Direkt zum Inhalt
LGBTI*-Sprechverbote in ganz Amerika? // NickS

LGBTI*-Sprechverbote in ganz Amerika? Im Kampf gegen LGBTI* wird auch Kindesmissbrauch in Kauf genommen

ms - 31.03.2022 - 17:00 Uhr

Die US-Konservativen frohlocken – seitdem Floridas Gouverneur DeSantis das sogenannte „Don´t Say Gay“- Gesetz unterschrieben hat, wittern Hardliner und Republikaner im ganzen Land ihre Chance, ähnliche LGBTI*-Verbote auch in ihrer Gesetzgebung zu verankern. Besonders perfide geht dabei aktuell der Bundesstaat Tennessee vor, der durch ein juristisches Schlupfloch gleichgeschlechtliche Ehen untergraben will – selbst wenn dafür künftig Kinderehen möglich wären.

Der Reihe nach: Das Gesetz, welches es Grundschullehrern verbietet, LGBTI*-Themen, Diskussionen oder queere Personen im Unterricht einzubringen, tritt am ersten Juli in Florida in Kraft. Parallel wurde in South Dakota ein Gesetz unterzeichnet, das es Hochschulen und Universitäten künftig untersagt, Studenten zwingend an Schulungen teilnehmen zu lassen, die „spalterische Konzepte lehren, befürworten oder fördern.“ Fürwahr, ein weit auslegbarer Gesetzestext, der aber direkt auch auf die queere Community abzielt.

Queere Themen an Schulen sollen nun auch in Alabama, Arizona, Georgia, Illinois, Iowa, Kansas, Kentucky, Louisiana, Missouri, New Jersey, Oklahoma, Rhode Island, South Carolina und Tennessee verboten werden. In leicht abgewandelter Form sehen alle Gesetzesentwürfe vor, im Unterricht künftig Informationen zu „homosexuellen oder queeren Handlungen oder Lebensweisen“ sowie Themen zu "Vielfalt, Gleichberechtigung und gleichgeschlechtliche Ehe" zu untersagen, denn diese würden allesamt Schüler "indoktrinieren". Eltern müssen vorab informiert werden und dürfen im Zweifel Einspruch erheben, wenn ihre Kinder in irgendeiner Form Sexualkundeunterricht bekommen sollen.

In mehreren Gesetzesentwürfen ist auch verankert, dass aufgrund „religiöser Überzeugungen" Unterrichtsinhalte von den Eltern gleich direkt und dauerhaft verboten werden können. Manche Gesetzesvorhaben gehen sogar soweit, dass den Lehrern untersagt werden soll, überhaupt ihr Geschlecht zu nennen. An anderer Stelle sollen die Sprechverbote auf Themen wie Integration und Rasse ausgeweitet werden. Besonders absurd liest sich dann der Gesetzentwurf aus Oklahoma, der es allen Jungen auch in ihrer Freizeit verbieten will, sich mit "lesbischen, schwulen, bisexuellen oder transsexuellen Themen oder Sexualisierung im Allgemeinen“ zu beschäftigen. Jungs sollen also gänzlich die Finger von Sex-Themen lassen? Viel Glück damit, Oklahoma!

Neben dem angedachten Verbot von queeren Themen an Schulen haben sich die Republikaner in Tennessee ausgedacht, noch ein Stückchen weiter zu gehen. Durch ein juristisches Schlupfloch versuchen die Republikaner hier aktuell auf dem Rücken des Gewohnheitsrechts ein bestehendes Gesetz so rechtlich umzudeuten, dass die Ehe künftig wieder nur eine Zusammenkunft zwischen Mann und Frau darstellt.

Das Besondere an diesem juristischen Winkelzug: Damit würde nach dem Willen der Republikaner ein neues Gesetz entstehen, das in puncto Eheschließung keine Altersgrenze vorsieht. So wären künftig nicht nur Kinderehen möglich, sondern auch sexueller Kindesmissbrauch könnte auf dem Rücken des Gesetzestextes vertuscht werden. Im Kampf gegen die „bösen Homosexuellen“ und deren Eheschließungen scheint den Republikanern in Tennessee inzwischen jedes Mittel recht zu sein, notfalls werden dafür auch jene Kinder geopfert, die sie doch nach eigenem Bekunden vor uns schützen wollen. Vielleicht ist das alles aber auch nur ein eindringliches Warnsignal, das uns zeigen soll, dass zu viel Whiskey und Countrymusik schädlich für die kognitiven Fähigkeiten eines Menschen sind.   

Auch Interessant

Scham vor der PrEP

Slutshaming in der Gay-Community

PrEP-Nutzer sind sexgeile Schlampen! Wirklich? Woher kommt dieses Denken? In Großbritannien regt sich jetzt Widerstand gegen das schwule Slutshaming.
Nächste Todeszone in Afrika

Burkina Faso plant Hass-Gesetz

Das nächste afrikanische Land will Homosexualität unter Strafe stellen: Burkina Faso prüft gerade neue Verbote.
Erhöhte Gefahrenlage vor ESC

Reisewarnung zum ESC in Schweden

Im schwedischen Malmö herrscht erhöhte Gefahrenlage vor dem ESC. Der Sicherheitsrat Israels warnt vor einem Anschlag, die Polizei ist stark präsent.
Polens neue Wege

Umdenken in der Gesellschaft

Polens neue Regierung kämpft für mehr Rechte für Homosexuelle. Jetzt zeigt sich, die Unterstützung in der Bevölkerung dafür wächst immer mehr an.
Zu viel LGBTI* im TV?

LGBTI*-Charaktere im US-Fernsehen

Binnen eines Jahres gab es fast 20 Prozent weniger LGBTI*-Charaktere im US-Fernsehen. Ist der Markt übersättigt oder gibt es andere Gründe?
Tödliche Penisvergrößerung

Bundesgerichtshof bekräftigt Urteil

Der Wunsch nach einem „monströsen Gehänge“ endete für einen Schwulen tödlich. Das Urteil gegen den Pfuscher der Penisvergrößerung ist nun rechtskräftig.
Einheitliche Haftbedingungen

EU-Komitee fordert bessere Regelungen

Seit Jahren lodert die Streitdebatte, wie mit Trans-Häftlingen umzugehen sei. Nun hat der Europarat seine Empfehlungen veröffentlicht.
Kleiner Schritt nach vorne

Tschechien ändert Partnerschaftsgesetz

Die gleichgeschlechtliche Ehe bleibt Homosexuellen in Tschechien weiterhin verwehrt, die Regierung verabschiedete nur geringfügige Verbesserungen.