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Luettich // © rb

Entdeckerziele Liebliches Lüttich: Staunen & Schmausen

rb - 25.01.2019 - 07:00 Uhr

Nur etwa eine Stunde mit dem Hochgeschwindigkeitszug von Köln entfernt, liegt Lüttich. Liège nennen die frankophonen Belgier der Wallonie ihre Stadt. So verbindet Lüttich französisch anmutenden Charme mit belgischer Lebenslust, kulturellen Highlights und deftigen Gaumenfreuden. Ein großer Schriftsteller wurde hier geboren, Brasserien und Cafés verführen zum Verweilen nach reichlich Shopping. Und abends wird hier gut und gerne gefeiert.

Staunen & Schmausen

Das mit dem Staunen fängt schon an, wenn man in Lüttich per Zug ankommt. Nach einer sehr bequemen und vor allem schnellen Fahrt mit dem Thalys erreiche ich den sehr spacigen Bahnhof. Er erinnert wirklich an ein UFO, wurde vom berühmten Architekten Santiago Calatrava gestaltet und ist seit Ende 2009 in Betrieb. Da hat man ordentlich Geld in die Hand genommen, und heraus gekommen ist ein hypermodernes Gebilde, das speziell den Anforderungen für Highspeedzüge gerecht wird. Dieser Bahnhof war auch schon Drehort von einigen hochkarätigen Filmproduktionen. Mit dem Bus fahre ich in das Stadtzentrum, zum Place Saint Lambert. Ganz anderes Ambiente. Auf dem riesigen Platz prangt das Fürstbischöfliche Schloss, Shopping-Alleen in alle Richtungen. Nach ein paar Minuten zu Fuß habe ich mein Domizil für die Tage erreicht: Das Hotel Les Comtes de Méan. Der Name sagt schon viel. Denn es war früher Stadtpalais des hiesigen Hochadels. Einerseits hochmodern ausgestattet und schick eingerichtet, ist es andererseits fast schon ein Museum. Jetzt wartet auf mich Claudine, meine charmante Begleitung für den Nachmittag. Sie zeigt mir die Sehenswürdigkeiten der Stadt, und davon gibt es viele. Lüttich war früher eine Stadt mit viel Schwerindustrie, Stahl und Kohle. Es war auch Schauplatz von mehreren Weltausstellungen. Heute ist die Stadt eine interessante Mischung aus Altem und Neuem: Viel erinnert an die große Vergangenheit als Sitz der mächtigen Fürstbischöfe mit deren Prunkbauten. Dann gibt es die schnuckeligen Viertel mit engen Gassen und feinen Boutiquen. Die Ourthe fließt hier in die Maas (franz.: Meuse), der Hafen war und ist wichtig als Handels- und Transportknotenpunkt. Durch die Stahlproduktion wurde Lüttich auch zu einer großen Waffenschmiede, aber dazu später mehr. Ein Wahrzeichen von Lüttich ist die sehr lange Treppe am Montagne de Bueren, ganze 373 Stufen. Von oben hat man einen großartigen Blick über die Stadt. Es wird Zeit für eine Stärkung: Auf meiner Bucketlist ganz oben stehen Fritten und Waffeln. Da kennt Claudine die richtigen Adressen. Mit scharfer Soße für mich, nehmen wir die goldgelben Knusperfritten in einem typischen Imbiss ein. Und da man auf einem Bein nicht lange stehen kann, schlendern wir für das Dessert in eine Nebengasse, wo uns schon herrlicher Duft empfängt. Die Lütticher Waffeln sind wirklich klasse!

