Erstmals in Europa Schweiz macht es vor
Zum ersten Mal in Europa wird eine kirchliche Institution eine Namensfeier für trans-, inter- und nicht-binäre Menschen abhalten, die im Rahmen einer Personenstandsänderung ihr Geschlecht geändert haben. Diese Möglichkeit steht seit Januar 2022 allen queeren Menschen in der Schweiz offen – ganz ähnliches plant die aktuelle Ampel-Koalition mit dem neuen Selbstbestimmungsgesetz, das voraussichtlich 2023 kommen soll.
Bei der geplanten Ritualfeier in der Schweiz sollen in der Offenen Kirche Elisabethen (OKE) in Basel am kommenden Sonntag nun queere Menschen zusammenkommen, um ihren neuen Namen und damit auch ihren neuen Lebensabschnitt gebührend zu feiern. Die Einladung ausgesprochen hat der Pfarrer der OKE, Franz Lorenz. In Zusammenarbeit mit der LGBTI*-Community in Basel hat er eine liturgisch-spirituelle Feier entwickelt, um queere Menschen mit ihrem selbstgewählten Namen und Geschlecht auch kirchlich zu würdigen. Die LGBTI*-Personen können einen Segen erhalten, zudem werden ihnen eine Namenskerze und eine Urkunde überreicht.
Nach Angaben der OKE ist eine solche Feierlichkeit im deutschsprachigen Europa bisher einzigartig – in Amerika gab es solche Rituale bereits in einigen queeren Kirchen des Landes. Die Feierlichkeiten in Basel sind in einen Regenbogen-Gottesdienst eingebunden, der für alle LGBTI*-Menschen offen ist. Unterstützt wird die Veranstaltung von mehreren queeren Organisationen, darunter beispielsweise auch die AIDS-Hilfe Basel. Auch in Deutschland gab es erst im Februar einen queeren Gottesdienst, durchgeführt von Reinhard Kardinal Marx in München. Dabei entschuldigte er sich für das Leid, das die römisch-katholische Kirche queeren Menschen angetan habe und sprach offen auch von der Möglichkeit, homosexuelle Paare künftig segnen zu dürfen – gleiches hatte auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, angedacht. Die Mehrheit der Kirchenvertreter steht der Öffnung der Kirche für queere Menschen allerdings nach wie vor sehr ablehnend gegenüber und fordert immer wieder Gehorsam. Den modernen „Irrlehren einer zeitgenössischen säkularen Kultur“ dürfe die Kirche nicht folgen.
In der Schweiz selbst rumort es auch an anderer Stelle – nach dem Vorbild der deutschen Aktion #outinchurch, bei der 125 queere Mitarbeiter in kirchlicher Anstellung eine Anerkennung von LGBTI*-Menschen forderten, überlegen aktuell auch mehrere Priester im Alpenstaat, eine ähnliche Aktion anzustoßen. Das dürfte tatsächlich auch im Sinne von Kardinal Marx sein, der in einem Interview mit dem Stern festhielt: „LGBTI*-Menschen sind Teil der Schöpfung und von Gott geliebt, und wir sind gefordert, uns gegen Diskriminierung zu stellen. Ich glaube, Gott sucht die Gemeinschaft mit ihnen, wie er sie mit allen Menschen will. Für mich ist es eher Sünde, andere aus der Kirche drängen zu wollen."