderungen anzugehen.“

Neue Richtlinien für die Online-Welt

Die Bewältigung dieser Probleme bedürfe dabei laut den Experten eines vielschichtigen Ansatzes, dazu gehört die Stärkung von Wissenschaft, eine Medienkompetenzerziehung sowie ein verantwortungsvoller Journalismus. Außerdem brauche es mehr Faktenüberprüfungen, eine Förderung unterschiedlicher Perspektiven sowie eines integrativen Dialogs und eine neue Rechenschaftspflicht von digitalen Medienplattformen für die von ihnen bereitgestellten Inhalte.

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Queere Jugendliche in Flandern

Suche nach sicheren Räumen

Im ländlichen Belgien ist es für viele queere Jugendliche schwer, Gleichgesinnte zu treffen. Immer mehr Betroffene gründen daher eigene Gruppen.
Queerer Rugbyclub

Besonderes Jubiläum in England

In England feiert ein LGBTIQ+-Rugbyclub zehnjähriges Bestehen und setzt damit ein besonderes Zeichen für mehr queere Sichtbarkeit im „Männersport“.
Gefährliche Jugendzeit

Kindeswohlgefährdungen nehmen zu

Kindeswohlgefährdungen haben in Deutschland erneut stark zugenommen, insbesondere davon betroffen sind LGBTIQ+-Jugendliche.
Mord in Hollywood

Harry und Sally-Regisseur und Frau

Regisseur Rob Reiner und seine Ehefrau Michele Singer wurden ermordet – beide unterstützten tatkräftig Schwule und Lesben. Tatverdächtig ist ihr Sohn.
Aktion „I Am Not Propaganda“

Weltweit Proteste gegen Hass-Gesetz

Am vergangenen Wochenende demonstrierten vor zahlreichen Botschaften aus Kasachstan Menschen gegen das geplante Anti-LGBTIQ+-Gesetz im Land.
Proteste in Budapest

Kritik an Ministerpräsident Orbán

Ein Skandal erschüttert Ungarn: Über 50.000 Menschen forderten am Wochenende den Rücktritt von Ministerpräsident Viktor Orbán.
Nouripour kritisiert FIFA

Debatte um Pride-Spiel 2026

Bundestags-Vizepräsident Nouripour kritisierte die FIFA und sagte zum Pride-Spiel 2026 zwischen Iran und Ägypten: Die „Mullahs“ müssten das aushalten.
Strafe, weil er CSD zuließ?

Anklage gegen Gergely Karácsony

Der Bürgermeister von Budapest sieht sich mit strafrechtlichen Ermittlungen konfrontiert, weil er die Pride-Parade im Juni 2025 ermöglicht hat.
Vorurteile im Kampf gegen HIV

Religiöser Hass in Uganda

Christliche Kirchen verhindern aus Homophobie in Uganda die Unterstützung von Menschen mit HIV, wie die jüngste UNAIDS-Studie belegt.