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20 Jahre Kulturbeutel Hamburg

Michael Laconde „Ich wollte unbedingt etwas gründen, was auch bestand hat“

km - 05.01.2022 - 10:00 Uhr

Im Januar 2002 gründete Michael Laconde in seiner Geburtsstadt Hamburg eine schwule Theatergruppe unter dem Vereinsnamen Kulturbeutel Hamburg e. V.: Viel Zeit ist seitdem vergangen und auch der Kulturvernichter Corona wütet seit zwei Jahren. Doch davon lässt sich der Kulturbeutel Hamburg sein Jubiläum nicht vermiesen. Im Gegenteil! Mit der Sketch-Show: „Hurra, wir lachen noch“ erwacht der Verein mit viel kreativer Energie aus der langen Zwangspause zurück!

 

SCHWULISSIMO sprach mit Michael Laconde über die Entstehung des Vereins, wie man Teil davon sein kann, was das Publikum erwartet und wie alles trotz Corona sicher vonstattengehen kann.

 

Der Kulturbeutel Hamburg feiert 20-jähriges Jubiläum – wie fing alles an?
Also die Idee entstand in München und nicht in Hamburg. Ich bin zwar gebürtiger Hamburger, habe aber auch eine Zeit lang in München gelebt. Dort wollte ich eine schwule Theatergruppe gründen, da es mal etwas Besonderes wäre. 1999 habe ich mit meiner Theatererfahrung dann den Kulturbeutel München gegründet, welcher der Grundstein für den Kulturbeutel Hamburg war.
Ende 2001 bin ich zurück in den Norden gezogen und habe den Kulturbeutel einfach mitgenommen und so gibt es seit Januar 2002 den Kulturbeutel Hamburg.

Was ist dann aus dem in München geworden?
Die haben noch ein bisschen weitergemacht, aber leider zwei Jahre später aufgegeben.

Was hast du in diesen 20 Jahren gelernt?
Eine ganze Menge! Erst mal, dass man für so ein Projekt soziale Kompetenzen benötigt und vor allem Durchhaltevermögen. Man braucht ein gewisses Krisenmanagement, weil man nicht erwarten kann, dass sofort alles funktioniert. Es ist einfach wichtig, dass man das Ziel im Auge hat und dementsprechend seine Energie investiert.
Ich wollte unbedingt etwas gründen, was auch bestand hat. Das war ein großes Ziel, da es durchaus bereits schwule Theatergruppen gab, die sich dann allerdings nach kurzer Zeit aufgelöst hatten. Mitglieder zu finden, die auch Interesse haben, langfristig dabeizubleiben ist gar nicht so einfach.

Woran liegt das?
Die Menschen haben oft falsche Vorstellungen, wenn sie zu uns kommen. Die denken, es würde reichen, ab und zu mal zu den Proben zu kommen, um dann aber tosenden Applaus für die Darbietung zu bekommen. Doch was da alles dahinter steckt, wird oft nicht durchblickt. Man muss kontinuierlich dabei bleiben, Rollen lernen und Durchhaltevermögen zeigen.

Michael Laconde © privat

Du bist also immer auf der Suche nach Darstellern?
Ja, immer gern. Wir sind jetzt insgesamt 18 Leute, die aber nicht alle spielen. Zum Theater gehören natürlich noch andere Tätigkeiten wie Technik, Maske, Requisite, Inspizient, Souffleur – um die Schauspielerei drum herum gibt es viele Tätigkeiten. Wir suchen immer zuverlässige schwule Männer, die Lust haben, sich da einzubringen und wir würden uns wünschen, dass die langfristig dabei sind. Proben sind einmal die Woche und finden im Magnus-Hirschfeld-Centrum statt.

Gibt es weitere Voraussetzungen für Darsteller?
Erfahrungen sind nützlich, aber in keinem Fall Voraussetzung. Seit einigen Jahren sind wir Mitglied im Hamburger Amateur Theater Verband und dort besteht auch die Möglichkeit, Kurse von erfahrenen Profis zu belegen. Wir würden die Kosten für die Fortbildung übernehmen, da wir davon natürlich profitieren.

Was ist das Besondere an der schwulen Theatergruppe?
Zum einen ist es so, dass Frauenrollen von Männern gespielt werden, da knüpfen wir an historische Traditionen an. Wir machen aber kein Travestie-Theater. Wir übertreiben nicht – wir versuchen die Rolle so anzunehmen, wie sie ist.
Für uns selbst ist es nichts Besonderes, aber für das Publikum. Die Resonanz ist top und ich denke, dass wir damit einen wichtigen Beitrag zur Akzeptanz leisten. Der Großteil unseres Publikums ist heterosexuell und dann kommt die Community dazu. Schwule Theaterstücke machen wir nicht, sondern eben Komödien und erreichen dadurch ein ganz anderes Publikum.

Auf was kann man sich bei euch freuen?
Man kann sich auf einen Sketch-Abend freuen, trotz der Tatsache, dass uns aufgrund der Corona-Krise sechs Monate Probezeit verloren gegangen sind. Wir wollten unserem Publikum dennoch etwas Tolles anbieten und es ist für die Dynamik in der Gruppe unglaublich wichtig, dass wir wieder etwas zusammen schaffen. Dabei herausgekommen ist kein Notprogramm, sondern ein bunter Abend: 90 Minuten mit einer 20-minütigen Pause und der Titel des Ganzen ist „Hurra, wir lachen noch“. Damit spielen wir darauf an, dass wir trotz Corona das Lachen nicht verlernt haben und unser Publikum hoffentlich auch nicht. Bis Ende Januar kann man sich das ansehen. Danach kommt ein abendfüllendes Programm, wofür wir sehr intensiv proben müssen – aber es ist schließlich unser Jubiläumsjahr.

Was sind die Rahmenbedienungen?
Wir haben uns viele Gedanken gemacht und uns für 2G entschieden. Der Grund dafür war, dass wir auf der eher kleinen Bühne ohne Abstand spielen können und wir dürfen das Haus vollmachen. Das machen wir allerdings nicht, da uns die Sicherheit von allen am Herzen liegt. Im Vorraum muss eine Maske getragen werden, vor und auf der Bühne dann nicht mehr. Es wird auch keine Abendkasse geben dürfen, da online alles angemeldet und bezahlt werden muss. Wir hoffen, dass die Zuschauer*innen dafür Verständnis haben.

 

Weitere Informationen unter: www.kulturbeutelhamburg.de

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