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Kommt im Sommer das Verbot von Konversionstherapien? // © IMAGO / Addictive Stock
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LGBTI*-Umdenken in Österreich Warum ein Verbot in Österreich auch für deutsche Queers sehr wichtig ist.

ms - 28.02.2022 - 15:32 Uhr

So schnell die Österreicher auch gerne quartalsweise ihre Bundeskanzler wechseln, so gerne beweisen sie anderenorts einen langen Atem wenn es beispielsweise um ein Verbot von Konversionstherapien geht.

Seit nunmehr drei Jahren kämpfen österreichische Politiker und LGBTI*-Organisationen für ein Verbot von „Homo-Heilungen“, wie sie zuletzt in Frankreich (SCHWULISSIMO berichtete) unter Strafe gestellt wurden. Bisher hatte sich die österreichische Regierung immer um eine konkrete Antwort gewunden – ähnlich wie in Großbritannien seien angeblich noch bestimmte Fragen zu klären, deren Beantwortung Zeit beanspruche.

Viel Zeit – die viele queere Jugendliche nicht haben. Ein schnelles Verbot der Konversionstherapien, die oftmals für viele Jahre oder Jahrzehnte die Psyche junger LGBTI*-Menschen massiv schädigen, ist auch deswegen so wichtig, weil seit dem Verbot dieser Angebote in Deutschland im Jahr 2020 ein „Therapie-Tourismus“ zu beobachten ist – fundamental christlich geprägte, deutsche Eltern bringen ihre queeren Kinder für die „Therapiemaßnahmen“ über die Grenze nach Österreich und nehmen hier entsprechende Angebote war. Ein Verbot wäre also nicht nur für die österreichische, sondern auch für die deutsche LGBTI*-Community ein wichtiger Schritt.

Der Nationalrat in Österreich hatte mit zwei einstimmigen Entschließungsanträgen ein solches Verbot bereits 2019 und dann noch einmal 2021 gefordert – bisher ohne Erfolg.

Darauf angesprochen äußerte sich im Rahmen einer Fragestunde nun die österreichische Justizministerin Alma Zadić:

"Ein Verbot dieser Angebote sei ihr ein großes Anliegen, dass sie rasch vorantreiben wolle (Quelle: GGG.at). Noch würde daran gearbeitet, genau rechtlich zu definieren, was eine Konversionstherapie ist, um diese dann auch strafrechtlich verbieten lassen zu können. Aber: „Ich bin guter Dinge, dass wir vor dem Sommer eine Lösung haben.“

War Sebastian Kurz nicht mutig genug? // © IMAGO / photonews.at

Für österreichische Verhältnisse ein kleiner Paukenschlag, weil es die erste konkrete Aussage der aktuellen Regierung ist. Vielleicht wird man nach dem Weggang von Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz auch einfach etwas mutiger, wenn es um die Rechte für LGBTI*-Menschen geht.

Kurz hatte zuletzt Aufmerksamkeit erregt, weil er künftig für den schwulen deutsch-amerikanischen Milliardär Peter Thiel arbeiten wird, der wiederum gerne homophobe Republikaner und deren Politik unterstützt.

Bei der aktuellen Fragestunde in Österreich bohrte allerdings der LGBTI*-Sprecher der SPÖ, Mario Lindner, noch einmal nach und fragte:

„Warum sollen wir noch Monate auf ein Gesetz warten, dass wir längst umsetzen könnten? Ein beschlussfertiges Gesetz liegt dank der SPÖ seit letztem Frühjahr im Justizausschuss, wir könnten es längst beschließen. Dieses Thema muss endlich umgesetzt werden – taktisches Warten auf einen Zeitpunkt, an dem die Regierung dieses Thema als Erfolg verkaufen kann, bringt niemandem etwas!“

Verständlich, dass die Frau Justizministerin dazu konkret nicht mehr antworten konnte oder wollte – man kann es mit einem konkreten Verhalten ja auch übertreiben.

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