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Keine Regenbogenfahnen in Katar // IMAGO / Xinhua

Keine Regenbogenfahnen in Katar Die Verlogenheit der FIFA gegenüber queeren Menschen

ms - 04.04.2022 - 13:30 Uhr

Kommentar

Homosexuelle Menschen und ihr Geld sind bei der kommenden Fußball-Weltmeisterschaft im November stets herzlich willkommen – natürlich nur dann, wenn sie bitte die Klappe halten und einfach artig die teuren Ticket-Preise zahlen. So lässt sich kurz und bündig zusammenfassen, was dieser Tage in Katar kommuniziert wird.

Es ist natürlich eine heikle Situation, auf der einen Seite das Bild von freien Fußballspielen für alle in einem Land hochzuhalten, das Menschenrechte mit Füßen tritt, und auf der anderen Seite trotzdem auch die Gastgeber glücklich zu machen und bitte keineswegs zu brüskieren. Die FIFA ist geübt darin, im Namen des Geldes alles möglich zu machen und auch die schlimmsten Gegensätze fürs mediale Schlussbild genau solange zusammenzufügen, wie es als Image-Werbung gebraucht wird. So erklärte die FIFA mehrfach, dass natürlich auch LGBTI*-Menschen gern gesehene Gäste bei der Weltmeisterschaft seien und diese dürften natürlich auch ihre Regenbogenfahnen zeigen.

Der Verantwortliche für Sicherheit in Katar, Abdulaziz Abdullah Al Ansari, erklärte nun dagegen, dass solche Flaggen nun doch auch beschlagnahmt werden könnten – natürlich nur zum Schutz der Fans. Immerhin könnte so eine Flagge ja auch einen anderen Fußballfan dazu animieren, den Homosexuellen zu attackieren. Und so stellt Al Ansari weiter klar, dass wenn ein „Fan seine Ansichten zur LGBTI*-Situation demonstrieren will, soll er das in einem Land machen, wo dies akzeptiert wird. Wir wissen, dass ein Fan Geld für ein Ticket bezahlt hat, also soll er auch hierher kommen, um sich das Spiel anzuschauen, und nicht um zu demonstrieren oder einen politischen Akt zu vollziehen.“ Anderenfalls, so Al Ansari weiter, beleidige er die gesamte Gesellschaft von Katar.

Solche „Beleidigungen“ mit LGBTI*-Hintergrund werden in Katar auch gerne einmal mit mehreren Jahren Haft und hohen Geldbußen geahndet. Muslimen droht sogar die Todesstrafe. Homosexualität ist in Katar generell gesetzlich verboten. Die FIFA sieht das alles natürlich weiterhin unkritisch, schon bei der EM 2021 zeigte sie eindrucksvoll beispielsweise im Umgang mit Ungarn, dass Menschenrechtsverletzungen und Queerfeindlichkeit keine Priorität haben. Amnesty International hatte zuletzt trotzdem noch einmal eindringlich darauf hingewiesen, dass queere Menschen in Katar „sowohl durch Gesetze als auch im täglichen Leben weiterhin diskriminiert“ würden.

Davon unbeeindruckt erklärte FIFA-Präsident Gianni Infantino, dass jeder in Katar willkommen sei, auch die LGBTI*-Community. Immerhin, so Infantino, sei Katar ja ein sehr gastfreundliches Land. Diese Gastfreundlichkeit ist wahrscheinlich in den Gefängnissen für Homosexuelle besonders herzlich. Vielleicht wird zu den Peitschenhieben noch Datteln gereicht.  

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