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Sängerin Ela

Sängerin Ela im Interview „Die Frage nach meiner sexuellen Orientierung nervt mich"

ja - 11.11.2020 - 11:11 Uhr

Songwriterin und Sängerin Ela trat mit ihrer Band Elaiza und dem Song „Is it right?“ 2014 als gerade einmal 21-Jährige bereits beim Eurovision Song Contest in Kopenhagen auf, doch die Künstlerin ist mittlerweile auch solo unterwegs. Am 14. Februar dieses Jahres erschien ihr Debüt Pop Album „Liebe und Krieg“, außerdem schrieb sie schon Songs für Helene Fischer, Culcha Candela oder Adel Tawil und tourte mit Sarah Connor durch ganz Deutschland. Was sie inspiriert, nervt und wie sie sich für die LGBTI*-Community stark macht, verrät sie im Interview mit SCHWULISSIMO

Wann wusstest du, dass du mit Musik dein Geld verdienen möchtest?
Ich komme bereits aus einem Musikerhaushalt: Meine Mama war Opernsängerin, mein Vater Gitarrist und ich selbst stand schon mit fünf Jahren auf einer Bühne. Seit ich denken kann, wollte ich Künstlerin und Sängerin werden.

Hast du eine professionelle Gesangsausbildung?
Nein, aber ich habe etwas viel „Krasseres“: meine Mama. Sie ist nicht nur meine Mutter, sondern auch mein Gesangscoach. Sie hat mir alle Techniken beigebracht, die man für guten Gesang braucht. Auch heute noch sagt sie mir nach jedem Auftritt, was ich wo verändern könnte und das hilft mir natürlich unglaublich dabei, mich weiterzuentwickeln. Meine Mama ist wahrscheinlich besser als eine Ausbildung. (lacht)

Das Schwierige beim Gesang ist, dass man nicht - wie beispielsweise bei einem Klavier - sehen kann, was man da macht. Man kann es „nur fühlen“ und somit lernt man auch nach Jahren noch weiter dazu.

 

Sängerin Ela

Es hat mich zuerst Überwindung gekostet, auf Deutsch zu singen"

Du hast zuerst in einer Band gesungen und bist jetzt solo unterwegs. Was ist mit der Band passiert?
Mit den Mädels verstehe ich mich nach wie vor super. Wir sind quasi Nachbarn und auch an neuen Projekten dran- die Band gibt es also immer noch! Vielleicht kommt nächstes Jahr sogar etwas Neues von uns.
Wir haben alle zusammen einfach sehr viel erlebt, waren weltweit unterwegs und wurden gepusht und wir wollten wieder etwas Ruhe finden. Deswegen haben wir sozusagen eine kleine Pause eingelegt.

In der Band hast du auf Englisch gesungen, alleine singst du auf Deutsch. Wie kommt das?
Durch den ESC wurde ich in Deutschland mehr als Songwriterin und Komponistin wahrgenommen. Dadurch habe ich mich dann mehr auf die deutsche Sprache konzentriert. Es hat mich zuerst Überwindung gekostet, auf Deutsch zu singen, weil es oft deutlicher ankommt, aber nach und nach habe ich den Wert dahinter erkannt. Es ist toll, wenn du in deiner (quasi) Muttersprache singen kannst. Für mich ist das tatsächlich persönlicher, als auf Englisch zu singen.

Sind deine Texte basierend auf deinen eigenen Erfahrungen? Woher nimmst du deine Inspiration?
Ja, in meinen Texten sind nur Sachen, die ich selber erlebt oder erfahren und in „Liebe und Krieg“ verarbeitet habe. Ich arbeite zwar mit einigen Menschen zusammen, aber der Input kommt schon von mir.

 

Sängerin Ela

Es ist mir eigentlich ziemlich egal, was irgendwer sagt. Ich finde das, was ich mache, ja gut so, wie es ist!"

Du bekamst bei den meisten deiner Songs eigentlich durchgehend gute Kritik, bei „Lalala“ allerdings eher nicht. Wie gehst du mit Gegenwind um?
Solange ich mir selbst treu bleibe und hinter dem stehe, was ich mache, ist es mir eigentlich ziemlich egal, was irgendwer sagt. Ich finde das, was ich mache, ja gut so, wie es ist! Es wird immer Leute geben, die irgendetwas doof finden. Es ist ja auch gut, dass Menschen manche Dinge hinterfragen und ich erwarte von meinen Fans auch nicht, dass sie alles lieben, was ich mache. Ich freue mich aber natürlich, wenn sie es tun. Trotzdem stehe ich hinter meiner Kunst, auch wenn manche Menschen vielleicht etwas dagegen haben.


Du hast vor Kurzem ein neues Musikvideo zu dem Song „Wenn unsere Zeit gekommen ist“ veröffentlicht, in dem auch viele Voguing-Tänzer zu sehen sind. Erzähle uns etwas über die Hintergründe des Videos!
Das Lied selber soll ein Aufruf an junge Menschen sein, sich nicht immer Druck zu machen, damit alles sofort funktioniert. Egal ob in der Karriere oder im Privatleben und der Liebe – „Glück kann man nicht kontrollieren“. Das ist für mich die wichtigste Zeile aus dem Lied.
Ich bekomme sehr oft die Frage, wie denn meine sexuelle Orientierung ist, und ich muss sagen: Mich nervt das einfach nur voll! Ich würde von meiner Community und der gesamten Gesellschaft denken, dass wir diesbezüglich eigentlich weiter sein müssten und finde es erschreckend, dass das anscheinend nicht der Fall ist.

