Black Eyed Peas in Polen Polnischer LGBTI*-Aktivist Professor Jakub Urbanik bedroht
Am Neujahrsabend fand im polnischen Staatsfernsehen das Konzert „New Year’s Eve of Dreams“ statt. Headliner waren die Black Eyed Peas. Diese nahmen den Auftritt zum Anlass, um sich mit Regenbogen-Armbinden und einer unmissverständlich inklusiven Position für die LGBTI*-Community und andere marginalisierte Gruppen auszusprechen.
Aufschrei von Rechts
Der stellvertretende Justizminister Marcin Warchoł (Solidarna Polka) kritisierte das Event daraufhin als „LGBTI*-Propaganda“, „Schande“ und „Silvesternacht der Entartung“ (SCHWULISSIMO berichtete). Deswegen regte LGBTI*-Aktivist Professor Jakub Urbanik ein Disziplinarverfahren gegen Warchoł bei der Warschauer Universität ein, an der dieser unterrichtet. Warchoł habe die Menschenwürde angegriffen und trotz seines wissenschaftlichen Auftrags gegen die Suche nach der Wahrheit gehandelt. Infolge dessen inszenierte sich Warchoł als Opfer einer angeblichen „Gedanken- und Sprachpolizei“. Das Kultusministerium und ein Partei-Kollege unterstützten Warchołs Äußerungen zum Neujahrskonzert. Seither wird Urbanik laut dem Lesben- und Schwulenverband (LSVD) in den sozialen Medien sowie per E-Mail und Telefon massiv angegriffen.
Solidarität mit Urbanik
Jetzt ruft der LSVD zur Solidarität mit Urbanik auf. Alfonso Pantisano aus dem Bundesvorstand des Vereins erklärt: „Das Statement durch die Black Eyed Peas für die polnische, aber auch für die weltweite queere Community zeigt: Das Einstehen für Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans*, intergeschlechtliche und queere Personen ist essentiell. Denn diese Rechte werden in Polen seit Jahren angegriffen und infrage gestellt“: Politisch Tätige der rechten Regierungspartei PiS, Bischöfe der katholischen Kirche oder Initiativen christlich-fundamentalistischer Gruppen „dämonisieren“ LGBTI* und stellen sie als Gefahr für Kinder, Familien und die „polnische Identität“ dar. Wer sich wie Urbanik für die LGBTI*-Community ausspreche, werde eingeschüchtert und attackiert.
Finanzen und Rechtsprechung
Der LSVD erklärt: „Finanzstarke, rechtskatholische Gruppen wie ordo iuris“ zwingen LGBTI*-Aktivistinnen und -Aktivisten zu teuren Gerichtsprozessen und wollen sie so in ihrer Arbeit behindern. So wurden zum Beispiel die Aktiven hinter dem Atlas of Hate angezeigt. Der Atlas zeigt die polnischen Städte und Gemeinden, die sich zu LGBTI*-freien Zonen erklärt haben. Die Gerichtskosten beliefen sich im Sommer auf 40.000 Euro.
Spenden für polnischen Rechtshilfefonds
Rechtshilfefonds „Prawo Nie Wyklucza“ („Das Recht schließt nicht aus“) des Vereins „Miłość Nie Wyklucza“ („Die Liebe schließt nicht aus“) sammelt Spenden für den juristischen Kampf gegen die polnische Regierung. In einem Video erklären Milena Adamczewska-Stachura und Urbanik, welche Klagen anstehen. Neben Klagen gegen die Behinderung der Arbeit für gleiche Rechte, Vielfalt und Respekt in Polen unterstützt der Fonds auch trans* Personen, die ihren Geschlechtseintrag ändern lassen wollen. Seit März sammelt die Hirschfeld-Eddy-Stiftung Spenden für den Rechtshilfefonds.