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„LGBTI*: Viele sitzen im Bunker!“// © IMAGO / Eastnews

„LGBTI*: Viele sitzen im Bunker!“ Bayerisch-ukrainische Gruppe im Einsatz für LGBTI*s

ms - 28.02.2022 - 14:14 Uhr

Die Münchner Organisation „MunichKyivQueer“ (MKQ) unterstützt bereits seit rund zehn Jahren die LGBTI*-Community in der Ukraine. Die Arbeit der Gruppe ist dabei mannigfaltig und reicht von einem einfachen Kulturaustausch über politische Workshops bis hin zur konkreten Unterstützung von Pride-Paraden wie zuletzt in Kiew, wo 2021 rund 7.000 Menschen beim Pride mit dabei waren.

Seit Beginn des Krieges in der letzten Woche versucht die Organisation nun, die queeren Menschen vor Ort zu unterstützen – die ersten Spendengelder wurden auch bereits überwiesen. Unterstützt werden soll dabei auch der Kyiv Pride, eine der größten LGBTI*-Organisationen in der Ukraine. Die queere Community des Landes zeigt sich dabei ähnlich stark und mutig wie die restliche Bevölkerung.

Von Seiten des Kyiv Prides hieß es erst Ende letzter Woche (SCHWULISSIMO berichtete):

"Wir werden niemals aufgeben. Putin wird sich alle seine Zähne ausschlagen, wenn er versucht, uns zu beißen!“

Alex Belopolsky vom Team „MunichKyivQueer“ gegenüber dem Tagesspiegel:

 

„Viele sitzen im Bunker, einige sind schon auf der Flucht. Ich habe dauernd Angst, dass zu denen, mit denen man gerade noch geschrieben hat, auf einmal der Kontakt abbricht.“

 

Wichtig sei laut Belopolsky nicht auf die Propaganda Russlands hereinzufallen und beispielsweise von einer „Krise“ zu sprechen, wo es ganz klar ein Krieg Russlands gegen die Ukraine ist. Freunde von Belopolsky sind aktuell in der Ukraine.

Auch die Drohungen an die LGBTI*-Community von Seiten der russischen Regierung nehmen die Aktivisten sehr ernst – letzte Woche war bekanntgeworden, dass nach US-Geheimdienstangaben Listen an Soldaten verteilt wurden, die gezielt nach LGBTI*-Aktivisten suchen und für Folterungen festnehmen sollen.

„Das würde ich sehr ernst nehmen“, beteuert auch Belopolsky. In den zwei russisch besetzten Gebieten der Ukraine konnte man bereits in den letzten Jahren immer wieder erleben, wie die LGBTI*-Community gelitten hat und beispielsweise auch Gay-Clubs schließen mussten.

Laut Belopolsky seien Folter und Menschenrechtsverletzungen vielfach dokumentiert: „Die Menschenrechtssituation ist eine Katastrophe. Das alles sind Zustände seit acht Jahren, mitten in Europa.“ Auch das russische Propagandagesetz gegen Homosexualität fand in den selbsternannten Volksrepubliken Anwendung, während im restlichen Land sich die Situation für queere Menschen immer mehr verbessert habe.

Für queere Menschen, die gezielt die LGBTI*-Community vor Ort unterstützen wollen, gibt es verschiedene Möglichkeiten: Zum einen kann „MunichKyivQueer“  mit Spenden unterstützt werden,  zum anderen sammelt auch die international tätige Organisation OutRight Action International Gelder, die direkt der LGBTI*-Community vor Ort helfen sollen.

Eine weitere Möglichkeit ist die Unterstützung der European Pride Organisers Association (EPOA) – die Einnahmen fließen zu gleichen Teilen an den Kyiv sowie den Charkiw Pride.

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