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Das Gefühl der Sicherheit im Netz schwindet immer mehr

Angst vor Cyber-Angriffen? Binnen eines Jahres fast 150.000 Cyberangriffe

ms - 17.06.2022 - 10:00 Uhr

Nicht erst seit dem Bekanntwerden von russischen Hackergruppen, die gezielt versuchen, queere Menschen, Aktivisten und LGBTI*-Organisationen anzugreifen, herrscht in der Community eine gewisse Angst darüber, was mit den teils hochsensiblen Daten passiert, die viele Schwule, Lesben und queere Menschen digital hinterlassen. Aus dem aktuellen Sicherheitsindex der Initiative “Deutschland sicher im Netz“ (DsiN) geht nun sehr deutlich hervor, dass nicht nur die Angriffe einen Höchstwert erreicht haben, sondern auch die Furcht davor, nicht mehr Herr seiner eigenen Daten zu sein, immer mehr zunimmt.

Die DsiN erfasst diese Stimmungslage im sogenannten Bedrohungsgesamtindex. Dabei wird in einer repräsentativen Befragung das subjektive Gefühl der Bedrohung mit der tatsächlichen, faktenbasierten Situation in Deutschland verbunden und zusammen analysiert. In den letzten Jahren sank das Sicherheitsempfinden dabei immer weiter ab, zuletzt 2022 allein um drei Prozentpunkte im Ranking. Das deckt sich auch mit den tatsächlichen Zahlen: Die Zahl der digitalen Angriffe und Straftaten erreichte zuletzt einen neuen Höchstwert. Insgesamt wurden fast 150.000 Delikte binnen eines Jahres erfasst, so das Bundeskriminalamt (BKA). Ein Anstieg der Internetkriminalität um 12 Prozent binnen eines Jahres.

Nach Angaben des BKA liege dies vor allem daran, dass Deutschland ein finanziell lohnendes Ziel für viele Hacker sei. Besonders beliebt sind dabei Angriffe aus dem Bereich Ransomware, dabei werden Daten beispielsweise eines Smartphones oder Computers kopiert und für den eigentlichen User gesperrt. Erst nach Zahlung einer Erpressungssumme kann wieder auf die Daten zugegriffen werden, anderenfalls droht die Löschung oder die Veröffentlichung der Daten. Gerade letzteres ist für vulnerable Gruppen wie beispielsweise junge, noch nicht geoutete LGBTI*-Jugendliche besonders dramatisch. Mit einem Klick kann ein Hacker so intime Daten oder Fotos über die sexuelle Orientierung binnen Sekunden an alle gespeicherten Kontakte weiterleiten.

Die jüngste Datenlage der Studienerhebung stellt dabei auch klar, dass knapp zwei Drittel aller User zusätzliche Hilfestellungen im Netz benötigen, auch gerade weil es zu immer mehr Sicherheitsvorfällen kommt. Bei der genaueren Auswertung zeigt sich allerdings auch, dass wenig überraschend die Furcht vor Datenklau sinkt, je selbstverständlicher der digitale Umgang für den einzelnen User ist. Eines sei allerdings mit Blick auf die aktuellen Zahlen trotzdem eindeutig, so die BKA-Vizepräsidentin Martina Link: Die Zahl der Cyberangriffe sei ein „Ausdruck der fortschreitenden Verlagerung von Kriminalität in den digitalen Raum." Zudem liegt die Aufklärungsquote mit weniger als 30 Prozent nach wie vor auf einem „niedrigen Niveau.“

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