Jugendschutz in Russland LGBTI*-Organisationen als extremistische Gruppen?
Andrei Tryganov ist der Vorsitzende der Kommission für Jugendschutz bei der russischen Medienaufsichtsbehörde Roskomnadzor. Er fordert, dass LGBTI*-Organisationen künftig als extremistische Gruppierungen bezeichnet werden sollen. Das könnte eine noch stärkere Zensur nach sich ziehen.
Neue Handlungsmöglichkeiten zum „Schutz“ der Jugend
Tryganov sieht LGBTI*-Organisationen laut der Moscow Times auf einer Höhe mit radikalen Feministinnen und „kinderlosen Gruppierungen“. Zu seiner Aufzählung gehörten außerdem Furries. Das sind in Tryganovs Augen alles „extremistische Ideologien“. Würde man sie offiziell als extremistisch einstufen, hätten Strafverfolgung und Medienwächter ganz neue Möglichkeiten. Dann könne man Kinder und Jugendliche auch besser schützen, da man dann effektiver gegen „gefährliche Inhalte“ vorgehen könne – gerade auch in den sozialen Medien.
Mögliche Folgen
Was eine solche Deklaration nach sich ziehen kann, zeigt sich zum Beispiel an der politischen Opposition unter dem inhaftierten Alexei Navalny. Deren Mitglieder wurden teils unter Angabe fadenscheiniger Gründe verhaftet oder anderweitig beseitigt. 2017 traf die Zeugen Jehovas laut PinkNews ein ähnliches Schicksal: Seit man sie als extremistische Gruppierung bezeichnete, wurden mehr als 400 Personen verurteilt, weil sie ihre Religion ausübten. Dabei wird die LGBTI*-feindliche Stimmung in Russland sowieso schon immer schlimmer: Im August schlug beispielsweise Ministerpräsident Vitaly Milonov vor, Schwule zu „sterilisieren“ (SCHWULISSIMO berichtete).