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Leserumfrage // © ImagineGolf

Leserumfrage Kann denn Liebe „Sünde“ sein?

vvg - 03.05.2021 - 09:00 Uhr

Es werden Fahrstühle, Waffen und sogar Rindviecher gesegnet, damit die sich, was auch immer, gut fühlen und vermehren oder gute Preise erzielen. Es ist unglaublich. Die Vertreter der katholische Kirche kommen immer dann, wenn sie einen Vorteil darin sehen - meist finanzieller Art.

Ich frage mich, wie viele Waffen schon gesegnet wurden, obwohl in den 10 Geboten steht: „Du sollst nicht töten!“.  Der Segen ist in der katholischen Kirche ein Sacrament und damit heilig. Er belegt u.a. die Ehe mit dem „Segen“: „…bis dass der Tod euch scheidet.“ Eine Scheidung aus menschlichen Gründen ist damit ausgeschlossen.

Der Mensch ist nach der katholischen Lehre, eh schon in Sünde geboren und somit hilft nur Jesus Christus, mich von dieser Erbsünde zu befreien.

Ich selbst bin zweimal getauft - einmal evangelisch und einmal methodistisch, weil meine Eltern diesen beiden Glaubensrichtungen angehören. Methodisten sind eine Abspaltung der evangelischen Kirche in Amerika, die aus dem Calvinismus entstanden ist. Auch da ist Homosexualität sicher nicht gern gesehen.

Ich selbst benötige keinen Segen für eine Partnerschaft von einer Kirche, die selber soviel Sünde in den letzten Jahrtausenden auf sich geladen hat. Auch die jüngsten Sünden von Kindesmissbrauch und deren Vertuschung sind nur weitere Sargnägel für diese Kirche. Ich halte von der katholische Kirche nichts und noch weniger vom Vertreter Gottes auf Erden.

Was mich nur ärgert, ist, dass es Jugendlichen so viel schwerer gemacht wird, sich zu finden, egal ob sie , homo-, divers oder auch hetero sind.

Ich denke, dass der Glaube, den Jesus in die Welt gebracht hat, gar nichts mehr damit zu tun hat, was die katholische Kirche predigt. Das führt auch dazu, dass sich wahre Gläubige ihre eigene Kirche schaffen, so wie z.B. vor über hundert Jahren ein gewisser Herr Martin Luther.
Daniel W. aus Berlin
 

Daniel W. // © vvg

Nach der Wahl von Franziskus zum Papst gab es für viele Gläubige die berechtigte Hoffnung auf eine sich öffnende und modernere Kirche. Leider gibt es in ihr immer noch eine Mehrheit Entscheidungsträger und der Papst gehört zu denen, die nicht bereit sind Veränderungen vorzunehmen und lieber alles so belassen wollen. Die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs, das Zöllibat der Priester, die Stellung der Frau in der Kirche, sind für viele Katholiken Themen zur Diskussion und auch zur Veränderung. Das verharren in alten Positionen wird immer mehr Menschen von der katholischen Kirche entfernen und sie wird dadurch an Bedeutung und Einfluss verlieren. Die evangelische Kirche ist da viel weiter, Pfarrer können heiraten und eine Familie gründen, Frauen können Bischof werden, aber auch dort sind Reformen notwendig. Die Priester erteilen ihren Segen Menschen, aber auch Nahrungsmitteln, Fahnen, Gebäuden, Autos und sogar Waffen. Da sollen zwei gleichgeschlechtlich Liebende keinen Segen bekommen, weil sie in Sünde leben?

Meiner Meinung nach kann Liebe und die Verbindung von zwei Menschen niemals Sünde sein, ganz egal, ob es sich dabei um Mann und Frau, Frau und Frau, Mann und Mann handelt. Braucht man so eine Kirche in der heutigen Zeit überhaupt noch und ist es wichtig von ihr gesegnet zu werden?

