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Zwei trans* Kandidatinnen schafften es ins Halbfinale

Wahl zur Miss Germany Zwei trans* Kandidatinnen schafften es ins Halbfinale

co - 13.12.2022 - 15:45 Uhr

Vor drei Jahren gestaltete sich die Wahl zur Miss Germany laut eigener Aussage neu: Weg vom einfachen Schönheitswettbewerb und hin zur Auszeichung für Frauen, die „Verantwortung übernehmen“ und bereit sind, „die Welt zu verändern“ – Frauen mit einer Mission. Jetzt stehen die zwanzig Halbfinalistinnen der Miss Germany Staffel 2022/23 fest. Unter ihnen sind zwei Frauen offen trans*. Das sind ganze zehn Prozent!

Das ist Saskia

Die 18 Jahre alte Saskia aus Oldenburg in Niedersachsen hat sich „selflove & sustainability“ auf die Fahne geschrieben. Vor allem möchte sie trans* Personen und auch allen anderen Menschen zeigen, dass trans* Frauen auch Frauen sind: „Eine Frau identifiziert sich nicht nach dem Geschlecht oder dem Aussehen, denn es gibt viele Arten von Frauen.“ Jede Frau sei „einzigartig und besonders“: „Eine Frau definiert sich über ihre Selbstbestimmtheit, ihre Authentizität oder Natürlichkeit aber auch über ihre Stärke und ihr Selbstbewusstsein.“

Von Akzeptanz zur Selbstliebe

Für Saskia ist „Akzeptanz der erste Schritt zur Selbstliebe“. Jede Person sollte sich im eigenen Körper wohlfühlen – oder zumindest keine Hemmungen oder Ängste haben. Man solle sich nicht an anderen Menschen orientieren, wenn es um das eigene Wohlgefühl und Glück ginge. Das möchte Saskia anderen zeigen: „Warum es so wichtig ist, sich selbst und andere so zu lieben und zu akzeptieren, wie sie sind“ – „für ein selbstbestimmtes Leben voller freier Liebe und grenzenloser Akzeptanz“.

Das ist Laurén

Die 22 Jahre alte Laurén aus Bad Nenndorf bei Hannover setzt sich für Selbstliebe und Kreativität ein. Sie befindet sich gerade im letzten Semester ihrer Ausbildung zur Atem-, Sprech- und Stimmlehrerin. Laurén liebt Musik und das Musizieren, ist sportlich, ehrgeizig und sagt immer direkt das, was sie denkt. Bei Miss Germany steht sie „für Wandel und eine diverse, freie Gesellschaft“, denn es sei nicht schließlich im Interesse aller Menschen, „in unserem Tun und Handeln so frei wie möglich zu sein?“

Fühlte sich selbst eingeschränkt

Die Freiheit halte Laurén deshalb so hoch, weil sie sich einst in ihrem Sein „sehr eingeschränkt“ fühlte: „Und das war damals das schlimmste Gefühl, welches ich je hatte. Ich bin transgender und habe im Laufe der letzten Jahre gemerkt, dass das Geschlecht, welches mir bei meiner Geburt zugeordnet wurde, nicht mit meinem geschlechtlichen Empfinden übereinstimmte.“ Seit sie die „Diagnose Geschlechtsdysphorie“ erhalten habe, habe sich ihr Leben „auf allen Ebenen zum Positiven gewandelt“. 

Keine Aufklärungsarbeit

Sie sehe es jedoch nicht als ihre Mission bei Miss Germany, Aufklärungsarbeit über die trans* Thematik zu leisten. Daher habe sie sich auch überwinden müssen, um bei der Wahl mitzumachen – sie wusste, dass es bei ihr nicht nur um ihr Menschsein gehen würde, sondern vor allem um ihre trans* Identität. Ihr Traum ist es, „eine Zukunft zu schaffen, in der wir uns in erster Linie als Menschen begegne[n], ohne Betracht unserer Geschlechtsidentität oder unserer sexuellen Orientierung. Denn letztendlich macht das für mich eine freie, diverse Gesellschaft aus“. 

Finale im März

Das Finale wird am 4. März 2023 in einer Live-Show ausgestrahlt. Es ist das 21. Mal, dass das Finale im Europapark ausgetragen wird. Erstmals wird es jedoch von der bekannten RTL-Moderatorin Frauke Ludowig und ihrer Tochter Nele kommentiert. Für das Mutter-Tochter-Gespann ist es der erste gemeinsame Live-Auftritt. Damit will die Auszeichnung zeigen, dass es „auch ernsthafte Themen aufgreift, ohne dabei jedoch den Humor zu verlieren“.

Über die Moderatorinnen

Seit 1994 ist Ludowig Chef-Moderatorin und Redaktionsleiterin bei der RTL-Sendung „EXCLUSIV“, seit 2021 ist sie Kreativ-Direktorin bei bei RTL Deutschland. Auch heute noch moderiert sie Sendungen wie „EXCLUSIV – WEEKEND“ und Primetime-Shows. Ihre Tochter Nele ist 19 Jahre alt und studiert Journalismus. Ihren ersten Auftritt als Moderatorin hatte sie – ebenso gemeinsam mit ihrer Mutter – bei der „Remus Lifestyle Night“ auf Mallorca.

Die beiden Frauen freuen sich auf den gemeinsamen Auftritt: „Es wird eine spannende Aufgabe gemeinsam mit Nele die Moderation des Miss Germany-Finales 2023 zu übernehmen, auf die ich mich sehr freue“, so Ludowig. „Nach meiner Jury-Tätigkeit in den letzten Jahren bei Miss Germany freue ich mich nun gemeinsam mit den Finalistinnen auf der Bühne zu stehen und durch die Liveshow zu führen.“ Ihre Tochter fügte hinzu: „Es ist für mich eine große Ehre, das Miss Germany Finale zu moderieren. Mit meiner Mutter habe ich die bestmögliche Unterstützung an meiner Seite, von der ich mir sehr viel abschauen kann. Ich freue mich sehr auf die Moderation und die starken Persönlichkeiten am Mikrofon.“

Bruce Darnell als Coach und Juror

Chef-Juror wird der aus Heidi Klums „Germany’s Next Topmodel“ bekannte Bruce Darnell. Seit den 80ern coacht er junge Frauen im Model-Business. Schon seit 14 Jahren ist er eine der beliebtesten Persönlichkeiten in der deutschen TV-Landschaft. Er wird die Frauen über die gesamte Staffel hinweg begleiten und anleiten. „Ich freue mich, Miss Germany in der neuen Ausrichtung zu begleiten und Frauen zu finden, die Verantwortung übernehmen“, so Darnell. „Wir suchen keine Models, sondern Menschen, die begeistern. Mich interessieren vor allem die Geschichten hinter den Personen. Ich freue mich, die besonderen Charaktere auf ihrem Weg zu begleiten.“

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