Jetzt mache ich selber auf die Socken: Im Museum Grand Curtius wartet schon Sandrine auf mich. Das imposante Gebäude wurde um 1600 für Jean Curtius gebaut, der als Waffen- und Munitionsfabrikant die damalige spanische Armee belieferte und damit steinreich wurde. Man ist dem früheren Hausherren treu geblieben. Denn hier findet sich auch eine sehr umfangreiche Sammlung von seltenen und formschönen, manchmal auch skurrilen Stücken der Waffentechnik. Bei unserem Rundgang treffen wir Jean-Marc Gay, der für alle Museen in Lüttich verantwortlich ist und mir auf unterhaltsame Weise einige Exponate erklärt. In einer weiteren Abteilung der Museums kann ich Schätze aus Glas bestaunen. Da gibt es Schalen und gläserne Gefäße, die aus dem zweiten Jahrhundert unserer Zeitrechnung stammen, das ist ganz famos! Noch etwas in Gedanken an diese bemerkenswerten Stücke, verabschieden wir uns herzlich. Mein Weg führt mich nun zu Melanie, die Schokolade in Handarbeit fertigt. In ihrer süßen Manufaktur namens Carré Noir entstehen kleine Meisterwerke. Belgische Schokolade ist ja weltberühmt, und Melanie hat schon viele Preise gewonnen, im In- und Ausland. Mit viel Phantasie und Hingabe zaubert sie sehr delikate Genüsse für den Gaumen. Und noch eine Sache gibt es, für welche die Belgier weltberühmt sind: das Bier. In der Brasserie C, unweit der Langtreppe, empfängt mich Kerian. Diese Mikrobrauerei bringt den Gerstensaft auf den Punkt. Denn man beschränkt sich auf ein paar Sorten, die haben es allerdings in   sich. Und das im besten Sinne. Die jungen Bierenthusiasten kümmern sich liebevoll um jedes Details des Brauvorgangs, und das schmeckt man wirklich! Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, habe ich für den Abend im Le Bistro d'en face einen Platz reserviert. Denn hier soll es die besten Boulets liègois der Stadt geben. Das sind edle Frikadellen an brauner Soße, die mit fruchtigem Aroma glänzt. Anbei gibt es vorzugsweise Fritten, logisch.

Maigret & Marionetten

Am nächsten Morgen treffe ich Hubertine. Sie nimmt mich mit auf eine Tour auf den Spuren von einem großen Sohn der Stadt. Georges Simenon ist in Lüttich geboren und aufgewachsen. Der Erfinder von Kommissar Maigret war ein Vielschreiber und Womanizer. Und ein hochgeachteter Autor, dessen Werke weltweit Verbreitung fanden und finden. Im Stadtteil Outremeuse, auf der anderen Seite der Maas also, finden wir viele Dinge, die an Simenon erinnern. Eine Straße ist nach ihm benannt, eine Buchhandlung zu Ehren des Kommissar Maigret gegründet: Die Lütticher sind stolz auf ihren Simenon. Seine Markenzeichen waren Hut und Pfeife. Hubertine kennt viele Anekdoten aus dem Leben dieses Lebemannes und unermüdlichen Schriftstellers. Mit seinen Freunden in Jugendjahren ist er hier im die Häuser gezogen.

Wir gehen anschließend in das Musée de la Vie wallonne, dort wird die wechselvolle Geschichte der Region erfahrbar gemacht: der Wandel vom bedeutenden Industriezentrum, über den Strukturwandel, hin zur Kulturstadt. Und wir können noch einen besonderen Gesellen in Augenschein nehmen. Das Marionettentheater hat eine lange Tradition in der Wallonie, und Tchantchès ist dessen Held. Gemeinsam mit seine Liebsten Nanesse erlebt die Holzpuppe auf der Bühne immer neue Abenteuer und begeistert damit Jung und Alt. Überhaupt Kultur: Man sollte sich in Lüttich einen Besuch in der vielgerühmten Oper gönnen und auch den Boverie-Park, unweit des  Bahnhofs, besuchen. Im Boverie-Museum sind die Schönen Künste beheimatet. Im exklusiven Restaurant meines Hotels, dem L'Atelier du Sélys, lasse ich den Abend ausklingen mit einem atemberaubenden Blick über die Stadt. Eine Stadt, die ich gerne wieder besuchen werde.

Mehr Infos:

www.liege.be/de
www.visitezliege.be/de
www.belgien-tourismus-wallonie.de

 

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