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Jagd auf Homosexuelle

Jagd auf Homosexuelle Die Lage für Schwule und Lesben in Uganda spitzt sich dramatisch zu

ms - 02.02.2023 - 12:00 Uhr
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Die Regierung von Uganda führt ihren Feldzug gegen Homosexuelle weiter fort und hat sich als neuen Schauplatz dafür die Schulen des Landes ausgesucht. Das Parlament des Landes hat nun den Bildungsausschuss angewiesen, genau zu untersuchen, welche Schulen im Land in Verdacht stehen, über LGBTI*-Themen zu informieren oder Aufklärung zum Thema Homosexualität zu betreiben.

Wie sprechen Lehrer über Homosexualität?

Zu diesem Zweck sollen die Beamten auch auf allen Social-Media-Kanälen suchen, ob sich dort möglicherweise Homosexuelle oder Schüler wie Lehrer positiv über die LGBTI*-Politik einer Schule äußern würden. Zudem sollten alle Lehrer genauer unter die Lupe genommen werden, die im Verdacht stehen könnten, Homosexualität zu “fördern“. In einem Fall berichteten die lokalen Medien zuletzt von einem Lehrer, der sich an “homosexuellen Aktivitäten“ an seiner Schule beteiligt haben soll – der Wahrheitsgehalt der Meldung ist unklar, wird aber seitens des Parlaments dazu verwendet, erneut Stimmung gegen Homosexuelle zu machen. Die Sprecherin des Parlaments, Anita Among, spricht so von einem Akt, der die Moral des ganzen Landes töten würde.

Lehrer unterrichten “charaktertötende Moral“

Anhand dieses einen Falles, ob wahr oder unwahr, erklärte die Regierung Ugandas zudem, dass Lehrer die “Superspreader“ des Landes in puncto Homosexualität und “charaktertötende Moral“ seien, so LGBTI*-Aktivisten gegenüber der Deutschen Welle. Die Stimmung wird offenbar von Tag zu Tag immer mehr angeheizt und immer mehr Einwohner sind dafür, dass die Regierung alle Fälle von homosexuellen Aktivitäten an Schulen eingehend untersucht. Immer wieder wird dabei von allen Seiten erklärt, man wolle die Kinder schützen und müsse sich dafür einsetzen, dass Uganda nicht seine Kultur und seine Werte verliere.

Panikmache in der Bevölkerung

Gay-Aktivisten, Wissenschaftler und Forscher versuchen indes zu versichern, dass es keinen Grund zur Panik gebe – mit bisher eher bescheidenem Erfolg. Bildungsexperte Godfrey Busobozi erklärte so gegenüber der Deutschen Welle: „Ich fordere die ugandische Gesellschaft auf, zu lernen, mit Menschen mit solchen Orientierungen zu leben und auch ihre kulturellen Werte zu wahren. Das Problem ist, dass viele Einwohner es versäumt haben, die sich ändernden Zeiten zu akzeptieren, also sollten wir endlich lernen, damit zu leben, denn dies ist eine Ära des Wissens!“

Homosexuelle als juristisches Freiwild

Die Situation schwuler Männer und lesbischer Frauen spitzt sich in Uganda schon seit beinahe zwanzig Jahren immer mehr zu. Sexuelle Akte, die “gegen die Natur verstoßen“, können mit einer hohen Geldstrafe sowie einer Haftstrafe von 14 Jahren bestraft werden. Bis heute wird der Paragraph oft angewandt, um homosexuelle Männer einzuschüchtern, zu verfolgen und zu inhaftieren. Erst 2014 wurde das sogenannte Anti-Homosexualitäts-Gesetz verabschiedet, das eine nochmalige Strafverschärfung vorsieht. Am Tag, nachdem das Gesetz in Kraft getreten war, veröffentlichte das landesweite Boulevardblatt Red Pepper eine Liste mit zweihundert mutmaßlichen Homosexuellen, die jetzt sozusagen zum “Abschuss freigegeben“ seien.

Mehrere westliche Staaten wie Schweden, die Niederlande und auch die USA setzten daraufhin ihre Entwicklungshilfen bis auf weiteres aus, die Weltbank stoppte einen 90 Millionen-US-Dollar-Kredit der ugandischen Regierung. Im gleichen Jahr erklärte das landeseigene Verfassungsgericht die Gesetzesverschärfung für nichtig – sie findet trotzdem bis heute Anwendung. Eine finale Klärung soll seitens des Obersten Gerichtshofes Ugandas erfolgen.    

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