Mit dem Video möchte ich daher ein Statement setzen und meine Community „supporten“. Ich habe viele Freunde aus dem Voguing-Bereich oder dem LGBTI*-Dance-Bereich. Voguing ist echt so toll, dabei gibt es so eine bezaubernde Energie!
Ich wollte im Video viel mit „vorwärts und rückwärts“ spielen, weil man manchmal so sehr vorwärts will, dass es einen schlussendlich vielleicht zurückwirft. Ich habe den Song für das Video dann tatsächlich zwei Wochen lang rückwärts gelernt. (lacht)
Im Video sieht man, wie ich normal vorwärts sing, aber hinter mir alles rückwärts passiert - Federn fliegen von unten nach oben etc und wir spielen sehr damit.

 

Sängerin Ela

„Ich hatte mein Album fertiggestellt und ohne Plattenfirma veröffentlicht, weil die Labels alle fragten: „Willst du nicht so klingen wie xy“ - ich wollte das aber nicht."

Du hast bereits mit den verschiedensten Künstlern zusammengearbeitet und für die verschiedensten Genres Lieder (mit)geschrieben, darunter zum Beispiel für Culcha Candela oder Helene Fischer. Mit wem war es am Spannendsten oder Verrücktesten? Gab es irgendwelche besonderen Momente?
Mit allen Künstlern, mit denen ich zusammenarbeite, ist es immer mega cool. Es hat mir mit allen Sängern viel Spaß gemacht und ich habe sehr viel durch diese verschiedenen Menschen gelernt. Von jedem Künstler nimmt man auch etwas mit und ich könnte nie sagen, dass es mit irgendwem besonders schwierig war oder Ähnliches.
Eine große Überraschung war es für mich aber, mit Sarah Connor in Kontakt zu treten. Ich hatte mein Album fertiggestellt und dann ohne Plattenfirma veröffentlicht, weil die Labels alle fragten: „Willst du nicht so klingen wie…“ - ich wollte das aber nicht. Nach der eigenen Veröffentlichung kam ein kleiner Wirbel um meine Musik und Sarah Connor teilte plötzlich mein Lied „Fahrtwind“. Kurz bevor ihre Tour losging, fragte sie mich dann, ob ich den „Support“ dafür machen wollte – das war wirklich eindrucksvoll. Ich war dann mit meinem alten Nord-Piano auf ihrer Bühne und habe meine Songs gespielt. Die Leute haben bei „Liebe und Krieg“ ihre Handys rausgeholt und mit ihren Taschenlampen gewunken. Dieses Lichtermeer war wirklich sehr beeindruckend und ich stand mit meinem Klavier alleine mittendrin.

Kommen dieses oder nächstes Jahr neue Songs/Projekte? Schreibst du viel in der Corona-Zeit?
Ich nutze die Corona-Zeit sehr und schreibe einige neue Songs. In meinem Kopf ist immer viel Kreatives, was „raus“ muss. Wir haben in der Zeit des ersten Lockdowns auch mit Teams versucht, über Zoom oder Skype etwas zu erarbeiten. Manchmal war das ganz schön lustig: Dann singt man etwas „on time“, aber beim Produzenten kommt es etwas verspätet an und er beschwert sich dann über das Timing, obwohl das Timing ja eigentlich richtig war. (lacht)
Wir haben aber versucht, das Beste daraus zu machen. Als die Maßnahmen Mitte des Jahres gelockert wurden, bin ich als Allererstes ab ins Studio. 
Eventuell kommt im Frühjahr etwas Neues raus. Ich hoffe außerdem, dass meine verschobene Tour wirklich stattfinden kann. Ich vermisse meine Leute sehr und ich vermisse es, auf der Bühne zu stehen.
 

Sängerin Ela

Lass dich nicht verunsichern, sondern mach das, worauf du Bock hast!"

Möchtest du unseren Lesern noch etwas mitgeben?
Oh Gott, ich möchte den Leuten so viel mitgeben. Ich glaube, am Wichtigsten ist es einfach, immer weiter zu machen. Egal wie schwer etwas auch sein mag – machen, machen, machen!
Und sich von dieser Welt nicht so verunsichern zu lassen, egal wie man aussieht oder worauf man steht. Ich bin genervt davon, dass wir Menschen immer in Schubladen stecken und Vorurteile haben. Seit meiner Kindheit hatte ich immer viele bunte, kreative Menschen um mich herum, die mir gezeigt haben, dass Offenheit gegenüber verschiedenen Menschen etwas Schönes ist, und das möchte ich auch weitergeben. Lass dich nicht verunsichern, sondern mach das, worauf du Bock hast!

Zu ihrem neuen Video gehts hier: 

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