Wenn ein Mensch nach den 10 Geboten lebt, ist er ein guter Christ auch ohne diese Institution. Einen Segen können auch die Familie, Freunde und die Menschen, die uns nahestehen erteilen, wenn wir heiraten. Das finde ich viel ehrlicher und persönlicher.
Eric B. aus Köln
 

Eric B. // © vvg

Sollen wir jetzt ernsthaft darum kämpfen, Homosexuelle mit Autos gleichzustellen? Heterosexuelle Paare bekommen in der römisch-katholischen Kirche das Sakrament der Ehe zugesprochen. Auf der Stufe des Segens stehen dort nicht Liebesbeziehungen, sondern eben – Autos. (Jahrhundertelang hatte diese Kirche auch keine Probleme damit, Waffen zu segnen.) Dass es in einer Kirche Machtpositionen gibt, die derart über den Glauben und Lebensstil von anderen entscheiden können, ist mir fremd. Ich verstehe nicht, warum die Anerkennung durch so ein System wichtig sein soll – oder wieso Frauen oder Homosexuelle einfordern, solche Positionen selber ausüben zu dürfen. Ich frage mich lieber: Wie könnten wir Glauben gestalten, wenn wir uns freimachen von Abhängigkeiten, Machtzentralen, Steuergeldern und Gewalt? Deswegen engagiere ich mich in der MCC. Wo wir Menschen aller Geschlechter segnen - in den unterschiedlichsten Beziehungsformen, auch wenn es mehr als zwei sind. Nicht für, sondern als Menschen in all unserer Vielfalt. Von Gott geliebte und gesegnete Geschöpfe - nicht obwohl, sondern weil wir sind, wer wir sind, unsere (a-)romantischen und (a-)sexuellen Lebensweisen ausdrücklich einbezogen.
Ines-Paul Baumann, Pastor der Metropolitan Community Church Köln e.V
 

Ines-Paul Baumann // © vvg

Ich finde diese Äußerung sehr beschämend und mich wundert, dass sich die Bistümer und Kirchen nicht dagegen wehren. Viele der Gläubigen und auch der Kirchendiener sind nicht eins mit dieser Aussage des Papstes. Es führt nur dazu, dass sich gläubige homosexuelle Menschen verstecken müssen und sich nicht trauen, mit der ihnen gegebenen Sexualität zu leben. Ich habe zu meiner Sexualität gefunden, aber für mich ist diese Aussage der sogenannte Tropfen, der das Faß zum Überlaufen bringt. Ich werde meine Konsequenz ziehen und aus der römisch-katholische Kirche, deren Mitglied ich durch die Taufe bin, austreten. Man versteht mich nicht in dieser Kirche und ich bekomme keine Rechte, also wozu soll ich da noch Betrag zahlen. Meinen Glauben an Gott kann ich auch ausserhalb dieser Institution leben.

Die Kirche ist auch eine Form der Gemeinschaft, die die Menschen eigentlich unterstützen und nicht verurteilen oder ausgrenzen sollten. Diese Gemeinschaft in der Gemeinde bei Gottesdiensten oder kirchlichen Feiern finde ich nach diesen Aussagen nicht mehr und es tut mir persönlich weh, diesen Schritt des Austritts zu vollziehen.

Die Kirche wird sich weiter aufspalten, so wie bei der Reformation oder wie man es in Amerika sieht. Die Ursachen liegen dabei im Vatikan in Rom, der es noch nie geschafft hat, mit der Zeit und den gesellschaftlichen Entwicklungen Schritt zu halten. Immer weniger Menschen können sich mit den Dogmen und den Aussagen der hierarchischen katholische Kirche identifizieren. Hierarchien finde ich in Glaubensfragen eher schwierig. Und keine Mensch darf sich auf den Stuhl eines Vertreters Gottes setzen.
Maximilian S. aus Velden am Wörthersee
 

