Verhaftungen auf dem Campus Erdoğan greift hart durch, um veraltetes Weltbild zu realisieren
Der Rektor Melih Bulu von der Bosporus-Universität in der Türkei ist Anhänger von Erdoğan, Mitglied der Partei AKP und wurde vom Präsidenten höchstpersönlich in diese etablierte und international anerkannte Universität eingesetzt. Ohne interne Wahl oder Wünsche der Uni kann er das seit 2016 per Gesetz anordnen.
Die Studierenden demonstrierten gegen den Rektor Bulu und zweifeln an seiner akademischen Eignung. In einem offenen Brief heißt es, dass Bulus Einsetzung legal gewesen sei, aber nicht legitim. Die Einmischung des Präsidenten in demokratisch organisierte universitäre Belange sei ein Symptom der politischen Krise.
Bulus versprach zwar, liberale Diskussionen auf dem Campus zu tolerieren, ließ aber dennoch gut eine Woche später die Polizei das Gelände abriegeln. Vier Studenten wurden festgenommen wegen Bildern von der Kaaba, einem quadratischen Würfel im Innenhof der heiligen Moschee in Mekka, der mit Regenbogenflaggen verziert wurde.
"Sollten wir diese abartigen LGBTI*, die die heilige Kaaba beschmutzen, tolerieren? Natürlich nicht", twitterte Suleyman Soylu, Innenminister im Kabinett Erdoğan – worauf Twitter seinen Tweet mit einem Warnhinweis wegen Hassrede markierte.
Im Laufe der letzten Wochen sollen über 300 Studenten und Unterstützer festgenommen worden sein. Die meisten davon wurden anscheinend wieder freigelassen.