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Schwuler Milliardär unterstützt Kampf gegen LGBTI*-Rechte
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Investition in homophobe Politiker Schwuler Milliardär unterstützt Kampf gegen LGBTI*-Rechte

ms - 15.02.2022 - 10:30 Uhr

Sein Name ist Peter Thiel. 17 Jahre lang war er einer der Vorstände von Facebook, jetzt Meta, und Gründer von Pay Pal, zusammen mit Elon Musk. Der in Frankfurt geborene Thiel war in der Vergangenheit immer wieder aufgefallen, weil er extrem konservative und homophobe US-Politiker mit großen Spenden finanzierte. Auch in den Wahlkampf 2016 von Donald Trump hatte Thiel Millionen investiert. Jetzt zieht er sich aus der Führungsriege von Meta zurück, um noch mehr Einfluss auf die amerikanische Politik nehmen zu können.

Keine guten Vorzeichen für die diesjährigen US-Kongresswahlen und die Präsidentschaftswahl in gut zwei Jahren. Thiel hat viele hundert Millionen US-Dollar, mit denen er neue konservative Kräfte nach seinem Willen aufbauen kann. Das Forbes-Magazin schätzte bereits vor fünf Jahren sein Vermögen auf 2,7 Milliarden US-Dollar. Was der schwule Amerikaner bisher an Statements und Interviews von sich gegeben hat, lässt nicht gerade auf einen ruhigen Wahlkampf hoffen. So betont er auch immer wieder gerne, dass er der festen Auffassung ist, Freiheit und Demokratie passen einfach nicht zusammen.

Die Liste seiner neuen Kandidaten, den neuen „Möchtegern-Trumps“, liest sich ein wenig wie das Who-is-Who der queerfeindlichen Elite Amerikas. Er baut gerade vier Senatskandidaten auf und versucht mit ihnen genau jene Senatoren zu stürzen, die für ein Amtsenthebungsverfahren von Donald Trump gestimmt hatten. An anderer Stelle unterstützt er extrem konservative Schützlinge, die künftig ins Rennen um das Präsidentenamt gehen könnten. Gerne wanderten auch Millionenbeträge an Spenden an Republikaner wie beispielsweise an Kris Kobach, der LGBTI*-Menschen wahlweise gerne mit Drogensüchtigen oder Polygamisten verglich und sich sicher ist, dass die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch homosexuelle Pädophilie fördere.

Ein deutsch-amerikanischer, schwuler Milliardär mit Weltherrschaftsplänen und einem Hang zu QAnon, wie er einst zugab? Es kommt noch besser, denn Thiel soll laut LGBTQ-Nation seit Jahren auch bei Facebook die Strippen hinter den Kulissen gezogen oder wenigstens massiv mitbestimmt haben. Über Jahre hinweg soll es ihm zu verdanken sein, dass Verschwörungsfanatiker und homophobe Hetzer ungebremst und mit steigenden Klickzahlen gefördert wurden – auch hier in Deutschland. Seit 2005 ist Thiel zudem ein Vertrauter von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg, der über den schwulen Milliardär sagt: "Peter ist wirklich ein origineller Denker, dem man seine schwierigsten Probleme vortragen kann und einzigartige Vorschläge erhält."

© kobbydagan
© kobbydagan

Originell und einzigartig – ja, so könnte man das bezeichnen, wenn ein weiterer wohlhabender Hardliner einmal mehr den amerikanischen Wahlkampf beeinflussen wird. Wie er mit seinen „Gegnern“ umgeht, bewies er eindrucksvoll mit dem US-Promiblog Gawker, der ihn 2007 als schwul outete. Er beauftragte daraufhin sein Anwaltsteam, Mandanten zu finden, die Prozesse gegen den Promiblog anstrebten und finanzierte diese solange, bis Gawker schließlich bankrott war. Thiel selbst bezeichnete sein Vorgehen als „Philanthropie“, also eine besondere Form von Menschenliebe. 2016 dann präsentierte er Trump als Retter der Nation und sagte zudem: „Ich bin stolz, homosexuell zu sein. Ich bin stolz, ein Republikaner zu sein. Vor allem aber bin ich stolz, Amerikaner zu sein!“ Im Jahr darauf heiratete er in Wien seinen langjährigen Partner Matt Danzeisen.

Es gibt diesen einen Ausspruch, den erstmals britische Theologen vor rund fünfhundert Jahren gesagt haben sollen und der sich heute auch gerne einmal in einer Batman-Verfilmung wiederfinden lässt: It's always darkest before the dawn. Frei übersetzt: Die Nacht vor der Morgendämmerung ist immer die dunkelste. Es muss erst richtig schlimm werden, bevor es besser werden kann. Die amerikanischen Queers dachten bisher, sie hätten die dunkelste Nacht bereits mit Donald Trump erlebt. Aber was ist, wenn die finsterste Stunde Amerikas noch bevorsteht? 

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