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Häusliche Gewalt
Rubrik

Häusliche Gewalt LSVD beklagt fehlende Daten bei Innen- und Familienministerium!

ms - 12.07.2023 - 13:00 Uhr

Das Bundesinnenministerium sowie das Bundesfamilienministerium präsentierten gestern die neusten Zahlen zur Häuslichen Gewalt in Deutschland – die Zahl der Opfer ist im Jahr 2022 um 8,5 Prozent auf rund 240.000 Menschen angestiegen, es kam zu 702 Tötungsdelikten. Kurz gesagt, fast alle zwei Minuten wird in Deutschland ein Mensch Opfer von Häuslicher Gewalt, der größte Teil der Opfer (rund 70 %) sind weiblich.

Auch innerhalb von Partnerschaften stiegen die Fallzahlen um fast zehn Prozent an, die beiden Ministerien verzeichneten fast 160.000 Fälle. Alarmierende Daten, doch eines fehlte dabei gestern gänzlich – der Blick auf die Lage von LGBTI*-Menschen, wie jetzt der Lesben- und Schwulenverband Deutschland scharf kritisiert.

Keine Daten über Gewalt in LGBTI*-Partnerschaften

Nebst dem erneuten Ausbleiben der Fallzahlen aus der LGBTI*-Community bemängelt der LSVD auch eine fehlende Daten einer Studie, die Erfahrungen mit Diskriminierungen durch Justiz und Polizei untersuchen hätte sollen. Henny Engels vom Bundesvorstand dazu: „Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt betrifft nicht nur cisgeschlechtliche Frauen in heterosexuellen Paarbeziehungen, sondern auch Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans*, inter* und queere Personen. Leider werden erneut LSBTIQ* nicht als Betroffenengruppe des bundesweiten Lagebilds zum Thema häusliche Gewalt aufgeführt und genauer analysiert. Die Opfer- und Tätergruppen sind nur nach dem binären Geschlechtssystem aufgeschlüsselt. Die Datenerhebung liefert uns damit leider keine neuen Erkenntnisse darüber, wie oft LSBTIQ* zu Opfern werden, sei es durch die*den Partner*in oder die eigene Familie.“

Der LSVD fordert daher nun die beiden verantwortlichen Ministerien auf, vorhandene Daten zu gleichgeschlechtlichen Partnerschaften, soweit vorhanden, zu veröffentlichen. Auch bei der versprochenen zweiten Studie müsse man die Lebensrealität von LGBTI*-Personen mit einbeziehen.

Bundesregierung hat Chance erneut vertan

Dabei betont der Verein zudem die Wichtigkeit dieser Daten, denn nur so könnten maßgenau Projekte zur Verbesserung der Lage erarbeitet werden. „LSBTIQ* als Betroffene von Gewalt in Familien oder Partnerschaften dürfen unter keinen Umständen allein gelassen werden! Gerade für LSBTIQ*-Kinder und Jugendliche sind Familien oder Wohngemeinschaften nicht immer sichere Orte. Sie erleben dort Ausgrenzung, Einschüchterung, den Zwang, sich zu verleugnen, und auch physische Gewalt“, so Engels weiter.

Die Bundesregierung hätte einmal mehr die Chance vertan, eine relevante Datenlage für LGBTI*-Menschen zu schaffen. Studien diesbezüglich aus den USA würden die Annahme erhärten, dass in homosexuellen Beziehungen fast so viel Gewalt passiert wie in heterosexuellen Beziehungen, so der LSVD abschließend.

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