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Bundesregierung erzürnt Gay-Community

MPX-Impfstoff auf Raten Gesundheitsamt will 19.500 weitere Impfdosen verteilen

ms - 29.08.2022 - 10:00 Uhr

Das Gesundheitsministerium hat jetzt bekanntgegeben, dass es bereits in dieser Woche weitere 19.500 Impfstoffdosen gegen die Affenpocken (MPX) verteilen möchte. Vor allem in Berlin übersteigt die Nachfrage seit Wochen das magere Angebot. Zu den mehrfach wiederholten Forderungen, die Bundesregierung müsse ihre Impfstoffbestellung von aktuell offenen 200.000 Einheiten auf mindestens eine Million Dosen erhöhen, äußerte sich Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) nicht.

Bisher hat die Bundesregierung seit Juni rund 45.000 Impfstoffeinheiten verteilt, wobei es zuletzt mehrfach zu Umverteilungen kam, nachdem andere Bundesländer Impfstoff noch vorrätig hatten, während in Berlin viele schwule und bisexuelle Männer momentan händeringend auf eine Impfung warten – aktuell ist es oftmals gar nicht mehr möglich, überhaupt auf eine Warteliste zu kommen. Die Lage dürfte sich im Wesentlichen erst ändern, wenn die 200.000 bestellten Einheiten bis Ende September tatsächlich in Deutschland ankommen. Die jetzt freigegebenen knapp 20.000 Dosen betrachten viele aus der Gay-Community daher nur als einen Tropfen auf den heißen Stein. Wichtig, aber bei weitem nicht ausreichend.

Andere Länder wie Österreich strecken beispielsweise aktuell die Impfdosen, um deutlich mehr Menschen aus der Risikogruppe MSM (Männer, die Sex mit Männern haben) impfen zu können. Die Schweiz hat auf Druck der LGBTI*-Community inzwischen Impfdosen für 60 Prozent aller schwulen und bisexuellen Männer im Land bestellt. Umgerechnet auf Deutschland würde dies bedeuten, die Bundesrepublik müsse bei einer Zweifach-Impfung wie in der Schweiz rund sieben Millionen Impfeinheiten bestellen. Die Wut über die aktuelle Herangehensweise der Bundesregierung wächst innerhalb so in der deutschen Gay-Community wahrscheinlich weiter an. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach erklärte indes, dass eine Ausbreitung der Affenpocken in jedem Fall verhindert werden müsse: "Dazu gehören eine gute Kontaktnachverfolgung durch die Gesundheitsämter, eine umfassende Aufklärung und eben auch die Impfung besonders gefährdeter Menschen (…) Mit der Beschaffung des Impfstoffs und der gezielten Information besonders gefährdeter Gruppen steht Deutschland im europäischen Vergleich vorn.“ Dem würden nicht wenige Männer aus der LGBTI*-Community aktuell eher widersprechen. Wie genau die jetzt rund 20.000 Einheiten verteilt werden, soll kurzfristig in dieser Woche entschieden werden. Es ist davon auszugehen, dass der größte Anteil der Impfdosen nach Berlin geht, rund die Hälfte der aktuell rund 3.400 Fälle von MPX kommen aus der Hauptstadt.

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