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Comic-Autor Ralf König // © vvg

Spontane Cartoons in Corona-Zeiten Interview mit dem Comic-Autor Ralf König

vvg - 28.04.2020 - 08:00 Uhr

Wie hat Corona dein Leben privat und beruflich verändert?

Mich erwischte das gerade in dem Moment, als ich ein Comicalbum fertig hatte, Teil zwei zu „Roy und Al“ für Männerschwarm, und ich wollte gerade tief durchatmen, um an den nächsten Rowohlt zu gehen, der das Thema "Political Correctness'' und Queer und Gender und Shitstorm etc. haben sollte, also Lesben gegen Schwule und Trans* und andersrum, das ganze queere Meinungsgezeter, das in letzter Zeit oft schlechte Laune machte. Und dann kam die Kontaktsperre und diese Themen zerplatzten plötzlich wie ein Luftballon! Puff! Da war ich zwei Tage irritiert und wusste nicht, wie ich über Wochen und Monate ein Buch über eine Normalität machen soll, die draussen keine mehr ist. Ich habe dann ratlos kleine spontane Cartoons auf meiner Facebook-Seite gepostet das kam gut an. Darum fing ich an, jeden Tag einen Konrad & Paul-Minicomic zu posten, das fing schnell an, richtig Spass zu machen und das ziehe ich nun durch, bis das alles vorüber ist. Ich verdiene zwar kein Geld damit, aber später werden die Comics gesammelt bei Rowohlt erscheinen (siehe auch www.ralf-koenig.de). Ich hoffe nur, die Leute kaufen das Buch dann auch. Womöglich will nach der Krise keiner mehr was davon wissen.

Wie verbringst du deine Tage mit der Kontaktsperre?

Ich bin entspannt, geniesse meine Wohnung, zeichne, koche mir was, lese die Autobiografie von Woody Allen und kratze mir ansonsten den Sack. Wunderbar.

Findest du die Regelungen okay, übertrieben oder was könntest du dir anders vorstellen?

Ich finde die Regelungen voll ok! Das hat mich in Köln immer gestresst, diese vielen Menschen auf zu engem Raum, aber jetzt erst merke ich deutlich, wie sehr mich das anstrengt! Die Stadt könnte von mir aus sehr gerne so entschleunigt bleiben. Kaum ein Auto auf den Strassen, die Leute sonnen sich auf ihren Fensterbänken, sind freundlich zueinander. Auch dass sie einem nicht mehr so dicht auf die Pelle rücken, ich erlebe das wie Urlaub. Und klar, das mag man kaum sagen, bei allem Stress, den die Situation für andere mit sich bringt.

Hast du Angst vor den Zeiten nach der Pandemie?

Ich habe Respekt vor einer Rezession, und den Buchläden und den Verlagen gehts nun auch ans Eingemachte. Ich hab keine Ahnung von Wirtschaft. Aber da mach ich mir derzeit keinen Kopf. Man wird sehen.      

Was siehst du vielleicht sogar positiv an den Entwicklungen?

Dass viele jetzt mal runterkommen und vielleicht mal reflektieren, was wir hier eigentlich treiben. Das man merkt, dass gutes Leben nicht bedeutet, zu konsumieren wie blöde. Viele Leute merken doch jetzt, wie erschöpft sie sind von diesem ausufernden Kapitalismus, diesem immer mehr, immer schneller, Wachstum, Wachstum! Von der Natur ganz abgesehen, die atmet ja auch kurz mal auf.

Was wünschst du dir, was die Menschheit daraus lernen könnte?

Wünschen kann man viel, aber wenn die Maschinerie wieder anläuft, gehts wohl wieder von vorn los. Ich wünsche für mich selbst, dass ich etwas daraus mitnehme, ein Bewusstsein darüber, was ich im Leben brauche und was nicht. Und womit ich mich beschäftigen möchte und womit nicht. Dieses ganze Meinungsgezeter und die Dauerempörung in den sozialen Netzwerken zum Beispiel interessiert mich hoffentlich nie wieder. Ich mach mein Ding, wenn sich einer empört, bitte sehr.

Was wirst du als erstes tun, wenn der Alltag sich wieder normalisiert?

Wahrscheinlich bedauern, dass es so ist. Die Normalität ist grad ziemlich in Frage gestellt. Wie gesagt, ich bin in einer privilegierten Situation. Mir ist natürlich klar, dass da draussen gestresste Familien und überforderte Ärzte und Kranke und einsame Alte sind.

Spontane Cartoons in Corona-Zeiten // © Archiv

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