Maximilian S. // © vvg

Die Katholische Kirche muss sehr stark aufpassen, sich nicht selbst abzuschaffen. Sie hat mittlerweile ein so veraltetes Weltbild und ist auch nicht willens dieses Weltbild dem realen Leben der Menschen auzupassen, dass sie einfach immer weniger in das Leben der Menschen passt - bestes Beispiel sind die zahlreichen Kirchenaustritte allein in Köln. Eine Institution, die sich auf die Fahne schreibt, für Liebe, Nächstenliebe und Selbstlosigkeit zu stehen und dieses auch immer predigt, finde ich heuchlerisch, wenn sie Autos, Fahrradständer und alles Mögliche segnet, aber zwei Menschen, die sich lieben, nicht.

Ein Segen soll Gottes Schutz über einen Menschen, eine Beziehung oder einen Gegenstand legen. Egal in welcher Glaubensrichtung man sich auch umschaut, Gott ist immer gleichzusetzen mit Liebe, Güte und Vergebung. Das hat die katholische Kirche vollkommen aus ihrem Focus verloren.

Man sieht auch, wie viele Kirchenvertreter in Deutschland darauf reagiert haben, indem sie sich per Wort für eine Segnung ausgesprochen haben oder auch ihre Gotteshäuser mit Regenbogenfahnen schmückten. Die Reaktionen in der Presse oder in der Bevölkerung zeigen größtenteils auf, wie sehr diese Segensverweigerung auf Unverständnis trifft.

Ich rate LGBTI*- Jugendlichen, denen bisher der Segen für eine Partnerschaft wichtig war, die Institution Kirche zu verlassen. Ihr braucht sie nicht! Zeigt ihnen mit eurem Austritt, dass sie Unrecht haben. Nur so begreifen sie es vielleicht. Ich bin schon vor sechs Jahren aus diesem Verein ausgetreten und möchte damit nichts mehr zu tun haben.
Jonas W. aus Köln
 

Jonas W. // © vvg

Ich halte die Verweigerung für die Segnung homosexueller Paare für völligen Quatsch. Wir leben im 21. Jahrhundert und die Kirche sollte sich endlich weiterentwickeln. Liebe zwischen zwei Menschen kann keine Sünde sein und wenn man ins neue Testament schaut, bestätigt genau das auch Jesus Christus. Er ist immer zu den Schwächeren, Ausgegrenzten und Andersartigen gegangen, um ihnen zu helfen. Ich will damit nicht sagen, dass wir schwach sind, aber die derzeitigen Aussagen der katholischen Kirche drängen uns in diese Ecke. Ich vermute, dass der Papst eine solche Aussage getroffen hat, da er sonst mit Bischöfen und Kirchenmitgliedern aus konservativeren Ländern, wo Homosexualität nicht akzeptiert ist, neue Konfliktfelder öffnet. Der Papst, der die Schnittstelle zwischen Mensch und Gott sein möchte, sollte im Sinne des neuen Testament, den mutigeren Schritt gehen und zwei sich liebende Menschen egal welchen Geschlechts und welcher Sexualität segnen lassen. Das wäre eine sichtbare Entwicklung der Kirche und würde viele Menschen zur Kirche hinführen, als aus ihr heraus.

Ich bin Christ und gläubig. Wenn ich den passenden Partner finde, würde ich gerne heiraten und da wäre mir ein Segen der Kirche auch etwas wert. Die Kirche tut auch viel Positives in der Welt und hat ihre Daseinsberechtigung, aber mit solchen Aussagen enttäuscht sie viele Menschen und verspielt in meinen Augen ihre Zukunft. Religiös erzogenen Jugendlichen erschwert sie ihr Outing, diese fühlen sich schlecht und unwert, was bei starkem Glauben bis zum Suizid führen kann. Andere Jugendliche wenden sich ab, denn Gott existiert auch ohne die Kirche.

Ich habe meinen Austrittstermin für Mai bekommen …
Maik S. aus Köln
 

Maik S. // © vvg

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