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Queeren Jugendlichen soll nicht geholfen werden! // © SolStock

Keine Hilfe für LGBTI*-Jugendliche Werden Konversionstherapien weiter illegal angeboten?

ms - 30.03.2022 - 15:30 Uhr

Einmal mehr sorgt das christliche College Citipointe im australischen Brisbane für Schlagzeilen. Wir erinnern uns: Zunächst sorgte die private Bildungseinrichtung für Aufsehen, weil sie Familien dazu zwingen wollte, einen Einschreibungsvertrag zu unterzeichnen, der queere Kinder an der Schule künftig verbieten sollte und zudem festlegte, dass homosexuelle Handlungen "unmoralisch" und "beleidigend für Gott" seien. Kurz darauf drohte die Schulleitung ihren eigenen Lehrern Anfang dieses Monats mit Entlassung, wenn diese sich zu ihrer Homosexualität bekennen oder generell über das Thema sprechen würden.

Nun folgt der dritte Paukenschlag: In einem durchgesickerten Brief macht der aktuell suspendierte Schulleiter die australische Landesregierung für die hauseigene Schulpolitik verantwortlich und verbietet dem Lehrerkollegium, trans-Jugendliche zu unterstützen. Das Schreiben liegt exklusiv dem Guardian vor. Schulleiter Brian Mulheran bezieht sich in seinem Schreiben auf das Verbot von Konversionstherapien, das 2020 landesweit in Kraft gesetzt wurde. Das christliche College soll nach übereinstimmenden Aussagen von ehemaligen Lehrern und Schülern solche Konversionstherapien mehrfach durchgeführt haben.

Schulleiter Mulheran scheint das Verbot in dem durchgesickerten Brief zutiefst zu bedauern: "Die staatliche Gesetzgebung hat unsere Möglichkeiten eingeschränkt, diese jungen Menschen so zu begleiten, wie wir glauben, dass wir ihren Familien am besten helfen und sie unterstützen können. Diese wertvollen jungen Menschen mit solchen Neigungen brauchen Liebe, Fürsorge und Unterstützung, und ich glaube, dass wir eine der besten Schulen sind, um sie zu unterstützen.“

Mit der „Unterstützung“ meint Mulheran allerdings die Umerziehung und „Heilung“ von Homo- und Transsexualität. Wer als trans-Jugendlicher in seinem Weg zur Transition voranschreiten wolle, habe somit künftig keinen Platz mehr an der Schule. Zudem bestand Mulheran darauf, dass Vertrauenslehrer und Psychologen diesen Schülern keine beratende oder sonstige Hilfe mehr anbieten dürften:

"Unsere studentischen Berater und Psychologen werden nicht in der Lage sein, Beratung oder Unterstützung in folgenden Bereichen zu leisten: Geschlechtsdysphorie, Geschlechtsinkongruenz, Geschlechtsidentität, Sexualität und sexuelle Orientierung. Unsere Berater und Psychologen müssen für alle Studenten zur Verfügung stehen und können sich daher nicht mit solchen Themen befassen."

Schüler, die im Bereich Transsexualität oder LGBTI* Beratung nötig hätten, sollten sich also schlicht an Beratungsangebote von anderen Schulen wenden. Der Guardian fragte daraufhin bei der College-Leitung nach, ob diese Richtlinien auch nach der aktuellen Suspendierung des Schulleiters weiter Bestand haben. Das christliche College ging in seiner Antwort nicht auf die Frage ein und erklärte offiziell nur, dass man „alle Schüler gleichermaßen schätze.“ Auch zu den durchgeführten Konversionstherapien und der Frage, ob diese noch immer angewendet werden, verweigerte die Bildungseinrichtung eine Stellungnahme.

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